Gemeinderat,
1. Sitzung vom 27.4.2001, Wörtliches Protokoll
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hochrangige Netz zu komplettieren.
Gemeinsam mit Niederösterreich und den Umlandgemeinden
wollen wir ein Konzept realisieren, wo Schnellbusse von Park-and-ride-Zentren
in kurzen Intervallen zu den U-Bahn- beziehungsweise
Schnellstraßenbahn-Endstellen geführt werden können.
Aber auch den künftigen Erfordernissen durch den
gestiegenen Kraftfahrzeugverkehr ist durch den Bau von Umfahrungsstraßen
Rechnung zu tragen. So sind die Fragen der Südost-Umfahrung, der
Nordost-Umfahrung und der 6. Donauquerung natürlich auch weiterhin auf der
Tagesordnung.
Wien soll in den nächsten fünf Jahren rund
50 000 zusätzliche Parkplätze in neuen Wohnbauten, AnrainerInnengaragen,
Park-and-ride-Anlagen und so weiter bekommen. Die Stadt möchte ihren Bürgern
und Bürgerinnen ein Höchstmaß an Mobilität sowie Freiheit bei der Wahl des
Verkehrsmittels bieten. Das wird möglich sein, wenn der Besitz eines Autos
nicht mehr das Maß aller Dinge ist, sondern das passende und auch ökologisch
verträgliche Fahrzeug dann zu haben, wenn man es wirklich braucht.
Das Prinzip, das Wien verfolgt, heißt, Wien zur Stadt
der kurzen Wege zu machen. Überall, wo Stadt und BürgerInnen selbst aktiv sein
können, soll die Verkürzung der Wege für Menschen, Güter und Leistungen angestrebt
werden, damit unnötiger Verkehr vermieden wird und notwendiger Verkehr möglich
bleibt. Und das Fortbewegen soll schneller und sicherer möglich sein.
Sicherheit haben wir vor allem zu gewährleisten etwa
durch Tempo-30-Zonen in den Wohngebieten und Sicherheit haben wir auch zu
gewährleisten insbesondere vor dem Hintergrund der Bekämpfung des Lärms, sowohl
des Lärms von den Straßen als auch im Hinblick auf den Fluglärm. Die
Straßenbahnen als Alternative dazu sollen noch kundenfreundlicher werden, was
Intervalldichte, Geschwindigkeit, Komfort und Sicherheit betrifft. Alle
öffentlichen Verkehrsmittel sollen barrierefrei und behindertengerecht benutzbar
sein.
Wir wollen den Einsatz intelligenter Verkehrssysteme
beispielsweise Telematik-Modelle, Car-sharing, verbesserte City-Logistik,
Park-and-ride-Systeme, Car & Bike und Ähnliches. Ich denke, dass mit einer
Vielfalt dieses Angebots, aber natürlich auch mit einer entsprechenden, immer
wieder kehrenden Valorisierung man hier neue Entwicklungen auch einleiten kann.
In der verkehrsarmen Zeit soll als eine Zukunftsvorstellung
eine "Mobilitätscard" eingeführt werden, also eine Netzkarte mit
Zusatzfunktionen, für die Taxibenützung von und zur nächstgelegenen Haltestelle
eines öffentlichen Verkehrsmittels. Grundsätzlich halte ich auch das Projekt
einer Citycard für vorstellbar, wie es nunmehr auch in anderen Städten zu
diskutieren begonnen wird.
Wien ist nach allen traditionellen Kriterien, wie
Wasserver- und –entsorgung, Abfallwirtschaft, Luftreinhaltung und Grünbilanz
eine "Umweltmusterstadt". Nun gilt es, um einen urbanen Beitrag zur
globalen Klimaveränderung zu leisten, den Quantensprung zur
"Klimamusterstadt" zu schaffen. Das im November 1999 beschlossene
Klimaschutzprogramm für Wien ist das Programm für einen derartigen Quantensprung
und muss daher umgesetzt werden.
Wir wollen den städtischen Grünraum erhalten und
gemäß dem 1 000-Hektar-Programm erweitern. Für durch Baumaßnahmen verloren
gehende Grünflächen sollen neue geschaffen werden und es soll mehr Grün in die
Gassen und mehr Parks in die Grätzl kommen.
Wir wollen in Wien nur mehr Niedrigenergiehäuser
bauen. Wir wollen verstärkt Windgeneratoren einsetzen und die Brücke in das
Solarzeitalter bauen. Auch die thermische Sanierung älterer Gebäude wird ein
Beitrag zum Klimaschutz sein. Bis 2005 sollen 100 000 Wiener Wohnungen
energiesparend und wärmedämmend saniert werden. Das entspricht einer Schadstoffreduktion
im Ausmaß von 85 000 Pkw!
Wir wollen die Abfallmengen in Wien reduzieren und
Recycling weiter fördern, etwa durch Maßnahmen unseres kommunalen
Beschaffungswesen, durch Recycling von Baustoffen, aber auch Computer. Und wir
werden die Forderungen an die österreichische Bundesregierung im Hinblick auf
Maßnahmen zur Umsetzung und Erfüllung der Kreislaufwirtschaft nicht vergessen
und diese auch einmahnen.
Wir wollen das Wiener Wasser unter den Schutz der
Stadtverfassung stellen, um es vor privatwirtschaftlichem Verwertungsinteresse
und damit verbundenen ökologischen Risiken zu schützen. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir wollen aber auch Schritte setzen, die Vision vom
atomkraftwerksfreien Europa zur Wirklichkeit hin zu entwickeln. Wien vor der
permanenten Bedrohung schadhafter Atomwerke zu schützen, ist eine unserer wichtigsten
und auch konsensuellsten Aufgaben. Alle grenznahen Atomkraftwerke sollen
abgeschaltet und für andere Energieträger umgerüstet werden. Einer oder eine
AKW-Beauftragte der Landesregierung soll die Politik der Stadt vorantreiben.
Die Erfahrungen Wiens mit der besseren Energieverwertung und mit
Alternativenergien sollen zu einer offeneren Haltung beitragen. Nicht zuletzt
soll aber auch bis dahin das Frühwarnnetz entsprechend beschlossen sein.
Wir wollen ein gesundes und ein soziales Wien. Für Menschen
ohne Arbeit, für Einkommenslose, für Kranke und Invalide wird das Netz der
sozialen Sicherheit in Österreich dünner. Dem Sozialabbau setzt Wien das
Konzept der sozialen Stadt entgegen. Wien soll auch im 21. Jahrhundert die
Musterstadt der sozialen Sicherheit sein. Das soziale Wien des
21. Jahrhunderts soll leicht zugänglich, klar überschaubar, gerecht und
zielgenau bei der Hilfe und bei den Leistungen sein. Es soll Hilfe für alle
geben, die sie brauchen. Unsere Reform der sozialen Instrumente zielt darauf
ebenso ab wie der Ausbau der Sozialhilfe
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