Landtag, 15. Sitzung vom 22.09.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 43
hat - eine mögliche Lehrkraft, die sich bei der Direktion vorgestellt hat -, sie wissen schon, dass sie zusammenarbeiten wollen. Da meldet die Schulleitung an die Bildungsdirektion die konkrete Personalanforderung, und die Personalstelle überprüft dann, ob die entsprechende Lehrperson im Pool ist, ob alle Dokumente hochgeladen sind. Wenn das positiv ausgegangen ist, dann steht dem eigentlich nichts im Weg. Es gibt dann noch einen persönlichen Termin und dann kann die Lehrkraft an der Schule beginnen.
Möglichkeit 2 ist, dass die Schulleitung noch nicht weiß, welche Person sie haben möchte, sie hat einen Bedarf. Dann meldet sie den Bedarf ein. Dafür sind die Zeitfenster relevant, weil in den Zeitfenstern der Bedarf von den Schulen eingemeldet wird. Dann wird geschaut, ob es eine entsprechende Lehrkraft im System gibt, die schon alles hochgeladen hat, die geprüft worden ist, und die wird dann der Schule auch zugeteilt. Da wird vorher auch um Zustimmung ersucht, Kontakt mit der Schulleitung aufgenommen. Damit ist dann das Matching zustande gebracht.
Wenn dieses Matching funktioniert hat, gibt es einen Termin in der Bildungsdirektion, um auch die letzten offenen Fragen zu klären und um notwendige offene Dokumente noch nachzufordern. Bei den Personen, die dann persönlich in der Bildungsdirektion sind, findet der letzte Check statt, nämlich des polizeilichen Führungszeugnisses - ich habe es vorhin erwähnt, es ist besonders wichtig, dass das auch zur Verfügung steht. Zum Abschluss, das ist der letzte Punkt, gibt es an der jeweiligen Schule die Dienstantrittsmeldung, und mit dieser gibt es dann die Zuweisung. - Sie kennen sich als Lehrkraft eh aus, ich wollte diesen Prozess insgesamt erklären, weil es wichtig ist, auch die Hintergründe zu verstehen.
Das ist ein großer Mammutprozess, der in den letzten Jahren auch immer wieder eine Herausforderung gewesen ist und heuer besonders, weil auch die Anzahl der anzustellenden Lehrkräfte nach oben gegangen ist. Wir haben für den Pflichtschulbereich 927 Anstellungen mit Stand gestern durchgeführt. Von diesen 927 neuen Anstellungen - nur im Pflichtschulbereich, nicht AHS -, das ist ungefähr um ein Drittel mehr als in den Jahren davor, fallen 353 auf die Volksschule, 309 auf die Mittelschule und im Bundesschulbereich sind es noch einmal 700. Das heißt, wir haben in diesem Schuljahr 1.627 Lehrkräfte neu angestellt. Das ist ungefähr so viel, wie der ganze Kernmagistrat im Jahr anstellt - das hat mich selber überrascht. Die Fluktuation im Bereich der Lehrkräfte ist, wie man sieht, sehr hoch und der Bedarf ist auch notwendig.
Dieser Prozess der Anstellung ist aber noch nicht abgeschlossen, weil wir noch offene Stellen haben, und es ist unser Anliegen, offene Stellen auch unter dem Jahr nachzubesetzen. Darum werden jetzt auch noch zusätzliche Lehrkräfte aufgenommen, die in nächster Zeit ihren Dienst starten können. Ich habe das Zeitfenster erwähnt, das früher eigentlich nur ein Mal oder maximal zwei Mal im Semester offen war, wir werden es noch einmal öffnen. Es wird kommende Woche noch einmal eine Bewerbungsmöglichkeit geben, um noch einmal zusätzliche Lehrkräfte zu finden.
Sie sehen, es sind große Herausforderungen für alle im Bildungsbereich, aber ganz besonders für die Personalabteilung der Bildungsdirektion, die sehr vielfältig, auch mit zusätzlichen Aufgaben, im Sommer gefordert war. Zum Beispiel war es auch für die Sommerschule, die gut funktioniert hat, notwendig, zusätzliches Lehrpersonal nur für den Sommer aufzunehmen. Während viele im Urlaub waren, haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bildungsdirektion hart gearbeitet, um den Schulstart bestmöglich hinzubekommen. Dafür möchte ich ein herzliches Dankeschön für alle ausdrücken, die in der Bildungsdirektion so hart daran gearbeitet haben, dass der Schulstart so reibungslos wie möglich auch funktioniert. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Präsident Ernst Woller: Danke. Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn Abg. Stadler gestellt. Ich erteile ihm das Wort.
Abg. Felix Stadler, BSc, MA (GRÜNE): Vielen Dank. Schönen guten Morgen, Herr Landeshauptmann-Stellvertreter!
Vielen Dank für die bisherigen Ausführungen und die spannenden Zahlen. Ich kann jetzt nicht auf alles, was Sie in der Fragestunde gesagt haben, eingehen, ich möchte nur auch klar sagen, dass es mir nicht darum geht, dass die Bildungsdirektion die Arbeit nicht ordentlich verrichtet, denn soweit ich das auch selber mitbekommen habe, wird das wirklich ordentlich bearbeitet. Ich glaube, es besteht nur eine große Überforderung durch die Anzahl der Lehrerinnen und Lehrer, die zugewiesen werden muss. Außer Streit steht auch, dass der gesamte LehrerInnenmangel eine riesige Herausforderung für die Schulen, aber auch für die Bildungsdirektion darstellt.
Ich möchte auf einen ganz speziellen Punkt eingehen und eine kurze Nachfrage dazu stellen. Es wurden mehrere Fälle an uns herangetragen, im konkreten Fall jetzt von zwei Schulen: Fünf LehrerInnen, die, wie Sie so schön ausgeführt haben, den Bewerbungsprozess durchlaufen haben - die waren sogar schon im Mai, Juni in der Schule bei der Direktion, hatten dort das Vorstellungsgespräch -, haben sich bei der Bildungsdirektion erfolgreich beworben. Denen wurde auch gesagt: Ihr könnt hier arbeiten, ihr könnt an der Schule arbeiten. - Sie sind dann am ersten Schultag, am 5. September, im Glauben, an der Schule arbeiten zu können, zur Schule hingegangen, und dort musste dann die Direktorin, in einem Fall, der Direktor, im anderen Fall, den LehrerInnen mitteilen: Es gibt diesen Dienstauftrag leider noch nicht. Sie können nicht starten, an der Schule zu arbeiten.
Das heißt, wir haben einen Mangelberuf, dann haben wir aber Leute, die wenigstens in dem Beruf arbeiten wollen, die sich bewerben, und die kommen dann am ersten Tag in die Schule und kriegen die Nachricht: Das geht leider nicht, weil wir haben für euch den Dienstauftrag nicht. In den beiden Fällen mussten sie dann eine Woche lang warten, sowohl die LehrerInnen als auch die Schulen, bis sie endlich arbeiten durften. Da wurde dann
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