Landtag,
33. Sitzung vom 24.06.2010, Wörtliches Protokoll -
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gibt, in Österreich zu bleiben, eine eigene Existenz aufzubauen und in
jenem Land weiterleben zu dürfen, das für sie eine zweite Heimat geworden ist.
Darunter sind auch Asylwerberfamilien gemeint, deren Verfahren ohne ihr
Verschulden so lange dauern, dass sie am Ende ein zweites Zuhause in Österreich
gefunden haben. Ich möchte nicht, dass es zu weiteren solchen Schicksalen kommt
und ich denke, dass es ein gutes Zeichen seitens der Wiener SPÖ wäre, unserem
Antrag, den ich hiermit einbringe, zuzustimmen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Denn eines ist klar, Worte der Solidarität und des Mitgefühls finden
dieser Tage viele Politiker und Politikerinnen unterschiedlicher Couleurs, aber
was es braucht, sind Taten. Was es braucht, sind Handlungen, die ermöglichen,
dass endlich ein Bleiberecht geschaffen wird und die ermöglichen, dass solche
und ähnliche betroffene Familien in Österreich nicht jeden Tag zittern müssen,
wann die Polizei an die Türe klopfen wird und es endlich so weit sein wird,
dass sie die Koffer packen und innerhalb weniger Stunden Österreich verlassen
müssen. Ich denke, dass das einmal mehr ein unwürdiges Bild für ein Land wie
Österreich ist.
Ich meine, und damit komme ich zum Schluss, dass es der Sozialdemokratie
zu Gesicht stehen würde, einerseits unserem Antrag zuzustimmen und andererseits
auf die eigenen Bundesregierungsmitglieder und die eigenen Abgeordneten dahin
gehend einzuwirken, dass endlich ein menschenwürdiges Bleiberecht in Österreich
geschaffen wird! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Marianne Klicka: Gemäß § 37 der
Geschäftsordnung kommen wir nun zum Verlangen, dass die von den Abgen Matiasek,
Dr Madejski, Mahdalik und Univ-Prof Dr Eisenstein eingebrachte, an den Herrn
Landeshauptmann gerichtete Dringliche Anfrage betreffend „Der
SPÖ-Kampfhundeführschein - ein Kampfvokabel für den Wienwahlkampf" vom
Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte über den
Gegenstand stattfindet.
Die Fragesteller haben auf die Verlesung der Dringlichen Anfrage
verzichtet.
Für die nun folgende Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die
Geschäftsordnung gemäß § 37 Abs 1 eine Redezeit von 20 Minuten
vor.
Zur Begründung der Dringlichen Anfrage erteile ich nun Frau Abg Matiasek
das Wort. - Bitte.
Abg Veronika Matiasek (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Vielleicht mögen einige unter Ihnen sagen, schon wieder dieses Thema,
wir haben es doch schon oft genug besprochen. Wir halten es für notwendig, dass
wir noch einmal darüber reden und dass wir noch einmal ganz eindringlich an Sie
von der SPÖ appellieren, diese wirklich missglückte Gesetzesänderung, wo viel
Aufwand mit sehr wenig Erfolg danach betrieben wird, zurückzunehmen, neu zu
überdenken. Wir haben in diesem Haus schon viele Dinge wiederholt gesagt, immer
wieder diskutiert und das eine oder andere Mal hatten wir damit doch Erfolg und
haben Sie damit zu einem Umdenken bewogen.
Wenn man die Geschichte der Entstehung dieser Änderung des Wiener
Tierhaltegesetzes anschaut, dann ist es zweifellos so, dass diese
Gesetzesänderung betrieben wurde, um hier den Bürgern, die, zweifellos zu
Recht, in dieser Stadt Konflikte und Probleme orten, die sich im Zusammenhang
mit der Hundehaltung in Wien ergeben, etwas zu vermitteln. Da gibt es Probleme,
da gibt es Konflikte und da gibt es auch ein gewisses Gefahrenpotenzial. Aber
diese Gesetzesnovelle, die mit 1. Juli in Kraft tritt, wird nicht dafür
sorgen, dass diese Probleme ausgeräumt werden.
Sie werden wieder, wie auch in allen anderen Fällen, und wir haben das
heute schon etwa im Zusammenhang mit dem Hausbesorgergesetz diskutiert, auf das
tolle Ergebnis Ihrer Volksbefragung verweisen. Ich traue mich zu wetten, dass
jeder, der Ihrer Frage bezüglich dieses Kampfhundeführscheines zugestimmt hat,
in erster Linie wollte, dass - ich formuliere das jetzt salopp und setze es
unter Anführungszeichen - irgendetwas gegen die Hunde in Wien geschieht, weil
es natürlich einerseits viele Liebhaber von Hunden gibt, viele Menschen in
Wien, für die der Hund ein Familienmitglied ist, viele Menschen in Wien, die
ihre Hunde ordnungsgemäß halten, aber es natürlich auch schwarze Schafe gibt.
Das führt auf der anderen Seite dazu, dass es natürlich viele Bürgerinnen und
Bürger in dieser Stadt gibt, die Probleme im Zusammenhang mit der Hundehaltung
sehen, die sich gefährdet fühlen, die sich belästigt fühlen. Das ist so.
Aber es ist eine Augenauswischerei, zu vermitteln, dass mit der Änderung
dieses Gesetzes und mit dieser so genannten Kampfhundenovelle, wie wir sie
nennen, die Probleme wirklich hintangehalten werden. Das fängt schon damit an,
dass Sie hier eine Liste von Rassen definiert haben, wo viele externe Fachleute
vor allem ein Problem darin sehen, diese so darzustellen und zweitens diese
angeführte Liste mit einem Gefährdungspotenzial, das von Hunden ausgeht, gar
nichts zu tun hat. Wenn Sie nämlich auf die Bisshäufigkeit schauen, dann sind
zwei Hunde, die an der Spitze der Statistik stehen, nämlich der Schäferhund und
der Dobermann, auf Ihrer Kampfhundeliste gar nicht drauf. Auch der Begriff des
Kampfhundes ist unter Fachleuten sehr umstritten. Nun haben Sie selbst immer
wieder im Zuge dieser Debatte davon Abstand genommen, von Kampfhunden zu
sprechen. Aber Ihre Plakate der letzten Zeit, sehr geehrte Damen und Herren der
SPÖ, sprechen ausdrücklich von Kampfhunden! Es ist überall in dieser Stadt
plakatiert, dass nunmehr der Hundeführschein für Kampfhunde kommen wird. So
verkaufen Sie das!
Keine Frage, es ist klug, Menschen, die Hunde halten,
dazu anzuhalten, diese ordnungsgemäß und verantwortungsbewusst erstens
auszusuchen, dann zu
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