Landtag, 27. Sitzung vom 28.09.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 51
auch zu schaffen, den Lehrerinnen und Lehrer nutzen können.
Wir schaffen die Hotline genau aus diesem Grund, nämlich um einen niederschwelligen Zugang für Lehrerinnen und Lehrern zu schaffen. Oft ist man ja in einer Situation, wo man nicht sicher ist, soll man die Schulaufsicht einschalten, kann die Kinder- und Jugendhilfe helfen, ist es eventuell sogar ein Thema für die Polizei, muss ich mich dort aus rechtlichen Gründen melden. Und genau das ist der Grund, warum man eben ab Montag bei der Soforthilfe-Hotline erstens einmal anrufen kann, und zweitens einmal, und das ist das Wichtige, auch ein kompetenter Ansprechpartner, eine kompetente Ansprechpartnerin am Hörer ist.
Wichtig dabei ist, dass der Dienstweg nicht eingehalten werden muss, das heißt, man muss nicht bei der Direktorin nachfragen und Formalitäten einhalten, ein Anruf ab Montag genügt. Wenn ein Lehrer oder eine Lehrerin anruft, wird - um Ihre Frage konkret zu beantworten - natürlich zuerst einmal versucht, das Problem oder das Thema zu klären und zu schauen, was hier passiert ist. Dann muss man schauen, ob Gefahr in Verzug ist oder akuter Handlungsbedarf besteht. Da wird es in Kürze auch eine Soforthilfegruppe für die Wiener Schulen geben.
Meiner Meinung nach muss man sich natürlich, und dafür sind auch die ExpertInnen da, jedes Problem ansehen, um dann die Lehrkraft, die Lehrerinnen oder den Lehrer mit den Unterstützungssystemen zu vernetzen. Falls notwendig, kann das natürlich auch in einem persönlichen Gespräch darauffolgend passieren, und auf Wunsch natürlich auch anonymisiert.
Wie gesagt, Start ist Montag in der Kinder- und Jugendanwaltschaft, ab Jänner wird sie in die Bildungsdirektion übersiedeln, und die Hotline ist von Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr erreichbar. Wenn Eltern oder SchülerInnen bei der Hotline anrufen, werden sie natürlich nicht abgewiesen, die Kinder- und Jugendanwaltschaft ist ja grundsätzlich eine Ansprechpartnerin für Kinder und Jugendliche, Hauptfokus sind aber die Lehrerinnen und Lehrer.
Präsident Ernst Woller: Die 2. Zusatzfrage stellt Frau Abg. Mag. Emmerling. Ich erteile ihr das Wort.
Abg. Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Guten Morgen, Herr Landesrat, vielen Dank für die Beantwortung!
Jetzt wissen wir auch genau, wie diese Hotline funktioniert, das ist sicher eine gute Sache. Sie haben auch weitere Pläne erläutert, die Sie jetzt im Pflichtschulbereich in Wien vorhaben. Was mich noch interessieren würde und was jetzt ein bisschen ausgelassen wurde: Es wurde gestern auch kurz von Ihnen die Unterstützungsleistung für Lehrerinnen und Lehrer angesprochen. Glauben Sie, dass eine Hotline reicht, um im Notfall, Akutfall einzugreifen und den Lehrer zu unterstützen, oder gibt es auch längerfristige, nachhaltigere Maßnahmen, die Lehrerinnen und Lehrer besser auf aktuelle Situationen in den Schulen vorbereiten können?
Präsident Ernst Woller: Herr Landesrat.
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Danke für die Frage, ich könnte sie sehr schnell beantworten: Nein, ich glaube nicht, dass eine Hotline reicht.
Zuerst einmal: Die Hotline ist auch dazu da, um Lehrerinnen und Lehrern noch schneller auch an die vielen Unterstützungsmaßnahmen zu bringen, die es jetzt schon gibt. Allein in Wien stehen Lehrerinnen und Lehrern ein umfassendes Netzwerk an Psychagoginnen und Psychagogen in der Schule, an Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern - leider stark dezimiert durch die Kürzung beim Integrationstopf - zur Verfügung. Die MAG ELF hat aber selbst natürlich sehr, sehr viele Unterstützungspersonen, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter im Einsatz. Ich habe das gestern am Beispiel Favoriten erzählt, wo alleine in der Region Süd, wenn wir jetzt bei diesem Beispiel bleiben, etwa 66 Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter der MAG ELF zur Verfügung stehen. Die Förderung 2.0 versteht sich auch als Unterstützung von Lehrerinnen und Lehrern.
Und trotzdem bin ich nicht der Meinung, dass man hier genug getan hat. Das ist ja eindeutig so. Wenn auch nur ein Fall geschildert wird, wo eine Lehrerin oder Lehrer entweder sagt, ich weiß nicht genau, wer mir helfen kann, oder aber, ich fühle mich mit dieser Hilfe, die angeboten ist, zu wenig unterstützt, dann ist es unsere gemeinsame Aufgabe, zu überlegen, was es mehr braucht. Unser Wunsch wäre, dass es hier einen gemeinsamen Weg gäbe und dass es auch bundesweit ein Bekenntnis dafür gäbe - ich spreche leider bewusst im Konjunktiv derzeit -, dass in Städten die Herausforderungen größer sind. Städte haben die Aufgabe - das sieht die Verfassung so vor -, Schulen zu erhalten, Schulen zu bauen, und der Bund hat die Herausforderung - das ist eine große Herausforderung - und Aufgabe, Lehrerinnen und Lehrer und das notwendige Personal zur Verfügung zu stellen. Ich denke mir aber, dazwischen gibt es das große Feld für potenzielle Zusammenarbeit. Das ist überhaupt kein Thema. Wenn man sich da sozusagen zurücklehnt und sagt, es geht mich nichts an, wir ziehen die Förderung 2.0 wieder ab, und der Bund sagt auch, wir machen Dienst nach Vorschrift - das tut er leider immer mehr -, dann werden wir nicht weiterkommen. Daher auch unsere ausgestreckte Hand im Hinblick auf das Mehr und auch auf mehr Unterstützung.
Präsident Ernst Woller: Die 3. Zusatzfrage stellt Frau Abg. Schwarz. Ich erteile ihr das Wort.
Abg. Sabine Schwarz (ÖVP): Guten Morgen, Herr Stadtrat!
Ich möchte gerne aus dem Buch zitieren und dann meine Frage anschließend formulieren. Ich zitiere: „Offensichtlich ist es auch beim Jugendamt leichter, zu verwalten als zu verändern. Dieser Eindruck hat sich in den vielen Gesprächen mit Lehrern, Psychologen und Sozialarbeitern bestätigt. Wer auf Probleme in Schulen und Familien aufmerksam macht, hat auch beim Jugendamt einen schweren Stand. Es ist nämlich ähnlich wie bei vielen Lehrern. Aus Angst vor negativen Konsequenzen schweigt man häufig im Zweifelsfall weiter über die bestehenden Missstände.“ - Zitat Ende.
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