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Landtag, 23. Sitzung vom 21.06.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 52 von 68

 

und deren Familien, dass es im Alltag auch tatsächlich möglich ist, die Kinder dort hinzubringen, ohne den eigenen Job aufgeben zu müssen.

 

Was noch wichtig wäre - dazu kriegen wir immer wieder Anfragen -, wäre ein Anspruch auf einen Kindergartenplatz auch für Kinder mit Behinderung und auch für Kinder mit langfristigen Krankheiten wie zum Beispiel Diabetes, die immer wieder Schwierigkeiten haben, Kindergartenplätze zu finden, obwohl ihnen im eigentlichen Sinn nichts fehlt.

 

Ausreichend Hort- und Nachmittagsbetreuungsplätze für Kinder mit Behinderungen, umfassende Maßnahmen gegen LehrerInnen- und Fachkräftemangel unter besonderer Berücksichtigung, dass in Wien ein überproportionaler Bedarf an Plätzen für Kinder mit Behinderungen besteht. Persönliche Assistenz, nicht nur in den Bundesschulen, sondern auch in den Elementarschulen - dafür wäre Wien zuständig, Elementarschulen und Pflichtschulen haben noch nicht ausreichend Persönliche Assistenz. Multiprofessionelle Teams in allen Kindergärten der Stadt und eine Aufstockung der mobilen Kinderkrankenpflege. Bündelung der Anlaufstellen für Familien mit Case Management, Schaffung kleinerer und auf viele Regelschulen verteilter Einheiten, wo auch Kinder mit psychischen Belastungen hinkommen können. Wir wissen, dass besonders autistische Kinder sich sehr schwer tun, sich in großen Einheiten zurechtzufinden - da wäre die Stadt Wien gefordert, adäquate Angebote zu schaffen. Kurz gesagt, es braucht dringend barrierefreie Schulen im wahrsten Sinne, sowohl baulich als auch pädagogisch. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Meine zwei KollegInnen aus dem Bildungsbereich, Julia Malle und Felix Stadler, haben sich in den letzten Jahren, Wochen immer wieder dafür eingesetzt und ich möchte mich auch bei ihnen bedanken. Wir werden weiter mit ihnen an diesem Thema arbeiten.

 

So, und jetzt kommt das für mich schwierigste Monitoring, die Frage der MA 11, sprich, der WGs und der Krisenzentren. In Wien können zirka 2.200 Kinder nicht bei ihren Familien wohnen, und wie wir schon aus alten Berichten wissen, sowohl vom Rechnungshof als auch von der Volksanwaltschaft als auch von der Kinder- und Jugendanwaltschaft, besteht da massiver Handlungsbedarf. Nach wie vor können wir auch im aktuellen Bericht nicht sehen, dass sich die Überlastungssituationen in den Krisenzentren verbessert hätten. Es gibt weiterhin Mangel an Betreuungspersonal und besondere Lücken bei Kindern mit erhöhtem Betreuungsbedarf. Hier möchte ich mich beim Team bedanken, vor allen Dingen bei Peter Sarto und Claudia Grasl, die unermüdlich Monitoringbesuche in den WGs machen und in der Ombudsstelle dafür arbeiten, dass Kinder, die nicht zu Hause leben können, einen Ansprechpartner haben, einen Ansprechort, wo sie mit ihren Bedürfnissen gehört werden und auch Missstände melden können. Das ist eine ganz wesentliche Arbeit. Ich möchte wirklich Peter Sarto und Claudia Grasl herzlich danken, dass sie sich seit zehn Jahren - sie haben heuer Zehnjahresjubiläum - da so einsetzen. - Herzlichen Dank! (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

95 Besuche waren es laut ihrem Bericht im vergangenen Jahr, und gesehen haben sie leider Stagnation. Nach wie vor hat sich die Versorgungslage nicht verbessert. Es gibt Änderungsvorschläge zum Gesamtkonzept, wie eine Flexibilisierung des Angebots und der Arbeitsbedingungen - auch wir haben das schon mehrmals hier gefordert und ich werde es auch jetzt nochmals wiederholen. Im Mai 2022 war schon ein Überbelag festzustellen - Überbelag heißt, dass wieder einmal elf bis zwölf Kinder statt acht Kinder in einer WG sind -, das war schon im Mai so und ist seither leider gestiegen. Das kann nicht der Zustand sein, wie wir die Kinder dieser Stadt versorgen, noch dazu Kinder in Notsituationen. In einer solchen WG kann ein Kind keine Ruhe finden, wenn sie zu elft in einem Zimmer sind, wo sie doch vorher aus ihrer Familie weggekommen sind, weil es eben psychische oder Gewaltübergriffe gegeben hat. Das sind traumatisierte Kinder, die eigentlich einen Ort brauchen, wo sie Ruhe finden und wo sie in Ruhe ein Beziehungsangebot annehmen können, wo sie Vertrauen aufbauen können, dass Beziehung auch etwas Positives sein kann. Das ist leider in den WGs der Stadt Wien derzeit nicht möglich oder fast nicht möglich, und das liegt nicht an den MitarbeiterInnen der WGs, das möchte ich an dieser Stelle betonen. Ganz im Gegenteil, im Moment wird versucht, dem Mangel zu entsprechen, indem man Sicherheitspersonal in die WGs stellt, um Übergriffe zwischen den Kindern zu vermeiden. Das kann ja nicht das sein, was die Stadt Wien für ihre Kinder will, dass sie Security-Menschen an die Tür stellt! Wie sollen sie da den Alltag überleben? Wie sollen sie lernen, dass man in einer gemeinsamen Gesellschaft eine gemeinsame Zukunft plant, wenn die Securities dafür sorgen müssen, dass man sich gegenseitig nicht in die Haare kommt? Das kann nicht die Zukunft in Wien sein! Damit Kinder und Jugendliche langfristig und nachhaltig aus Sucht und Gewalt entkommen können, braucht es Vertrauen und braucht es die Möglichkeit, Beziehungen aufzubauen, und nicht Aufbewahrungsstätten.

 

Wir haben dazu schon einige Vorschläge gemacht, Sie wissen es. Wir haben das auch schon mehrmals hier diskutiert, auch Herr Wiederkehr kennt das, was jetzt kommt: Schon im Oktober 2022 waren nur 6 Vollzeitäquivalente von den fehlenden 42 besetzt, und 30 Vollzeitäquivalente haben in der Sozialpädagogik noch gefehlt. Das waren 43,8 Prozent der Vollzeitäquivalente, die gefehlt haben, das heißt, fast die Hälfte des Personals. So können die nicht gut arbeiten, auch wenn sie sich bemühen. Ich möchte mich an dieser Stelle trotzdem bei all den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der MA 11 bedanken, sowohl in den WGs als auch in der Administration, die sich trotz dieser Missstände bemühen, den Kindern jeden Tag ein gutes Leben oder zumindest eine sichere Umgebung zu schaffen. Das ist eine unglaubliche Herausforderung und es ist großartig, dass sie nicht aufgeben und dass sie dabei bleiben und bis an die Grenzen ihrer Kräfte und darüber hinaus arbeiten. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Ich möchte enden mit einer Bitte an den Herrn Wiederkehr, an den Herrn Stadtrat: Schaffen Sie strukturelle Verbesserungen, schaffen Sie finanzielle Anreize, um so sozial engagiertes Personal zu motivieren, auch länger zu

 

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