«  1  »

 

Landtag, 42. Sitzung vom 28.01.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 6 von 72

 

konkrete Hinweise. Wann immer es konkrete Hinweise gibt, dann freuen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Bildungsdirektion, diesen Hinweisen nachzugehen. Das ist ja auch ihr Job und das macht ja auch die Arbeit besser, wenn man konkrete Hinweise darauf hat, wo es nicht funktioniert.

 

Zum Allgemeinen: Es ist so, dass ich selbstverständlich mit Frau Kollegin Wiesinger gesprochen habe, dass auch der Herr Bürgermeister die Kollegin Wiesinger gemeinsam mit mir eingeladen hat, es hat insgesamt mehrere Gespräche gegeben. Es hat auch sehr viele Schritte gegeben in Richtung von Vorschlägen, die Frau Kollegin Wiesinger, so wie viele andere auch, gemacht hat. Das ist ja auch die Stärke dieses Buches. Es ist nichts Böses, wenn man Vorschläge bringt, die andere schon gemacht haben, im Gegenteil, es greift konkrete Dinge auf, die im bildungspolitischen Diskurs von Expertinnen und Experten gemacht wurden.

 

Ein Beispiel: Die konkrete Verknüpfung der Kinder- und Jugendhilfe mit den einzelnen Schulstandorten, also nicht die Kinder- und Jugendhilfe als - wenn man so will - anonym wahrgenommenes Unterstützungssystem wahrzunehmen, das man im Anlassfall von der Schule in Anspruch nimmt, sondern mit den neugeschaffenen Bildungsschulkooperationsteams als konkrete Ansprechpartner für die Schulen, für die Lehrerinnen und Lehrer, die Kinder über mehrere Wochen begleiten. Das war zum Beispiel einer dieser Schritte, die wir gegangen sind. Das Soforthilfetelefon war einer der Schritte, die wir gegangen sind. Der Ausbau des psychosozialen Unterstützungspersonals war ein Schritt. Alles Vorschläge, die auch, so wie viele andere - ich zum Beispiel -, Frau Kollegin Wiesinger gemacht hat.

 

Und ich glaube, es ist ein Beispiel dafür, dass man recht pragmatisch mit Vorschlägen in der Bildungspolitik umgeht, vielleicht mit ein bisserl weniger ideologischem Grabenkampf, und dann kommt man drauf, viele dieser Vorschläge sind gut, das kann man machen, wenn man sich grundsätzlich dazu bekennt, dass man Schulen unterstützt und ihnen keine Krücken in den Weg wirft.

 

Präsidentin Veronika Matiasek: Die 4. Zusatzfrage stellt Herr Abg. Dr. Schmid.

 

9.21.32

Abg. Dr. Gerhard Schmid (SPÖ): Sehr geehrter Herr Landesrat, einen schönen guten Morgen! Sie haben durch die Beantwortung der letzten Zusatzfrage fast meine Zusatzfrage schon vorweggenommen. Die Frau Wiesinger hat in diesem Buch ja eine ganze Reihe von Vorschlägen und Ideen entwickelt, die dann zu konkreten Maßnahmen führen sollen. Sie haben sich das sicher angesehen. Ich wollte Sie da nur bitten und einladen, zu diesen konkreten Vorschlägen der Frau Wiesinger ein bisschen Stellung zu nehmen.

 

Präsidentin Veronika Matiasek: Herr Stadtrat. - Bitte.

 

Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Danke für die Frage. Wie schon gesagt, es ist so, dass viele Vorschläge von Frau Wiesinger seit Jahren von Seiten von Pädagoginnen und Pädagogen, Expertinnen und Experten gar nicht hinterfragt sind, sondern auch über weite Teile in der politischen Landschaft - es gibt ein paar Ausnahmen - Common Sense, und ich kann da ein paar Beispiele bringen:

 

Ja, es braucht einen Ethikunterricht für alle, denn gemeinsame Regeln und Werte kann man nur gemeinsam diskutieren und nicht, wenn man nach Religionen aufgeteilt ist. Auch nicht, wenn Ethikunterricht nur für die da ist, die sich von der Religion abmelden, sondern eben für alle. (Beifall bei SPÖ, GRÜNEN und NEOS.)

 

Ja, wir brauchen eine flächendeckende Ganztagsschule. Die Schulerhalter stemmen hier in Österreich die ganze Last, aber aus Wiener Sicht kann ich nur sagen, wir tun es gerne und mit voller Überzeugung.

 

Ja, wir brauchen mehr Flexibilität bei den Deutschklassen, ich hoffe, hier kommt langsam Bewegung in die Sache, da man sonst noch einen Jahrgang verliert.

 

Ja, wir brauchen mehr Unterstützungspersonal. Das habe ich schon gesagt und ich habe auch schon gesagt, dass wir gerade mit dem Respekt-Projekt versuchen, vorzuhüpfen, was das an einem Schulstandort bringt.

 

Ja, wir brauchen eine praxisnahe Lehrerinnen- und Lehrerausbildung.

 

Ja, es tut der Gesellschaft nicht gut, wenn man die Kinder im Alter von neuneinhalb Jahren in zwei Schulsysteme aufteilt.

 

Das sind alles Vorschläge, alles Kritikpunkte von Frau Kollegin Wiesinger. Gerade, was die Aufteilung von Schülerinnen und Schüler in einem viel zu frühen Alter betrifft, ist es leider so, dass - das muss ich sagen - die aktuelle Bundesregierung jeden Änderungswillen aufgegeben hat. Es ist sogar so, dass durch die AHS-Aufnahmeprüfung in der 3. Klasse Volksschule der Druck auf die Kinder noch mehr erhöht wird. Das finde ich schlecht.

 

Aber natürlich, es gibt auch Forderungen von Frau Wiesinger, das habe ich schon gesagt, die man diskutieren kann und muss, die aber aus meiner Sicht gegenteilige Effekte haben. Da komme ich auf die Frage von Frau Kollegin Schwarz am Beginn zurück. Ich nehme zur Kenntnis, dass Frau Kollegin Wiesinger so wie auch einige andere Pädagoginnen und Pädagogen glauben, dass man Kooperationen von Eltern und Schülerinnen und Schülern primär mit Zwang und Strafen erreichen kann. Viele andere Pädagoginnen und Pädagogen und besonders Expertinnen und Experten - ich auch - fürchten, dass damit nur die Konfrontation zwischen Schule und Elternhaus verschärft werden würde. Ich glaube, es braucht Hinschauen und Arbeit mit Pädagoginnen und Pädagogen, und die brauchen Zeit und Ressourcen, mit den Familien zu arbeiten. Das wird man allein mit einer Strafe nicht machen.

 

Es gibt auch ein zweites Thema, wo ich entschieden anderer Meinung bin als Frau Kollegin Wiesinger, das ist das Thema Busing, da geht es darum, Kinder zwangsweise in einen anderen Bezirk zu verschicken. Das sehe ich sehr kritisch. Erstens einmal ist es unter den rechtlichen Voraussetzungen, die wir in Österreich haben, so, dass es einem Förderprogramm für Privatschulen gleichkäme, und als Bildungsstadtrat sehe ich es als meine Aufgabe, die öffentliche Schule ums Eck zur Schule der Wahl zu machen. Zweitens ist es so, dass die Wiener

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular