Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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schäftigte sind in
diesem Bereich in Wien tätig, das sind 64 Prozent aller in Österreich in
diesem Bereich Tätigen. Das zeigt, dass wir in diesem Bereich eine wichtige
Stellung einnehmen, und das ist insbesondere im Hinblick auf den Trend und auf
die gesamte Entwicklung sehr positiv. Es hat vermutlich auch mit der
Technologieoffensive zu tun, die die Bundeshauptstadt Wien seit dem Jahr 1997
eingeleitet hat, wobei 3 Milliarden S - kein unerheblicher Betrag -
eingesetzt worden sind.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Der zweite Bereich, in dem sich die Wiener
Wirtschaft positiv von der Gesamtentwicklung abhebt, was auch nicht uninteressant
ist - ich beziehe mich hier auch wiederum auf die Wifo-Studie -, ist der
Bereich der Bauwirtschaft. Hier ist dies zwar nicht in so dramatischem Ausmaß
wie in dem anderen Bereich der Fall, aber immerhin. Ich denke, dass das gerade
in diesem Bereich wichtig ist, weil hier ja Mehrfachfunktionen ausgelöst werden
- bekanntlich haben ja die Investitionen in diesem Bereich eine multiple
Funktion.
Den dritten
Bereich erwähne ich nur der Vollständigkeit halber, weil er ja allgemein
bekannt ist: Wir haben im Jahr 2000 ein Rekordjahr im Tourismus gehabt, und
zwar haben wir insbesondere in der zweiten Hälfte des Jahres enorm zugelegt -
überall in Österreich, vor allem aber in Wien sehr stark. Ich denke, dass das
sehr wichtig ist.
Der vierte
Punkt, den ich in diesem Zusammenhang zum Rechnungsabschluss erwähnen möchte,
ist, dass wie kaum in einem Jahr zuvor die Investitionsquote im Laufe des
Budgetjahres 2000 hinaufgeführt werden konnte, und zwar von ungefähr
12,4 Prozent im Voranschlag auf 15 Prozent, was eine Rekordquote ist
und was bedeutet, das es 42 Milliarden S an nachfragewirksamen
Ausgaben gegeben hat. Das ist ein Riesenbrocken! Vergleichen Sie das einmal mit
der Summe, die der Bund einsetzt - bei einem Vielfachen des Budgets! Wenn Sie
es auch von den Quoten her betrachten, dann sehen Sie, dass die Stadt Wien hier
vom Investitionsvolumen her einen ganz entscheidenden Beitrag geleistet hat,
was vermutlich auch mit der günstigen Situation im Bereich der Bauwirtschaft zu
tun hat.
Eine Bemerkung
noch, weil das immer wieder eine Diskussion ausgelöst hat: Bei der letzten
Präsidiumssitzung des Wirtschaftsförderungsfonds - das war am 13. Juni -
haben wir insgesamt 44 Millionen S an Förderungsmitteln vergeben,
davon 19,2 Millionen S für Förderungsmaßnahmen für Geschäftsstraßen.
Vor dem Hintergrund der immer wieder nach Art einer tibetanischen Gebetsmühle
erfolgenden Behauptungen, dass wir die Geschäftsstraßen nicht mehr fördern
würden, muss man darauf hinweisen, dass zwischen 19,2 Millionen S und
gar nichts schon ein deutlicher Abstand ist. Im Bereich der Förderung von
Unternehmensgründungen hat es 6,28 Millionen S, in der Innovations-
und Technologieprojektförderung in der Wirtschaft 8,37 Millionen S
gegeben. Insgesamt ist das Kapitel Wirtschaftsförderung im Rechnungsabschluss
mit 1,947 Milliarden S ausgewiesen; das ist um
490 Millionen S mehr, als ursprünglich vorgesehen war. Davon sind
176 Millionen S in den Fremdenverkehr gegangen,
341 Millionen S in die Wirtschafts- und Technologieentwicklung,
1,38 Millionen S in die Wirtschaftsförderung im engeren Sinn -
ersparen Sie mir, bitte, die genaue Aufschlüsselung.
Die
Konsequenzen daraus sind, dass 2000 ein Rekordjahr der Betriebsansiedelungen
war: 72 von 132 Betriebsansiedelungen in Österreich sind hier in Wien
erfolgt und 19 Unternehmen haben ihre Basislager, wenn man so will, also
ihre Konzernniederlassung für die Ausrichtung auf den osteuropäischen Wirtschaftsraum
hier in Wien angesiedelt. Im Jahr 2000 wurden 5 477 neue Unternehmen
gegründet, was im Klartext heißt, dass jeder vierte Betrieb, der in Österreich
neu gegründet worden ist, in Wien neu gegründet wurde.
Ein Punkt, den
ich ebenfalls noch am Rande erwähnen möchte: Wir haben jetzt die Verlängerung
des Abkommens, das zwischen Kammer, Bund und Wien über die gemeinsame
Beteiligung an der Aktion "Gründersparen" besteht, beschlossen. Auch
das ist ein wesentlicher Faktor und unterstreicht einmal mehr die Zusammenarbeit
mit der Wirtschaft.
Angesichts all
dieser Fakten war ich einigermaßen überrascht über die aufgeregte Reaktion in
einzelnen Kreisen der Wiener Volkspartei. Ich kann mir nicht vorstellen, dass
man mir eine Vertuschungs- oder Behübschungspolitik in Wirtschaftsfragen empfiehlt.
Was ist, das ist. Wenn es unangenehm ist, dann werden wir die Sache angehen und
entsprechend daran arbeiten, aber es hat wenig Sinn, sich sozusagen selbst in
den Sack zu lügen. Vielleicht ist der offene Brief der Jungen ÖVP eine gewisse
Erklärung - aber den möchte ich eigentlich auch schon wieder vergessen.
Der fünfte
Punkt - und das ist ein wichtiger Punkt -: Ich glaube, dass die Wirtschafts-
und Beschäftigungspolitik, meine sehr geehrten Damen und Herren, zwei Seiten
ein und derselben Medaille sind. Man soll nicht vergessen, dass ein Viertel der
Arbeitsplätze Österreichs sich in Wien befinden. Es sind 860 000 Menschen,
die in Wien in verschiedensten Formen arbeiten - das sind genauso viele
Arbeitsplätze wie in Vorarlberg, Salzburg, Tirol und Kärnten zusammen, also
eine durchaus beachtliche Zahl.
Umso ernster, meine
sehr geehrten Damen und Herren, ist die Entwicklung am Arbeitsmarkt infolge der
Abschwächung der Konjunktur zu nehmen. Zum ersten Mal nach 27 Monaten hat
es im Mai im Vergleich zum Vorjahr wieder eine Zunahme der Arbeitslosigkeit
gegeben, wenn auch in einer nicht dramatischen Form - es sind 1,8 Prozent,
manche würden sich vielleicht darüber hinwegschwindeln -, aber es ist erstmals
auch die Zahl der unselbständig Beschäftigten um 0,5 Prozent unter das
Niveau des Mai 2000 zurückgegangen. Noch einmal: Es ist kein Anlass zur
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