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Landtag, 23. Sitzung vom 21.06.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 32 von 68

 

Sehr berührt hat mich in Ihrem Bericht auch, dass Sie auf das Thema seltene Erkrankungen eingehen und beschreiben, wie Familien beziehungsweise PatientInnen bei einer seltenen Erkrankung nach wie vor alleine gelassen werden oder vergeblich nach Hilfe und Unterstützung suchen. So müssen diese etwa ins Ausland gehen, um dort Selbsthilfegruppen zu befragen, was denn wie zu tun ist. - Ich glaube, da kann die Stadt tatsächlich noch viel mehr tun. Dazu möchte ich ergänzen: Genau in diesem Bereich, wenn seltene Erkrankungen im Kinder- und Jugendalter eintreten, braucht es ein gutes Transitionsmanagement. Auch beim Übergang von der Kinder- und Jugendlichenversorgung zur Erwachsenenmedizin ist noch viel zu tun. Vielleicht können Sie diesem Thema in Zukunft auch ganz explizit Ihr Augenmerk schenken.

 

Im Zusammenhang mit der Sterbeverfügung geht auch wenig weiter. Diesbezüglich ist offenbar auch der Bund noch immer etwas schuldig. Ich kann nur sagen: Ich werde mit meinen KollegInnen dieses Thema noch einmal besprechen, um zu klären, warum hier nichts weitergeht, denn in dieser sensiblen Thematik ist es ganz besonders wichtig, dass Klarheit und Eindeutigkeit herrschen und niemand sozusagen in irgendeinen Graubereich schlittert und Verantwortung für etwas übernimmt, was man so nicht machen wollen hätte. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Insgesamt finde ich den Bericht - wie auch die Berichte früherer Zeit - wirklich sehr lesenswert. Mir gefällt auch das neue Layout. Zum Thema Öffentlichkeitsarbeit möchte ich anregen, dass Sie beziehungsweise die Patientenanwaltschaft in Wien anstatt einer Sub-Seite innerhalb des Magistrats eine ganz eigene Website bekommen sollen. Beispielsweise in Niederösterreich hat der Patientenanwalt eine eigene Website. Ich finde das recht attraktiv. Dort kann man viel nachlesen, und es werden auch eigene Themen behandelt. Ich könnte mir vorstellen, dass das die Bekanntheit dieser Institution, die so wichtig ist, noch deutlich heben würde.

 

Abschließend noch vielen, vielen Dank an Sie und Ihr Team für Ihre Arbeit! Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Projekte, die Sie sich sozusagen herausgepickt haben, die Sie vorantreiben wollen. Dabei geht es beispielsweise um den Entschädigungsfonds, der viel zu gering dotiert ist. Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Ihnen das gelingt, was den VorgängerInnen bislang nicht geglückt ist!

 

Wie heißt es so schön? - Steter Tropfen höhlt den Stein. Vielleicht gelingt da ja etwas! Jedenfalls ist Ihre Stimme wichtig. Ihre Arbeit ist wichtig. Bleiben Sie dran! Bleiben Sie engagiert! Die PatientInnen brauchen Sie und Ihre Unterstützung ganz dringend. Weiter so! - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Präsident Ernst Woller: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Korosec. Ich erteile ihr das Wort.

 

12.11.04

Abg. Ingrid Korosec (ÖVP)|: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Dr. Jelinek! Sehr geehrter Herr Landesrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Uns liegt heuer zum ersten Mal - wie jetzt schon von einigen gesagt wurde - der erste Bericht des neuen Patienten- und Pflegeanwalts vor, und ich möchte mich gleich am Anfang für einen durchaus kritischen, aber sehr, sehr guten Bericht ganz herzlich bedanken. Dieser Bericht zeigt sehr wohl auch auf - was auch meine Vorrednerinnen und -redner bereits gesagt haben -, dass es Missstände im Wiener Gesundheitswesen gibt. Diese werden relativ schonungslos von Ihnen aufgezeigt. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Ich möchte mich sofort mit der inhaltlichen Kritik aus diesem Bericht beschäftigen. Kollege Gara hat das offensichtlich auch sofort erkannt und hat aufgezeigt, dass natürlich das Entlassungsmanagement die größte Hürde ist. Ein Viertel aller Telefonanrufe betrifft nämlich das Entlassungsmanagement. Das ist etwas ganz Entscheidendes. Man muss sich vorstellen, was es bedeutet, entlassen zu werden und dann nicht zu wissen, wie es weitergeht. Deswegen bin ich sehr froh, dass Sie sich dessen entsprechend angenommen und auch Empfehlungen gegeben haben.

 

Was ist der Sinn des Entlassungsmanagements? - Dem Patienten und der Patientin soll ein reibungsloser Übergang in den Alltag ermöglicht werden. Es soll ihnen die Gewissheit gegeben werden, dass sie auch nach der Spitalsbehandlung gut versorgt werden. Für die Betroffenen und die Angehörigen ist das natürlich oft auch eine emotionelle Herausforderung und ein Bruch mit dem Alltag, und das kommt sehr oft sehr plötzlich. Beim Entlassungsmanagement sind natürlich auch sehr viel Einfühlungsvermögen und vor allem eine gute Organisation notwendig.

 

Im Bericht heißt es - ich zitiere von Seite 28 -: „Wiederholt wird die WPPA mit Fragen zum Entlassungsmanagement konfrontiert. Meist werden PatientInnen entlassen, obwohl eine ausreichende Betreuung im privaten Bereich beziehungsweise eine Unterbringung in Pflegeheimen - noch - nicht gewährleistet ist, was oft zu Überforderungen der mit diesen Problemen belasteten Angehörigen führt!“ - Das ist eine ganz klare Feststellung über einen Zustand, der geändert werden muss, meine Damen und Herren! (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.)

 

Die Patientenanwaltschaft bietet aber auch gleich Verbesserungsideen. Die Rede ist von einer frühzeitigen Kontaktaufnahme mit den Angehörigen. Es braucht mehr Personalkapazitäten, also natürlich zusätzlich auch Sozialarbeiter. Frau Kollegin Huemer! Sie haben schon sehr deutlich darauf hingewiesen. Das würde sich auch ökonomisch auszahlen, denn wir alle wissen, was ein Tag im Spital kostet, was natürlich dann auch vom Steuerzahler bezahlt werden muss, wobei das eigentlich nicht die Versorgung ist, die notwendig wäre. Es ist beschämend, zu hören, dass PatientInnen sowie deren Angehörige manchmal wochenlang der Angst ausgesetzt sind, nicht ausreichend weiter versorgt zu werden. Dieser Zustand führt natürlich zu Ängsten und unnötigen Mehrkosten.

 

Erlauben Sie mir an dieser Stelle eine persönliche Anmerkung: Als ich ins Rathaus gekommen bin, habe ich mit Gesundheit nichts zu tun gehabt. Und ich habe mich auch in meinem vorherigen beruflichen Leben nicht mit Gesundheit beschäftigt. Ich war Gott sei Dank immer gesund und habe gedacht, es sei alles ganz normal. Dann musste ich überraschend in den Gesundheitsausschuss, weil damals Gio Hahn, der unser Gesundheitssprecher war, Stadtrat wurde.

 

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