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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 48 von 74

 

für ein Biotop ist, und die viel mehr erreicht hat, als sehr viele Druckerzeugnisse. Alles das schafft Voraussetzung dafür, dass Kameraleute und Regisseure sich in der Praxis etwas bewähren können. Hier erwarte ich mir auch, dass mehr passiert.

 

Ein letzter Bereich: Mich hat eine Antrittsrede sehr beeindruckt. Ich glaube, das war vor zwei Jahren bei der "Viennale", da hat der Präsident der "Viennale" gesagt, wenn er gefragt wird, was die drei wichtigsten Dinge bei einem Film sind, so sind das: 1. Drehbuch. 2. Drehbuch. 3. Drehbuch. (GR Dr Peter Marboe: Der Billy Wilder hat das gesagt!) Das war der Billy Wilder, der das bei einem Interview gesagt hat. (GR Dr Peter Marboe: Pleskow hat Billy Wilder zitiert!) So war das. Danke! Pleskow hat Billy Wilder zitiert.

 

Jetzt haben wir heute in der Annahmeerklärung 350 000 S fürs Drehbuchforum. Warum gehen wir nicht her - das meine ich jetzt wirklich als konkreten Vorschlag, ohne im nächsten halben Jahr zu diskutieren - und machen wirklich eine Kraftanstrengung und sagen, wir schaffen im Bereich Drehbuch-Ausbildung eine Stätte, die auf europäischem Niveau wirklich versucht, hier ein Spieler zu werden mit dem ORF, mit den Instrumenten der Stadt Wien, mit der Filmakademie, wie auch immer, um das ein bisserl in die Höhe zu heben? - Hier kann man, meine Damen und Herren, mit verhältnismäßig wenig Geld wirklich europäische Aufmerksamkeit erzielen und Qualität schaffen. Dass es diese Qualität gibt, hat der Film von Michael Haneke gezeigt. Das war auch kein Ausreißer. Ich erinnere auch an Nordrand und die Barbara Alberti, die für die Voraussetzungen, die es in Österreich gibt, die bescheiden sind, viel erreicht hatten. Was würde erst passieren, wenn wirklich massiv die Voraussetzungen stimmen würden, denn man soll sich nicht ausruhen! Wir wissen auch, was für eine Maschine die Filmindustrie in Deutschland bereits geworden ist. Was es dort an Umsätzen gibt, das ist gewaltig. Und trotzdem hat sie dieses Jahr in Cannes, wenn ich jetzt richtig informiert bin, eine relativ bescheidene Rolle gespielt.

 

In Österreich gibt es die Voraussetzungen. Geben wir dem ein bisschen einen Rahmen und wir könnten auf einer höheren Etage spielen, als wirtschaftspolitisches Argument, als kulturpolitisches Argument. Wir sind bereit für Gespräche und hoffen, dass der österreichische Film, trotz widriger Umstände, auch in den nächsten Monaten und Jahren ein bessere Chance erhält! - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke, Herr Klubobmann. - Zum Wort gemeldet ist Herr Kollege Salcher. Ich erteile es ihm.

 

GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich bin immer gerne bereit, Vorschläge aufzugreifen, das weißt du ja. Wenn du dir um Fidel Castros historische Stellung in der Welt große Sorgen machst, so verstehe ich das. Ich finde die Idee gut und dass ein Land davon profitieren kann, das stimmt.

 

Ich sage jetzt ein Beispiel: "Crocodile Dundee". Der erste Teil hat in Australien nachweislich einen massiven Tourismusboom ausgelöst und "Das Piano" in Neuseeland. Das hat viel für sich. Wir leben in einer elektronischen Welt, wo Bilder für ein Land sehr, sehr viel tun können. Ich finde es auch nach wie vor peinlich, dass der erfolgreichste und beste Film über Mozart "Amadeus" bekanntlich nicht in Wien und nicht von einem österreichischen Regisseur, sondern in Ungarn produziert wurde.

 

Aber wenn du sagst, das ist die Chance, um Geschichtsbilder wieder ins Reine zu bringen, dann darf ich mir erlauben, hier gleich einen Vorschlag für interessierte Produzenten zu machen. Wir haben gerade in Österreich derzeit ein Thema, was unsere jüngste Vergangenheit betrifft, wo eine Kampagne im wahrsten Sinne des Wortes in sich zusammengebrochen ist. Ich könnte mir durchaus eine österreichische Filmproduktion vorstellen nach dem Motto: "Waldheim - eine Kampagne bricht zusammen oder eine Verschwörung", weil jetzt sogar amerikanische Historiker nachgewiesen haben, wie die ganze Sache wirklich gewesen ist. Ich würde mich dann sehr freuen, hier mit Unterstützung der GRÜNEN, wenn sich ein Filmproduzent finden würde, die historische Wahrheit zu diesem für Österreich so wichtigen zeitgeschichtlichen Thema auch filmisch zu produzieren und um die ganze Welt zu senden. Du siehst, ich bin für neue Vorschläge durchaus offen! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Ich bin jetzt fair genug zu sagen, dass ein grüner Politiker das, was du am österreichischen Film und auch an der Bundessituation kritisiert hast, zu Recht tun kann. Ich glaube, da ist wirklich vieles im Argen gelegen. Ich sage, es wäre nur noch fairer gewesen, und jetzt richte ich mich an den neuen Herrn Stadtrat und erlaube mir, das zu tun, weil Sie das ja in Ihrer Antrittsrede kurz auf den Film repliziert haben und auf die Bundessituation des Films.

 

Eines möchte ich nur in aller Deutlichkeit sagen: Zum Staatssekretär Morak kann man stehen wie man will. Sie kennen unseren Standpunkt, ich will es nicht länger hinauszögern, dass er hier natürlich Kürzungen vollziehen musste, die die Bundesregierung in allen Bereichen gemacht hat. Aber eines können Sie glaubhaft hier im Wiener Gemeinderat und in der österreichischen Öffentlichkeit nicht sagen: Dass es diesen Zustand des österreichischen Films auf Bundesebene, in dem er sich befindet und den Chorherr zu Recht kritisiert hat, erst seit stark einem Jahr gibt. Das können Sie ernsthaft niemandem erklären, denn wer waren denn die Verantwortlichen, die teilweise mit absoluter Mehrheit, teilweise mit klaren Mehrheiten jahrelang Verantwortung für den Zustand des österreichischen Films auf Bundesebene getragen haben? War das der Herr Morak jetzt mit dem einen starken Jahr, das er im Amt ist oder waren das nicht vielmehr die Herren Scholten, der Kunstkanzler Klima und der Finanzminister Staribacher, der ein unterschriftsreifes Gesetz, das sein Vorgänger ausgearbeitet hat - auch

 

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