Landtag, 24. Sitzung vom 21.09.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 57
Die Berichte, die vorliegen, sorgen berechtigterweise für Diskussionsbedarf. Es sind viele enthaltene Einzelschicksale, die sehr, sehr berühren - teilweise wirklich tiefgreifend - und gleichzeitig aufzeigen, wo auf der einen Seite Handlungsbedarf besteht, und ein Stück weit auch, dass Maßnahmen dort ansetzen, wo große Herausforderungen liegen, obwohl es natürlich viel zu tun gibt.
Die Situation im Bereich Jugendwohlfahrt ist in Summe sehr, sehr angespannt. Das betrifft die verfügbaren Stellen, das betrifft die Stunden im niedergelassenen und stationären Bereich und im Bereich der sozialpädagogischen Einrichtungen, aber auch die allgemeine Überlastung der Krisenzentren. Das sind ja eigentlich die Orte für Minderjährige, wenn sie aus ihrem Umfeld herauskommen müssen, quasi ihre erste Anlaufstelle, wenn sie Gewalt erleben - häusliche Gewalt, sexuelle Gewalt - und bei denen es so wichtig ist, dass es natürlich ein Zufluchtsort ist, wo sie sich von vorneherein wohlfühlen. Das - kann man sagen - ist durch viele Komponenten bedingt gewährleistet. Gerade dort ist auch so eine umfassende und konstant qualitativ hochwertige Betreuung absolut notwendig.
Ich habe es vorhin gesagt: Die großen Herausforderungen bestehen ja nicht erst seit heute. Das ist nicht neu und hat sich durch eine Personalsituation, wie wir sie momentan in allen Bereichen erleben - da ist der Sozial- und Gesundheitsbereich noch einmal besonders betroffen -, natürlich verstärkt und die Situation noch einmal stärker überlastet. Also, die Alarmglocken sind hier durchaus unüberhörbar. Natürlich muss auch die Stadt Wien da die Konsequenzen ziehen.
Auch wenn noch weiterer Handlungsbedarf besteht, möchte ich trotzdem vielleicht kurz darauf eingehen, welche Schritte schon gegangen worden sind. Ich bin auch überzeugt oder hoffe, dass diese weiteren Schritte auch in den nächsten Volksanwaltschaftsberichten eine deutlich verbesserte Lage widerspiegeln werden.
Beispielhaft für bereits gesetzte Maßnahmen, auf die ich hinweisen möchte, ist, dass Angebote im Bereich der Regionalstelle für soziale Arbeit ausgebaut wurden, für die mobile, alltagsstrukturierende Arbeit für Familien und das Familien-Coaching. Ausbau der Stundenkontingente in den ambulanten Angeboten: Da wurden zum Beispiel auch die Betreuungsstunden bei den Familienhilfen um insgesamt 4.000 Stunden erhöht. Es wurde ein Sonderkrisenzentrum für Kinder mit zusätzlich erhöhtem Betreuungsbedarf errichtet. Es gibt auch einen Anstieg bei den WG-Plätzen. Ich sage es selbst: Das ist noch sehr zögerlich, aber trotzdem konnte das Kontingent in den letzten Jahren um 100 neue Plätze erweitert werden, also von 1.850 auf 1.982 in den letzten Jahren.
All diese Maßnahmen wirken nicht nur für sich positiv, sondern sollen gleichzeitig auch einen Entlastungseffekt auf die Krisenzentren und für das sich dort befindliche Personal haben. Denn es passiert natürlich auch auf Grund dieser Überlastung, auf Grund der ohnehin schon schwierigen Arbeit und der herausfordernden Tätigkeit, dass diese Arbeit auch nicht gerne aufgenommen wird, dass sich wenige für diese Berufsqualifikation entscheiden und dass viele einem Krisenzentrum oder diesem Bereich auch wieder den Rücken kehren. Die zusätzliche Belastung ist dann natürlich noch einmal nicht sehr förderlich.
Sich auf Zwischenerfolgen auszuruhen, ist hier definitiv nicht Sinn der Sache. Deswegen ist auch in den nächsten Jahren ein zusätzlicher Ausbau geplant, und zwar in folgenden Bereichen: Die ambulanten Angebote sollen massiv ausgebaut werden, was auch zur Entlastung der sozialen Arbeit und der Krisenzentren führen soll. Die sozialpädagogischen WGs sollen weiter ausgebaut werden. Auch sind zusätzliche Dienstposten für die Krisenzentren geplant. Alle WGs sollen in den nächsten Jahren zu den Hauptbetreuungszeiten eine Teilzeitkraft dazubekommen, was natürlich auch einen Qualitätsgewinn, aber auch wieder eine Entlastung für die dort befindlichen Personen bedeutet. Auch die Verstärkung der Regionalstellen soziale Arbeit soll fortgesetzt werden. Da sind weitere sechs Dienstposten geplant. Auch das Projekt „MAG ELF Digital“ ist am Laufen, was hoffentlich ebenfalls zu einer entsprechenden Entlastung der MitarbeiterInnen führen wird.
Zuletzt möchte ich noch das Projekt „Frühe Hilfen“ ansprechen. Es ist hier noch nicht genannt, weil es ja, glaube ich, erst letzte Woche präsentiert wurde. Für die, die es nicht kennen: Ich bin sehr überzeugt davon, dass das ein enorm wichtiges Projekt ist, das in dieser Landschaft auch noch gefehlt hat, und das dort ansetzt, wo es noch nicht zu spät ist: Ein Präventionsangebot für werdende Eltern, für Eltern von sehr jungen Kindern, die mit der Situation überfordert sind. Die Frühen Hilfen beraten und begleiten bei persönlichen Themen, bei gesundheitlichen Themen, einfach bei der Auseinandersetzung mit dem eigenen Kind, aber in Summe auch bei familiären Problemen und finanziellen Themen. Das passiert auf freiwilliger Basis und auf Wunsch auch anonym. Das Ganze ist natürlich kostenlos. Sie sind auch ständig über eine Hotline erreichbar.
Ich glaube, dass das in einer frühen Phase - das sollte auch das Ziel sein - abfedern kann und potenziell bis zum letzten Schritt - bis zu einem Eingreifen der Kinder- und Jugendwohlfahrt - geeignet ist. Solche Situationen gibt es. Davon berichten KindergartenpädagogInnen, die nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen. Sie erkennen: Da gibt es ein Thema in dieser Familie, da gibt es ein Thema mit dem jungen Kind oder mit den Eltern. Da soll dieses Angebot wirklich maßgeschneidert und zielgerichtet wirken, um frühzeitig präventiv wirken zu können. Sie unterstützen auch bei Behördengängen und bei Arztbesuchen, bei allem, was rundherum passiert, aber sie vermitteln auch hilfreiche und passende Angebote für diese Familien.
Ich glaube in Summe, die Situation der beschäftigten PädagogInnen sowie der Einrichtungen ist nach wie vor weit vom Optimum entfernt. Das Ziel ist es definitiv, möglichst bald auch konkret vorzulegen, welche weiteren Schritte da ganz konkret auch in Zahlen und Dienstposten gesetzt werden können. Ich verweise da natürlich auch auf den Antrag, der von der ÖVP eingebracht wurde. Er wurde dankenswerterweise jetzt auch auf Zuweisung ge
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