Landtag, 14. Sitzung vom 23.06.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 83
erweiterten Öffnungszeiten - wir haben überhaupt rund um die Uhr verlangt - gefordert, wo sich die Bezirksbevölkerung auch in den Abendstunden hinwenden kann, um in einer Notfallsituation eine Erstversorgung zu bekommen, wo man Hilfe bekommt.
Wenn Sie sich erinnern, die Primärversorgungszentren hat man dann als Erweiterung einer Gruppenpraxis erfunden, also drei Ärztinnen und Ärzte, aber ergänzt auch um zum Beispiel Wundmanagement, Pflege und andere Angebote, je nachdem, welchen Schwerpunkt diese Einheit betreiben will oder soll. Das war dann sozusagen die Forderung nach einem PHC, und wir haben gleich gesagt, das ist diese spitalsersetzende Ambulanz, die wir uns vorstellen. Das wäre so etwas, und haben das betrieben, gefordert, auch gefördert, haben mit Ärztinnen und Ärzten gesprochen, haben auch zwei gefunden, die mittlerweile zu dritt sind und die bereit sind, mittlerweile ist es auch schon ausgeschrieben und genehmigt worden.
Noch immer, wir reden von 2011, war die Forderung, das ist recht gut gewesen, da waren wir schnell, da haben wir gleich gefordert, nur leider gibt es das noch immer nicht. Da muss man schon ein paar Dinge dazu sagen. Weil die Kollegin Korosec, die ich im Übrigen sehr schätze, jetzt sehr für die Primärversorgung Werbung macht, bin ich doch gezwungen, zu erwähnen, historisch gesehen, nämlich bis vor Kurzem, war Kollegin Korosec ausschließlich auf dem Hausarzt, sage ich jetzt mit Anführungszeichen.
Der Hausarzt, ja, wir haben den Hausarzt, und der Hausarzt muss bleiben, und sonst nichts. Das hat sich dann mit der Zeit ein bisschen verändert, wie man gesehen hat, dass die Hausärztinnen und Hausärzte so nicht mehr arbeiten wollen oder können, und dass man niemanden mehr findet, der nachbesetzt, der selbst in eine Ordination kommen will, die eine riesige Kassenordination ist.
Ich kann nur berichten, dass wir uns da engagiert haben, und dass wir alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im allgemeinmedizinischen Bereich angeschrieben haben und ihnen, das ist Jahre her, berichtet haben, dass wir planen, am Gelände Kaiserin-Elisabeth-Spital eine Primärversorgungseinheit zu errichten und zu etablieren. Wir wollten ihre Meinung wissen und haben sie eingeladen, mit uns Termine zu vereinbaren.
Wir haben mit vielen Ärztinnen und Ärzten Gespräche geführt, und alle, alle haben gesagt: Bitte, macht das! Die haben das nicht als Konkurrenz gesehen. Die haben gesagt, das ist eine gute Idee, hoffentlich gelingt das bald, denn wir können schon nicht mehr. Zwei große Ordinationen haben fast gleichzeitig geschlossen, weil die Hausärzte, in dem Fall zwei Männer, mit Riesenordinationen, gut geführten, ausgezeichneten Kassenordinationen, einfach in Pension gegangen sind, weil man das irgendwann einmal vielleicht will.
Die meisten arbeiten ohnehin viel länger als die Durchschnittsbürgerinnen und -bürger, weil man sich halt denkt, machen wir halt noch zwei und dann nochmals zwei Jahre und nochmals zwei Jahre, und so weiter, und so fort, bis man halt ausgebrannt ist. Am Anfang, ich kann schon fast sagen, seit Jahrzehnten, haben wir verlangt, wir brauchen mehr Kassenordinationen im 15. Bezirk. Gerade im 15. Bezirk, und in ähnlich gelagerten Bezirken, brauchen wir das ganz, ganz dringend. Die Medizin, die für alle offen ist, und wo man nichts zuzahlen muss, brauchen wir dringend.
Dann hat halt die Wiener Gebietskrankenkasse nicht nachbesetzt, zuerst einmal nicht nachbesetzt, und irgendwann war es dann soweit, dass man dann auch niemanden mehr gefunden hat, der die Nachbesetzung machen wollte. Gleichzeitig sind die Wahlärzte aus dem Boden geschossen und werden immer mehr und mehr. Irgendwann vor ein paar Jahren war der Punkt, an dem es viel mehr Wahlärzte als kassenärztliche Ordinationen gegeben hat, in ganz Österreich, aber auch in Wien.
Wenn man dann mit Menschen spricht, was man ja als Politikerin normalerweise tut, wenn man sich zum Beispiel im Gesundheitsbereich engagiert, oder weil ich als Ärztin zum Beispiel logischerweise auch sehr, sehr viel mit Patientinnen und Patienten zu tun habe, dann hört man: „Ich finde keinen Hausarzt.“ Ich frage: „Haben Sie einen Hausarzt?“ - „Nein, ich finde keinen, mich nimmt niemand, ich bin eh bei Ihnen.“ - Ja, aber das ist ja nicht das Ziel.
Dass Menschen in einer Spezialambulanz dann den HausärztInnenersatz suchen müssen, das kann nicht das Ziel sein. Das kann eine Notlösung sein, natürlich verschreibt man dann die Medikamente, aber das kann nicht das Ziel sein. Die Ärztekammer kann ich natürlich überhaupt nicht da aus dem Spiel lassen, weil da ist natürlich schon auch einiges schiefgegangen.
Frau Kollegin Korosec war immer begeistert vom Hausarzt. (Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das sind wir weiterhin, aber es gibt keine!) Ja, ja, aber die Ärztekammer hat am Anfang die Primärversorgungszentren, wie sie noch so geheißen haben, und dann später die Primärversorgungseinheiten, zuerst rigoros abgelehnt, dann kam ein bisschen ein Umdenken, und dann hat man es halt blockiert. Ich weiß das aus eigener Erfahrung.
Mit Hilfe der Landes-Gesundheitsplattform, wo alle an einem Tisch sitzen, ein wunderbares Gremium, wurde vereinbart, es wird jetzt ausgeschrieben. Und es ist nicht ausgeschrieben worden zum vereinbarten Zeitpunkt. (Berichterstatter Amtsf. StR Peter Hacker nickt mehrmals mit dem Kopf. - Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Und was kann jetzt Frau Korosec dafür?) Warum? - Nein, ich rede doch jetzt über die Ärztekammer, haben Sie das nicht verfolgt? (Abg. Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ja, doch, aber Präsident …) Das ist doch mir wurscht, wer Präsident ist. Wollen wir uns auf das Geplänkel einlassen, dass ich jetzt darauf sage: Aber der konservative jetzige Präsident, was ist mit dem, der hat das blockiert? Das wollte ich eben nicht. Mit Ihrem Zwischenruf provozieren Sie mich auf diese Ebene, und die will ich überhaupt nicht. Ich möchte konstruktiv diskutieren und etwas weiterbringen, und darum brauche ich das nicht. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)
Jetzt komme ich zur Krankenversicherung, und da können Sie jetzt sagen, das waren ja die Roten in Wien,
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