Landtag, 23. Sitzung vom 26.01.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 52
Korosec gefragt hat, nämlich in Bezug auf die Anstellungsmöglichkeit.
Aber was wir gemeinsam, alle miteinander, beschlossen haben, ist, dass wir ab August 2018 Medizinstudierende im Rahmen des klinisch-praktischen Jahres eine Ausbildungstertiale bei einem niedergelassenen Allgemeinmediziner oder bei einer niedergelassenen Allgemeinmedizinerin absolvieren lassen und ihnen dort dieselbe Aufwandsentschädigung wie im Krankenhaus zahlen werden. Das, denke ich mir, ist ein ganz guter, richtiger und wichtiger Schritt, um es attraktiver gestalten zu können und auch nachhaltig mehr Leute dort hineinzubekommen. Wir wissen alle, durchs Tun entsteht auch genau in diesem Bereich wahrscheinlich erst die große Leidenschaft oder die Idee, dass man sich das für sich vorstellen könnte.
Was wir von vielen Jungen wissen, und das spricht auch noch einmal so für die PHCs, ist, als EinzelkämpferIn in die Gemeindebaupraxis zu gehen, machen eh viele. Gerade von den älteren Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern sind das Modelle. Sie leben das so und mögen das auch so. Aber gerade junge Leute finden es vielleicht eben spannender, in solchen primären Versorgungseinrichtungen zu arbeiten, interdisziplinärer arbeiten zu können, nicht allein als Einzelkämpferin, Einzelkämpfer zu arbeiten, sondern mit mehreren gemeinsam im Team zu arbeiten. All diese Vorteile können schon zur Attraktivierung beitragen. Da hoffe ich sehr darauf, dass wir viele junge Leute, die jetzt in der Ausbildung sind, dafür gewinnen können, in den Bereich der Allgemeinmedizin zu gehen.
Präsident Prof. Harry Kopietz: Danke schön. Die nächste Zusatzfrage stellt Herr Abg. Dr. Koderhold. Bitte, Herr Abgeordneter.
Abg. Dr. Günter Koderhold (FPÖ): Grüß Gott, Frau Stadträtin!
Ich freue mich sehr, dass die Finanzierung der Lehrpraxis - das war ein Wunsch, den wir wiederholt geäußert haben - so umgehend von der Gemeinde Wien übernommen wird. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, den Bedarf von 300 Allgemeinmedizinern bei der gegenwärtigen Ausbildungsmenge von nicht einmal 20, meines Wissens nach sind es 17, zu kompensieren.
Ich bin ein bisschen ein Pedant. Ich glaube, es heißt jetzt PVE und PVE-Gesetz. Ich glaube, die Bezeichnung PHC ist natürlich immer noch aus einer gewissen Historie. Aber ich glaube, es heißt jetzt PVE.
Ich komme zum nächsten Punkt. Die PVE-Einheiten, die überlegt wurden, sind an sich vom Konzept Gruppenpraxen mit einem aus der Ärztekammer ausgehandelten Vertrag. Es gibt sehr viele junge Ärzte und Ärztinnen, die gerne eine Gruppenpraxis im Bereich der Allgemeinmedizin machen würden, was ihnen aber von der Gebietskrankenkasse abgelehnt wird.
Jetzt ist es keineswegs so, dass die Gemeinde Wien nicht auf die Gebietskrankenkasse Einfluss nehmen kann. Wenn man sich einmal die Gesetzeslage der Gesundheitsplattform ansieht, kann die Gemeinde Wien durchaus durch die Gesundheitsplattform auf die Gebietskrankenkasse einwirken. Denn die PVE wird es meiner Einschätzung nach so nicht geben. Es wird aber sehr wohl ein Interesse an einer Primärversorgung durch Gruppenpraxen für Allgemeinmedizin geben.
Deshalb meine Frage: Sie haben durchaus die Möglichkeit, auf die Gebietskrankenkasse per Gesetz einzuwirken. Haben Sie vor, um auch alle Möglichkeiten der Primärversorgung in Wien durch Allgemeinmediziner zu gewährleisten, das auch umzusetzen?
Präsidentin Veronika Matiasek: Frau Landesrätin, bitte.
Amtsf. StRin Sandra Frauenberger: Herr Abgeordneter!
Auch hier muss ich wirklich sagen, es ist sehr lange in der Gesundheitsversorgungsgeschichte und in den Verantwortlichkeiten immer wieder gern ein Konflikt konstruiert worden. Ich kann diesen nicht erkennen. Wenn ich in der Landeszielsteuerung sitze, wenn ich in der Gesundheitsplattform sitze, dann treffe ich nicht auf GegnerInnen einer Idee, sondern sowohl die Wiener Gebietskrankenkasse ist überzeugt von den Primärversorgungseinrichtungen, von den PHCs, hat wirklich großen Willen, diese 16 so rasch, gut und schnell wie möglich umzusetzen, aber auch in der Ärztekammer sehe ich diesen Widerstand nicht. Wir haben uns jetzt zum Beispiel gemeinsam darauf geeinigt, zu schauen, wo wir Gruppenpraxen haben, wo der Gruppenpraxis eine dritte Stelle zugestanden wird, wer denn Interesse hat, in eine Primärversorgungseinrichtung umzuwandeln, was wir da tun können, wie wir hier unterstützen können. Wenn wir mit Leuten, die überlegen, umzuwandeln, sprechen und fragen, woran es bei ihnen scheitert oder was sozusagen das Thema ist, dann ist es oft ein Informationsmanko. Es ist aber auch ein Abwarten, und das verstehe ich auch von den Stakeholdern, wie zum Beispiel der Ärztekammer, wie es letztendlich mit dem Gesetz ausschauen wird, und ob jemand entscheidet, er macht ein PHC, bevor die gesetzliche Lage nicht ganz klar ist. Das sind Punkte, wo ich sage, das ist nicht konfliktorisch, sondern da geht es darum, dass natürlich jeder mit seinen Interessen darauf schauen möchte, dass er immer das Beste herausholt für, und das muss man schon sagen, die Patientinnen und Patienten. Das ist auf jeden Fall mein Auftrag. Wenn ich heute mit den Stakeholdern am Verhandlungstisch sitze und einbringe, ich würde mir vorstellen, wir machen im 15. Bezirk etwas, wir machen etwas im 10., wir machen etwas im 12., wir brauchen etwas, da muss etwas weitergehen, dann mache ich das im Interesse der Wienerinnen und Wiener, der Patientinnen und Patienten. Das Gleiche glaube ich auch von den Menschen, die mit mir am Tisch sitzen.
Das Einzige, was wir jetzt brauchen, ist, wir brauchen ein bisschen mehr Energie, um das endlich einmal auf die Beine zu stellen. Dafür brauchen wir das Gesetz. Sie können sich ganz sicher sein, dass ich mich nicht nur mit Leidenschaft und mit Herz, sondern auch mit dem entsprechenden Nachdruck dafür einsetze, dass wir das in Wien alsbald auch wirklich beschließen können.
Präsidentin Veronika Matiasek: Die 4. und letzte Zusatzfrage stellt Herr Abg. Dipl.-Ing. Dr. Gara.
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