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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 50 von 74

 

ein zusätzliches Angebot, über das wir sehr stolz sind. Und wir sind sehr froh, dass wir das hier gemeinsam mit Frau VBgm Laska resultieren können, denn eines ist klar: Es muss ein breites Angebot auch in der Ausbildung, auch in der Nachwuchsförderung geben, damit der österreichische Film natürlich finanziell die notwendigen Möglichkeiten seitens der Produzenten hat, damit es aber auch von der Qualität, vom Nachwuchs und von der nötigen Breitenwirkung hier zu dem Effekt kommt, den wir uns alle wünschen, denn wir wissen, dass wir in der Qualität der Kurzfilme, der Dokumentarfilme schon sehr, sehr gut sind, auch im Vergleich mit ausländischen Filmen, wie man es sich auf der Viennale anschauen konnte. Was die großen tragenden Spielfilme betrifft, da müssen wir ganz ehrlich sein, da haben wir noch einen Entwicklungsbedarf, durchaus auch verglichen mit kleinen Ländern wie zum Beispiel Neuseeland, den Niederlanden, Finnland, Schweden und so weiter.

 

Wir werden hier guten Gewissens einer neuen Struktur und dem Geld des Wiener Film Fonds zustimmen. Wir sind uns sicher, dass die Gelder sinnvoll und ordentlich verwaltet werden. Wir hoffen nur, dass es in Zukunft nicht eine kindische Diskussion zwischen Bund und Wien gibt, und da erwarte ich mir dann zum Beispiel auch die Unterstützung der Sozialdemokraten im Parlament, wenn, was ich sehr hoffe - und da wünsche ich mir auch die Unterstützung von unserem Koalitionspartner auf Bundesebene, der Freiheitlichen Partei -, endlich zum Beispiel ein Finanzminister - und ich höre, dass das geplant ist - einen Antrag einbringt, dass Investitionen in den Kulturbereich, Investitionen in den Filmbereich, steuerlich absetzbar sind. Das ist dann nämlich nicht eine Diskussion um 5 Millionen mehr oder um 7 Millionen mehr, sondern das wäre eine massive Verbesserung für die gesamte österreichische Filmwirtschaft. Ich bitte alle, die sich hier aus tiefer Überzeugung - und ich glaube es jedem Einzelnen - dafür ausgesprochen haben, das in ihrem jeweiligen Bereich politisch zu unterstützen, damit wir hier nicht nur Worte spenden, sondern damit wir auch finanziell zu einer entsprechenden Besserstellung des österreichischen Films beitragen können. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke schön. - Zum Wort gemeldet ist Frau GR Renate Winklbauer. Ich erteile es ihr.

 

GR Renate Winklbauer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Ich gebe einmal zwei Versprechen ab. Erstens, dass ich zum Akt reden werde und zweitens, dass ich kurz sein werde. Kurz zum Teil deswegen, weil sehr vieles, was Kollege Chorherr gesagt hat, sich auch mit meiner Meinung deckt. Vor allem in Bezug auf das ORF-Gesetz, das mir auch große Sorgen macht. Kurz deswegen, weil ich auch nicht darauf eingehen werde, was der Kollege Salcher in seiner nun schon bekannten Selbstbeweihräucherung wie eine Gebetsmühle wiederholt. Es wird dadurch nicht richtiger, was er sagt. Aber darauf möchte ich noch ein bisschen eingehen.

 

Zum Akt möchte ich reden und da unterscheide ich mich vom Herrn StR Marboe, der noch ungewohnt in seiner Rolle hier als Nichtamtsführender sich halt zum falschen Akt zum Wort gemeldet hat und dann auch noch ein bisschen in Selbstlob zerflossen ist.

 

Zum Akt: Wien wird 110 Millionen für die Filmförderung zur Verfügung stellen und das ist mehr als der Bund für ganz Österreich zur Verfügung stellt. Der Bund hat von 169 Millionen im Vorjahr auf 104 Millionen heuer gekürzt. Das ist eine massive Kürzung und wie man das argumentieren kann, so wie der Kollege Salcher mit angeblichem Erbe, das muss er mir erst erklären. Wenn es im Vorjahr 169 Millionen gegeben hat, dann sehe ich nicht ein, warum es heuer nur 104 sein müssen. (GR Gerhard Pfeiffer: Das Nulldefizit!) Ja, damit das Nulldefizit, das der Herr Grasser diktiert hat, halt erfüllt wird oder ich weiß nicht. Ist das die Argumentation, der Sie sich anschließen? - Dann würde ich sagen, es gibt andere Bereiche, in denen man mehr reduzieren könnte, als es in diesem Fall der Fall ist.

 

Der Fonds - und das hat Kollege Salcher ja angesprochen - wurde auch umstrukturiert. Auch die Schwerpunktsetzung geht in eine Richtung, die durchaus begrüßenswert ist, in Richtung mehr Projektentwicklungsförderung und auf Förderung von Festivalteilnahmen. Das schlägt sich auch in den Zahlen des Jahres 2000 nieder, wo wir neben der Herstellungsförderung eben gerade auch in der Projektentwicklung und für den Dokumentarfilm und für junge Filme sehr viel geleistet haben. Auch für den schon sehr oft erwähnten Haneke-Film hat Wien etwas beigetragen, ebenso wie der ORF, aber ebenso auch wie das ÖFI. Ich glaube, wir können wirklich stolz darauf sein, dass jetzt ein österreichischer Film eine derart große Bedeutung bei einem Filmfestival errungen hat. Der Erfolg hat viele Väter, meistens hat er weniger Mütter und sehr viele Väter. Ich freue mich wirklich, dass das so ist und ich bin ein wenig stolz abseits von dem, wer dafür durch Förderungen einen Beitrag geleistet hat.

 

Wien fördert mehr als der Bund. Mir macht diese Entwicklung Sorge, weil es eben Konsequenzen für die Filmschaffenden in ganz Österreich hat. Ich mache mir auch Sorgen, weil der ORF als wichtiger Partner, als Investor nicht in Frage gestellt werden darf und es nicht dazu kommen darf, dass auf diese Weise die Finanzmittel ausgedünnt werden, die dem wesentlichen Wirtschaftsfaktor Film zur Verfügung stehen. Es ist eben ein wirtschaftliches Potential: Wenn man nur die Förderungen des Vorjahres nimmt, beträgt allein der Filmbrancheneffekt der vom Wiener Film Fonds geförderten Filme eine halbe Milliarde. Also nur das, was in Ausgaben, in Investitionen direkt in die Filmbranche hineinfließt, ist eine halbe Milliarde. Das ist immerhin ein ganz ein schöner Effekt.

 

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