«  1  »

 

Landtag, 28. Sitzung vom 05.10.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 15 von 28

 

gibt viel Engagement, viel Idealismus, aber immer auch Ähnliches zu hören, und zwar, dass man sich ein bisschen allein gelassen fühlt, dass es zu wenig Unterstützung gibt, dass man nicht weiß, wo man sich hinwenden kann, dass Probleme nicht offen angesprochen werden können. Und das ist schon ein Problem. Ich weiß, es wurde jetzt zuletzt auch eine Hotline eingerichtet. Also man ist da dran, keine Frage. Aber ich bin definitiv oder wesentlich definitiv davon überzeugt, dass man hier mehr tun muss, und dass das ganz ein entscheidender und wesentlicher Faktor ist, um unser Schulsystem wieder gut aufzustellen. (Beifall bei den NEOS.)

 

Es wird meines Erachtens auch nicht reichen, hier den Bund mittels Resolutionsanträgen zu etwas aufzufordern. Man muss schon schauen, was im eigenen Bereich, auch im Bereich der Kompetenz der Stadt liegt, um hier selbst tätig zu werden. Wenn ich an den Bund denke, da geht man zurück in die 50er Jahre, also Reformpädagogik abgeschafft. Auch jede aktuelle evidenzbasierte, wissenschaftliche Erkenntnis im Bildungsbereich wird einfach außen vor gelassen, nicht mehr darüber geredet. Ziffernnoten kommen zurück, Durchfallen wieder, also etwas, was man eigentlich längst hinter sich gelassen haben sollte. Also Reformschritte sind hier keine zu erwarten.

 

Aber zurück zu den Lehrern. Wir haben ja auch einen Lehrermangel zu erwarten. Es steht uns eine Pensionierungswelle bevor. In den nächsten 10 Jahren sind rund 40 Prozent aller NMS-Lehrerinnen und -Lehrer weg. Dazu kommt noch die Lehrerausbildung Neu. Hier werden auch einige wegfallen, weil sie danach die Wahlfreiheit haben, ob sie in die AHS-Unterstufe oder in die NMS gehen. Und dann muss man sich für Wien schon die Frage stellen: Na, wo werden diese hingehen mit diesem Image, das die NMS derzeit hat? Natürlich in die AHS, wenn sie irgendwie die Chance bekommen! Da dürfen wir nicht hin! Da müssen wir jetzt Maßnahmen setzen, damit das nicht passiert. (Beifall bei den NEOS.)

 

Ich habe deswegen auch einen Antrag mit bezüglich einer Lehreroffensive. Wir sind überzeugt davon, wir stellen uns die „Teach for Austria“ zum Beispiel vor, oder auch die London Challenge, wie es mein Kollege schon erwähnt hat. Da hat man ganz massiv darin investiert, Lehrerinnen und Lehrer zu unterstützen, zu coachen, begleitend zu coachen, in Ausbildungsprogramme, Fortbildungsprogramme zu investieren und ihnen ständig und vor allem am Anfang zur Seite zu stehen. Dementsprechend ein Antrag für eine Lehreroffensive, den ich hier heute einbringen will, der genau jene Punkte abdeckt. (Beifall bei den NEOS.)

 

Dieses Alleingelassenfühlen, was wir ständig hören, das liegt natürlich auch an den Herausforderungen, die Lehrerinnen und Lehrer haben, nicht nur im Vermitteln der Bildung, der Bildungsstandards, der Unterrichtsfächer, sondern auch im Lösen von Problemen, die sich in einer Klasse ergeben. Da ist es ganz eklatant und ersichtlich, dass wir zu wenig Schulsozialarbeiter und zu wenig Unterstützungspersonal an den Schulen haben. Die brauchen wir dringend, gerade an den Brennpunktschulen, also solche mit wirklich sehr hoher sozialer Belastung, und die haben wir in Wien. Wir bräuchten fixe Schulsozialarbeiter direkt an den Standorten, damit der Zugang niederschwellig ist, damit nicht extra angesucht werden muss, damit nicht vorher groß ein Problem benannt werden muss, damit einfach diese vor Ort sind und auch für die Schülerinnen und Schüler leicht erreichbar sind. Auch dahin gehend ein Antrag von uns. Die Finanzierung kann man natürlich durch Einsparungen im politischen System der Stadt Wien auch gut erreichen, aber natürlich auch über … Diesbezüglich der Antrag, den ich so jetzt einbringen möchte. Und da fehlt mir noch was. Nein, das ist der Antrag. (Beifall bei den NEOS.)

 

Aber jetzt auch zu den Bildungsstandards zurück und zu den möglichen Ursachen für das schlechte Abschneiden. Es ist ja nicht so, dass die Probleme erst in der NMS auftreten. Sie treten ja schon vorher auf, in der Volksschule. Wir haben, ich glaube, ein Fünftel der Wiener Volksschulkinder, die elementare Lesefähigkeiten nicht mitbringen beziehungsweise die Volksschule ohne diese Lesefähigkeiten abschließen. Ein Fünftel wird auch als außerordentliche Schülerinnen und Schüler in den Wiener Volksschulen geführt, also solche, die nicht ausreichend Deutsch sprechen, um dem Unterricht zu folgen. Trotzdem ist Wien das Bundesland, wo einfach die Volksschulklassen am größten sind. Wir haben in Österreich durchschnittlich 19 Kinder pro Volksschulklasse und in Wien sind es 22. Ja, das ist ein Schnitt, aber in Wahrheit sind es in vielen Klassen noch viel mehr. Und wir glauben, kleinere Volksschulklassen sind ein wichtiger Beitrag dazu, dass man Kinder viel gezielter fördern kann, viel mehr auf individuelle Bedürfnisse eingehen kann und auch viel leichter erkannt wird, wo die wahren Herausforderungen liegen und Unterstützungsmaßnahmen benötigt werden. Ich bringe daher meinen letzten Antrag heute ein:

 

„Die Wiener Landesregierung wird dazu aufgefordert, sich gegenüber der Bundesregierung für eine indexbasierte Förderung im Schulwesen einzusetzen. Gerade diese Indexbasierung soll eben dazu dienen, kleinere Volksschulklassen einzurichten. Die Schulen sollen in ihrem autonomen Entscheidungsbereich selbst festlegen können, welche Fördermaßnahmen sie mit dem zusätzlichen Geld finanzieren wollen.“

 

Diesen Antrag bringe ich als Zuweisung ein. Ich würde mich freuen, wenn wir hier einen Konsens haben. Ich habe es heute in der Debatte - es gab viele Gesichtspunkte, die sehr interessant waren. Andere, die nur Kopfschütteln auslösen, waren genauso dabei. Deswegen sprach ich auch vom Ideologiekampf. Es würde mich freuen, wenn wir darüber hinwegkommen, weil ich finde es schon schade, dass wir eine Bildungsdebatte führen und hier über die großen Probleme und Herausforderungen sprechen müssen, die uns umgeben, und nicht über die Bildung selbst: Was soll Bildung leisten? Wie stellen wir uns Bildung in Zukunft vor? Stattdessen gibt es ein Aufhetzen von der einen Seite. Und ja, die jahrzehntelange Blockadepolitik auch von Schwarz-Rot, die wirklich nur an Schräubchen gedreht hat, wo man keine großen Reformschritte gemacht hat. Momentan ist hier in der Diskussion sowieso Stillstand. Das finde ich unendlich

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular