Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Wir Sozialdemokraten
werden natürlich besonders darauf achten, dass die Darlehensrückflüsse im
Wohnbau entsprechend der Widmung für Wohnbau und Infrastruktur zur Verfügung bleiben.
Geschätzte Damen und Herren! Man sollte endlich einmal auch von Seiten dieser
amtierenden Bundesregierung zur Kenntnis nehmen, dass Kaputtsparen keine
richtige Wirtschafts- und Finanzpolitik und Sozialpolitik ist, sondern dass man
halt hier einen Weg gehen muss, der entsprechende Weiterentwicklungen in den
Bereichen Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Sozialpolitik zulässt.
Ich habe schon
die besonders problematischen Auswirkungen durch das Zurücknehmen von Bundesinvestitionen
erwähnt. Jetzt hat man auch die Bundesländer "zwangsläufig" - unter
Anführungszeichen - veranlasst, einen zusätzlichen Beitrag zum Nulldefizit im
Bundesbudget zu leisten. Das wird sich leider auch in der wirtschaftlichen
Entwicklung negativ auswirken.
Und vor allem
- ich sage es noch einmal -: Im Baubereich vermerken wir leider, dass
Bauarbeiter, die Wiedereinstellungszusagen von den Unternehmern vor der Winterkündigung
im vergangenen Jahr bekommen haben, auf Grund der rückläufigen
Auftragssituation im Baubereich noch immer nicht in Beschäftigung stehen.
Und da möchte
ich noch erwähnen, meine Damen und Herren: Auch hier hat die Regierung
Maßnahmen gesetzt, die kontraproduktiv, die gegen die Menschen wirken, die
eigentlich nichts dafür können, dass sie keine 28 Beschäftigungswochen im Kalenderjahr
erreichen. Diese Regierung hat die Anwartschaftsvoraussetzung für
Arbeitslosengeldbezug von 26 auf 28 Wochen hinaufgeschraubt. Wenn ich
jetzt sehe, dass sich im Baubereich die Arbeitslosigkeit in den Sommer
verschiebt, dass diese Menschen vielleicht erst sehr spät eine Beschäftigung
bekommen, dann haben wir hier lauter Sozialfälle im Herbst bei der
Winterkündigung, nämlich die haben keinen Anspruch auf ein Arbeitslosengeld,
die werden Sozialhilfe, wenn das überhaupt möglich ist, in Anspruch nehmen müssen.
Wenn das das Ziel dieser Bundesregierung war - und es gibt viele Punkte, zu
denen ich kritische Anmerkungen treffen möchte, weil sie eigentlich für die
Menschen unverständlich sind -, so werden die Menschen dann auf die Politik
dieser Bundesregierung entsprechend antworten, wenn sie die Gelegenheit haben,
nämlich bei der Wahl.
Ich sage noch einmal:
Interessanterweise kommt jetzt auch Bundeskanzler Dr Schüssel darauf. Er erkennt
die dramatische Situation der Wirtschaftsentwicklung und der daraus folgenden
Steigerung der Arbeitslosigkeit. Ich frage mich nur, ob dann den Worten auch
Taten folgen werden, nämlich dass tatsächlich Konzepte konkreter Art zur
Bekämpfung der Arbeitslosigkeit vorgelegt werden.
Meine Damen
und Herren! Wir Wiener Sozialdemokraten stellen den Kampf gegen
Arbeitslosigkeit und vor allem gegen Jugend- und Langzeitarbeitslosigkeit in
den Mittelpunkt unserer Politik.
Und ich möchte
hier auch noch erwähnen: Es ist schon eine entscheidende Frage, wie der
Wettbewerb ausgetragen wird zwischen den Wirtschaftsstandorten. Wir glauben,
dass wir in Europa den Wettbewerb nicht über Lohn- und Sozialdumping austragen,
sondern dass wir zu vernünftigen Vereinbarungen kommen sollten, dass die
Arbeitnehmer die entsprechende Qualifikation bekommen sollten und dass wir
durch unsere Leistungen und die Produktqualität diesen Kampf angehen und ich
glaube auch gewinnen können.
Meine Damen
und Herren! Ich habe es schon erwähnt: Wien ist eines der größten Bundesländer,
wo die höchste Beschäftigung vorliegt. Und ich sage noch einmal: Wenn die
Regierung durch ihre Maßnahmen verursacht, dass es Wachstumsverzögerungen in
der Wirtschaft gibt, dass es zusätzliche Arbeitslosigkeit gibt, und
gleichzeitig bei steigender Arbeitslosigkeit auch Geldbeschaffungsaktionen in
die Richtung vornimmt, dass man ganz einfach Überschüsse im Arbeitslosenversicherungstopf
abschöpft und diese Überschüsse dem Budget zuführt, wo bleibt dann die
Verantwortung der Regierung, wenn sie bewusst Gelder, die eigentlich für eine
Verschlechterung der Beschäftigungssituation für arbeitslose Menschen zur
Verfügung stehen, wo auch Arbeitnehmer und Arbeitgeber ihren Beitrag dazu
zahlen, für andere Dinge verwendet?
Wien ist
anders, meine Damen und Herren. Wir schaffen Arbeitsplätze für die Menschen in
dieser Stadt.
Meine Damen
und Herren! Weil heute von Bildung und Qualifizierung gesprochen worden ist:
Wenn diese Bundesregierung Maßnahmen setzt, die eigentlich gegen die
Jugendförderung, gegen die Lehrlingsausbildung wirken, so bemüht sich Wien
entgegen diesen Maßnahmen der Bundesregierung, lange Jahre durch den regionalen
Beschäftigungspakt und durch Lehrgänge und Lehrlingsstiftungen, ein
entsprechendes Auffangnetz für jene jungen Leute zu schaffen, die momentan keinen
Lehrplatz bekommen. Es wäre gut, meine Herren der ÖVP, dass Sie auch einmal der
Wirtschaft klarmachen, dass es, wenn man den Berufsnachzug, die Qualität
erhalten will im Handwerk, notwendig ist, auch Lehrlinge auszubilden, sie
weiter zu qualifizieren. Dort wartet man nur, bis gesetzliche Maßnahmen da und
dort gesetzt werden, um die Lehrlinge günstiger und billiger zu bekommen.
Wenn diese
Bundesregierung jetzt die Vorlehre eingeführt hat, meine Damen und Herren, so
kann das doch keine qualitative Ausbildungspolitik unserer zukünftigen qualifizierten
Leute sein. Im Gegenteil: Wir müssen schauen, dass wir die Inhalte vieler
Berufsbilder verändern, dass wir rascher zu den Qualifikationen kommen, die
jetzt gefragt sind und die auch in Zukunft noch wirklich als Beruf Bestand
haben können. (Beifall bei der SPÖ.)
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