Gemeinderat,
1. Sitzung vom 27.4.2001, Wörtliches Protokoll
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berücksichtigen muss. Letztlich muss dort die Entwicklung,
die positive Entwicklung weitergehen und muss auch von uns, nämlich von den
EU-Staaten, unterstützt werden. Man muss nur aufpassen, dass man jetzt nicht
vor lauter Druck - vor allem auch von Seiten der Staaten, die dann von einer
etwaigen Wanderungsbewegung nicht betroffen sein würden - zu schnell
durchschaltet, denn dann kann es sehr wohl zu sehr negativen Entwicklungen auch
in manchen EU-Staaten kommen.
Wir haben ja gerade jetzt auch die Diskussion in
Deutschland, und der dortige Bundeskanzler hat sich ja auch dahin gehend
geäußert, dass es zu diesen Übergangsfristen kommen muss, vor allem auch im
Hinblick auf den Schutz der Arbeitsmärkte, vor allem in Deutschland und
Österreich. Es gibt ja genügend Studien, die aussagen, dass das die beiden
Staaten wären, wo dann hauptsächlich die Einwanderung aus diesen Beitrittswerberländern
stattfinden würde, sodass jetzt eben auch die deutsche Regierung sagt, dass es
zu diesen Übergangsfristen kommen muss.
Ich glaube, dass man das auch klar und deutlich sagen
muss, sowohl den Staaten als auch der Bevölkerung, dass es gefährlich wäre, nur
zu sagen: hurra, hinein, schnell, schnell!, und davon auszugehen, dass sich
dann schon alle Probleme lösen würden; dass man diese Schritte in Richtung
Osterweiterung vielmehr sehr verantwortungsbewusst und mit Augenmaß gehen muss
und auch klar sagen muss, dass es einen Vollbeitritt so schnell nicht geben
wird können, damit hier nicht negative Entwicklungen stattfinden, die wir alle
nicht wollen und die auch nicht verkraftbar wären. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich möchte, gerade weil das natürlich auch mit der
Immigrations-, mit der Ausländerfrage zusammenhängt, etwas zu dem einen
Vorredner sagen, der sich nie wirklich inhaltlich mit den Problemen auseinander
setzt, mit denen wir beispielsweise auch in unserer Stadt durch die
Wanderungsbewegungen, die schwerpunktmäßig vor allem in den neunziger Jahren
stattgefunden haben, konfrontiert sind. Wenn etwa wir jetzt voll auf der Linie
"Integration vor Neuzuzug" sind und uns Gedanken darüber machen, wie
man Integrationsmaßnahmen wirkungsvoller setzen kann - so wie es gestern etwa
Klubobmann Westenthaler getan hat -, wie man den Integrationsmaßnahmen etwas
mehr Nachdruck verleihen kann, indem man eben signalisiert, dass es etwas
Wichtiges ist, diese Maßnahmen den Betroffenen, die sich integrieren sollen,
auch nahe zu bringen, dann stellt sich dieser Vorredner - nämlich jener, der
sich schon als Vizebürgermeister gesehen hat, und jetzt ist die Karotte wieder
weg - hierher, um diesen Standpunkt sofort zu diffamieren. Ich möchte an dieser
Stelle ganz kurz etwas zitieren. Der Generalsekretär der SPD Müntefering hat
neulich in der "Berliner Morgenpost" zur Integration von Zuwanderern
Folgendes gesagt:
Es sollte Pflicht sein, Deutschkurse zu belegen. (Beifall bei der FPÖ.) Wer in Deutschland
bestehen wolle, müsse die deutsche Sprache so weit beherrschen, dass er sich
verständlich machen könne. Die Kosten für Integrationskurse sollten auch von
den Zuwanderern getragen werden. - Ende des Zitats.
Das ist ein Standpunkt, den man nur voll unterschreiben
kann. Und da kommt Herr Chorherr heraus und ohne sich inhaltlich mit unseren
Vorschlägen auseinander zu setzen, diffamiert er sofort wieder Überlegungen,
wie man solche Integrationsmaßnahmen wirkungsvoller gestalten kann. Das ist
eine Methode, die dazu führt, dass einzelne Bevölkerungsgruppen von diesen
Diffamierern wirklich aufgehetzt werden (GR Mag Christoph Chorherr - auf GR
Mag Hilmar Kabas weisend -: Der ist nur wehleidig!) und die Probleme gar
nicht mehr so sehen, sondern immer nur glauben: Wenn man vernünftige, positive
Maßnahmen setzen will, die nicht sofort deckungsgleich mit denen der GRÜNEN
sind, dann ist man ein ganz, ganz böser Mensch, menschenfeindlich und so weiter.
Das ist etwas, wovon man endlich wegkommen muss, und
man muss auch diesen Fanatikern sagen, dass sie mit so einem Unfug aufhören
müssen. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich glaube also, dass das etwas sehr Wichtiges ist:
sich inhaltlich mit den Problemen auseinander zu setzen, auch dann, wenn man
unterschiedlicher Meinung ist, inhaltlich darüber zu diskutieren, auch dann,
wenn man nicht zusammenkommt. Aber wenn man anfängt, sofort zu diffamieren und
so zu tun, als ob man selbst die einzige Wahrheit und die einzige Weisheit
hätte, dann führt das mit Sicherheit zu überhaupt nichts, außer zu einer unter
Umständen - und das haben wir ja gerade im letzten Jahr bemerkt - sehr
gefährlichen Polarisierung in unserer Gesellschaft. Aber genau darauf zielen
die so genannten GRÜNEN, die ja in Wirklichkeit nicht Grüne, sondern in weiten
Teilen dunkelrot sind, durchaus ab - und das muss man der Bevölkerung auch klar
machen.
Herr Bürgermeister! Ich möchte noch auf einen Punkt
eingehen, weil Sie das auch angeschnitten haben, nämlich auf die Frage einer
Entwicklung, die für die Stadt auch sehr wichtig ist und die wir schon einige
Male besprochen haben, nämlich die Weiterentwicklung der
Informationstechnologie in unserer Stadt und die dementsprechende berufliche
Ausbildung in diesem Bereich. Sie haben das heute wieder angeschnitten, haben
gesagt, auch Wien wird sich darum bemühen, dass wir jetzt endlich aus eigener
Kraft eine derartige Fachhochschule installieren und dass wir das Ganze jetzt
mobilisieren.
Ich darf Sie daran erinnern, Herr Bürgermeister: Wir haben
vor etwa einem Jahr hier auch genau darüber diskutiert. Wir haben gesagt, das
ist eine Chance, eine ganz große Chance auch für die Jugend, und es sollte
endlich auch hier mehr Flexibilität Eingang finden. Ich muss nur leider
feststellen, dass der derzeitige Status nach wie vor derselbe ist wie vor einem
Jahr. Von der Beantragung der Kurse bis zur Erteilung der Genehmigung dauert es
momentan leider genauso
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