Landtag, 2. Sitzung vom 17.12.2015, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 85
Abg. Brigitte Meinhard-Schiebel (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Die „Tourismusstrategie 2020“ ist mit Sicherheit ein Erfolgsrezept. Das ist ambitioniert. Wer Wien als Tourismusstadt kennt, weiß auch, welchen monetären, aber auch ideellen Gewinn es bedeutet, eine Metropole zu sein, in die tausende Menschen jährlich kommen, um Wien kennen zu lernen.
Wer sich aber selbst in einer so schönen Stadt wie Wien schon einmal die Füße abgelaufen hat, wird dankbar sein, wenn intelligentes Tourismusservice die Besucherinnen und Besucher und deren wunde Füße entlastet. Die Freude und der Genuss werden dadurch mit Sicherheit erhöht. FußgängerInnenfreundlichkeit in Wien hat im Jahr der FußgängerInnen 2015 schon auf die maroden Füße aller, auch der BesucherInnen, Rücksicht genommen.
Aber Kinder haben kleine Füße und eigene Bedürfnisse. Sie sind kleiner, sie werden müde, der Stephansdom ist nicht ihr erklärtes Lieblingsziel. Aber sie nehmen aus einer Stadt das mit, was sie als kinderfreundlich erleben. Ich erinnere mich daran, dass ich mit zehn Jahren in Stockholm war und hingerissen war, mitten in der Stadt einen wunderbaren Spielplatz zu finden, wo ich bauen und gestalten konnte, wie ich gerne wollte. Das habe ich mir gemerkt.
Ältere Menschen sind keine eigene Kategorie Mensch. Aber auch sie erwarten vom Tourismus und Städtetourismus, dass er ihnen alle Möglichkeiten eröffnet, die auch jüngeren Menschen zur Verfügung stehen. Es braucht keine eigenen Rezepte und es braucht auch keine Konzepte, die auf Defizite spezialisiert sind. Aber zum Beispiel ein paar Parkbänke mehr und auch einmal konsumfrei ausrasten zu können, kann für ältere Menschen ganz wichtig sein. Das ist auch für Kinder und für alle anderen wichtig.
Generationenfreundlichkeit gilt auch für alle Besucherinnen und Besucher. Das heißt, dass intelligente Mobilität für Kopf und Geist Vorrang haben muss in der Tourismusstrategie 2020.
Aber ich nehme auch den Begriff Barrierefreiheit im Tourismus sehr ernst, weil niemand ausgeschlossen werden darf, weil Barrierefreiheit heißt, sich frei bewegen zu können, alles lesen zu können, alles hören zu können, alles ungehindert und unbehindert erleben zu können. Wir werden die Tourismusstrategie 2020 mit besonderem Blick auf diese Punkte unterstützen und auch im Sinne der Stadtaußenpolitik in Europa dafür sorgen, dass wir weiterhin ein Vorbild für ganz Europa sind. Alles, was wir hier finanzieren, kommt x-fach zurück, sowohl in Form von Einnahmen als auch durch den hervorragenden Ruf, den wir als aufgeschlossene und weltoffene Stadt genießen. Darauf dürfen wir zu Recht stolz sein! - Ich danke Ihnen. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Präsidentin Veronika Matiasek: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg. Unger. Ich bitte darum.
Abg. Christian Unger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseher hier im Haus und im Internet!
Ganz kurz zum Kollegen Ornig und zu meiner Vorrednerin: Natürlich ist Barrierefreiheit etwas ganz Wichtiges, überhaupt keine Frage, nicht nur im Tourismus, aber auch. Wir sollten uns nur überlegen, ob wir nicht auch die touristischen Betriebe zur Umstellung vielleicht finanziell anders unterstützen können, als es jetzt passiert. Der Kollege Ornig hat gesagt, Kaffeehaussterben, et cetera glaubt er nicht ganz. Doch, es passiert, keine Frage! (Abg. Markus Ornig, MBA: Es muss kein Kaffeehaus sterben!) Habe ich vielleicht falsch verstanden. (Abg. Markus Ornig, MBA: Ja!) Registrierkassenpflicht, Rauchverbot, Barrierefreiheit sind Kosten für Unternehmer, die man wirklich nicht außer Acht lassen darf. (Beifall bei der FPÖ.)
„Tourismus-Hotspot Wien: Das Ergebnis guter Arbeit.“ - Ja, muss ich sagen, hehre Ziele im Tourismuskonzept. Muss ich sagen, ja, können wir unterstützen. Man muss nur schon eines auch dazu betrachten. Was machen Sie, damit das auch in Zukunft so bleibt?
Sie haben das imperiale Erbe angesprochen, Herr Kollege Strobl. Ich glaube, das ist eines der wichtigsten Dinge, warum die Besucher nach Wien kommen. Aber Sie haben auch den Masterplan Glacis vorgestellt. Sie haben das Hochhauskonzept vorgestellt, eine Ansammlung von Hochhäusern mitten in der Stadt, im Weltkulturgebiet. Ich glaube, dass ein sehr wichtiges Prädikat für den Tourismus in Wien das Weltkulturerbe ist. Ich glaube, dass sehr viel mehr Leute nach Wien kommen, um sich das Weltkulturerbe anzusehen, als irgendwelche modernen Hochhäuser, die dann vielleicht im Bereich des Weltkulturerbes stehen. Ich möchte Sie daran erinnern, dass die UNESCO bei der letzten Sitzung in Bonn sehr wohl das Hochhauskonzept kritisiert hat, den Masterplan Glacis kritisiert hat und, fast mein Lieblingsthema, den Neubau des Turms auf dem Hotel Intercontinental ebenfalls kritisiert hat und gesagt hat, wenn das passiert, verliert Wien das Weltkulturerbe.
Aber es gibt weitere Gebiete, die für Touristen, auch für Wiener, aber speziell für Touristen, sehr wichtig sind. Schauen wir in Richtung 19. Bezirk, Neustift am Walde, Grinzing. Sehr viele alte Häuser kommen in Konflikt mit der sogenannten Abrissbirne, und das gerade in einem Gebiet, wo die Touristen die Wiener Heurigengemütlichkeit sehr schätzen. Was machen Sie? Sie schaffen es leider hier nicht, Konzepte zu bieten.
Schauen wir in den Bereich Otto-Wagner-Spital. Mehrere Anträge von Seiten der Opposition, von den Freiheitlichen, das unter Schutz zu stellen, neu als Weltkulturerbegebiet einzureichen. Was haben Sie gemacht? Leider Gottes nicht zugestimmt!
Wir Freiheitlichen stehen nicht gegen eine neue Architektur. Wir Freiheitlichen sagen, auch die neuen Stadtteile brauchen kulturelle identitätsstiftende Bauwerke, die auch für die Touristen interessant sind. Aber unser Konzept ist, und der Kollege Kraus hat es angesprochen, Tourismus ist eine Zukunftsbranche, wir sagen, nicht das Alte vernichten und durch Neues erset
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