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Landtag, 22. Sitzung vom 26.04.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 10 von 55

 

sind, ist dann, wenn ein Kind Diabetes hat und nicht die entsprechende Qualifikation und das Zutrauen der Elementarpädagogen und Elementarpädagoginnen am Standort vorhanden ist, einen alternativen Platz in der Nähe anzubieten. Das gelingt in den meisten Fällen, das Ziel sollte aber natürlich sein, dass wir an jedem Standort solche Kinder betreuen können. Das wird aber nur dann möglich sein, wenn wir zusätzlich pflegerische Dienstleistungen verstärkt an die Kindergärten bringen können.

 

Hier haben wir jetzt ein Pilotprojekt der School Nurses, die als pflegerische und gesundheitspolitische Unterstützung in den Kindergärten dienen können. Das ist ein Pilotprojekt, das wir gerade versuchen. Eine wirklich auch flächendeckende medizinische Betreuung an jedem Kindergartenstandort wäre zwar als Vision schön, aber es ist relativ illusorisch, dass wir das kurzfristig schaffen. Trotzdem sind wir darum bemüht, für alle Eltern Lösungen zu finden, die für die Eltern und vor allem für das Kind auch akzeptabel sind, und auch die PädagogInnen an den Standorten zu schulen, um hier mit solchen Kindern auch den alltäglichen Betrieb abwickeln und ihnen die Bildungsmöglichkeiten geben zu können. Hier wirkt zusätzlich verschärfend natürlich der Mangel der pädagogischen Fachkräfte. Wenn in einem Kindergarten beispielsweise ein oder zwei Fachkräfte fehlen und dann eine zusätzliche Aufgabe dazukommt, wie Kinder mit Diabetes auch zu begleiten, kann es schwierig werden und da braucht es kurzfristige Lösungen. Meistens gelingen die, aber wir arbeiten auch intensiv daran, dass es noch weiter verbessert wird.

 

Präsident Ernst Woller: Danke.

 

9.47.50†Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA - Frage|

Die 4. Anfrage (FSP-515943-2023-KNE/LM) wurde von Abg. Ornig gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz gerichtet. (Sehr geehrter Herr Landeshauptmann-Stellvertreter! Die hohe Anzahl an Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf stellt das Wiener Schulsystem vor große Herausforderungen. Im Sinne der Chancengerechtigkeit wird von vielen Eltern ein Schulbesuch im 11. bzw. 12. Schuljahr über die Dauer der Schulpflicht hinaus beantragt. Wie stellt sich für das kommende Schuljahr die Situation in diesem Bereich dar?)

 

Ich ersuche um Beantwortung.

 

Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Vielen Dank für diese wichtige Frage zu Kindern mit Behinderungen, die in unserer Stadt ein Recht haben, nämlich auf bestmögliche Bildung, ein Recht haben auf gesellschaftliche Teilhabe, auf Inklusion. Und das ist unsere Zielvorstellung, nämlich alle Kinder, unabhängig von Behinderung, aber auch unabhängig von Herkunft oder Erstsprache gut im Bildungssystem mitzunehmen, um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, mit dem Ziel, einen Bildungsaufstieg zu erreichen. Hier war in den vergangenen Schuljahren in Wien der Fall, dass zwar viele Anträge auf das freiwillige 11., 12. Schuljahr für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf bewilligt werden konnten, aber nicht alle. Beispielsweise letztes Jahr konnten 2 von 3 Anträgen bewilligt werden, 200. Das heißt, dass für 100 Kinder ein weiterer Schulbesuch nicht möglich war. Viele haben dann einen Platz in der Tagesstruktur gefunden, aber einige waren kurz vorm Sommer ohne Platz, weder in einer Bildungseinrichtung noch in einer Tagesstruktur. Und das ist den Eltern und vor allem den Kindern gegenüber nicht zumutbar.

 

Deshalb haben wir im letzten Jahr die Entscheidung getroffen und ich den Auftrag gegeben, dass so vielen Kindern wie möglich, die einen sonderpädagogischen Förderbedarf haben, ein 11. und 12. Schuljahr in Wien ermöglicht werden. Die Situation insgesamt wird nicht einfacher, allein heuer sehen wir eine starke Zunahme an Kindern mit schweren und mehrfachen Behinderungen. Hier gibt es beispielsweise extra Klassen, SEF-Klassen, Klassen für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf, die Kleinstklassen sind, nämlich bis zu sieben Kinder mit zwei Pädagoginnen und Pädagogen. Und hier in diesem Bereich sehen wir einen Zuwachs der Kinder und der Kleinklassen, alleine vom letzten auf dieses Jahr um 100 Prozent. Das heißt, wir haben hier heuer alleine, ohne 11. und 12. Schuljahr, die Herausforderung gehabt, 20 zusätzliche Klassen für Kinder mit diesen schweren Behinderungen aufzumachen. Hier geht es vor allem darum, Räumlichkeiten zu finden, zu adaptieren und pädagogisches Personal zu finden.

 

Neben diesen alltäglichen Herausforderungen war es mir ein großes Anliegen, dass wir Kindern das 11. und 12. Schuljahr ermöglichen, und hier ist es erfreulicherweise gelungen, unter großer Kraftanstrengung und Beteiligung von vielen, nämlich der MA 56, aber auch dem Fonds Soziales Wien und der Bildungsdirektion vor allem, dass wir allen Eltern, die bisher einen Antrag auf 11. und 12. Schuljahr gestellt haben, diesen Antrag positiv bescheiden können. Mit aktuellem Stand heißt das, dass wir zusätzlich 50 Prozent mehr Kindern ein 11. und 12. Schuljahr genehmigen können, allein heuer schon über 100 zusätzliche positiv beschiedene Anträge.

 

Bei diesen 100 Anträgen geht es um unterschiedliche Kinder mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Ich möchte ein Beispiel herausgreifen, nämlich Kinder mit schweren basalen Beeinträchtigungen, da geht es darum, in basalen Förderklassen sowohl pädagogisch als auch pflegerisch die Kinder in Kleinstgruppen von vier Kindern mit entsprechendem Personal zu beschulen und vor allem zu fördern. Das Ziel ist, dass alle Kinder die Möglichkeit über zusätzliche Schuljahre hin zu einem selbstbestimmten Leben bekommen, und da können zusätzliche Schuljahre oft etwas bringen. Wir investieren da alleine heuer 3,6 Millionen EUR zusätzlich aus Wiener Geldern, um Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf ein 11., 12. Schuljahr zu ermöglichen. Und es wird nicht nur mehr Kindern ein Schuljahr ermöglicht, sondern die Kommunikation ist deutlich verbessert. Hier danke ich der Bildungsdirektion für Wien, die die Kommunikation mit den Eltern massiv verbessert hat, sodass alle Eltern, die jetzt einen Antrag gestellt haben, eine Rückmeldung bekommen haben, entweder gleich die positive Bescheinigung, dass man ein weiteres Schuljahr bekommt, oder die Einladung in die Bildungsdirektion, um Lösungen zu finden.

 

Zum Abschluss möchte ich denjenigen auch Danke sagen, die sich besonders für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf einsetzen. Das ist die Elterninitiative „Bildung für alle“, die viel getan hat, um dieses Thema

 

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