Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Johannes Prochaska.)
Reden wir 2003 darüber? - Ich wette mit Ihnen gern jetzt um eine Flasche Sekt. (Neuerlicher Zwischenruf des GR Johannes Prochaska.)
Na, lassen wir die Wette stehen, gut.
Wenn heute
schon davon die Rede war - auch vom Kollegen Driemer wieder -, endlich eine
gesetzliche Regelung gegen Schwarzarbeit zu treffen, dann denke ich mir: Ja,
längst überfällig. Nur, man kann zwar nicht für alles die Geschichte verantwortlich
machen, aber da muss ich Ihnen schon sagen, Kollege Driemer - Sie sind ja lang
genug in der Politik -: Warum haben Sie denn das nicht irgendwie in den letzten
20 Jahren gemacht? Fällt Ihnen das erst jetzt ein? Fällt das der
Sozialdemokratischen Fraktion erst jetzt ein, so wie viele andere Sachen, die
eigentlich möglich gewesen wären? - Aber 2003, nachdem ja Blau-Schwarz dann eh
abgewählt wird, egal ob Koalition oder Opposition, wir werden Sie daran
erinnern auf Bundesebene, dass all die positiven Sachen, die Sie jetzt sagen,
die Sie jetzt leicht aus der Opposition auf Bundesebene heraus sagen können,
dann umgesetzt werden. Wir werden Sie daran erinnern.
Aber jetzt
kommen wir zum Wiener Budget. Wenn man das von außen betrachtet und dann sieht
man plötzlich, es gibt 12,9 Milliarden S mehr Einnahmen und
3 Milliarden S mehr Ausgaben - ja, was ist denn das für ein Budget? -
Da hätte ich ja gleich von Haus aus irgendwelche Hausnummern hinschreiben
können, wenn ich nicht weiß, wie viel Geld ich insgesamt gesehen tatsächlich
einnehme geschweige denn es abschätzen kann. 13 Milliarden S einfach
zu vergessen oder es am Anfang des Jahres nicht zu wissen, ist ja nicht so ein
Klacks. Und dann hätten wir uns ja sehr wohl überlegen können: Was machen wir
mit den 13 Milliarden S? Reduzieren wir damit wirklich den Schuldenstand
und gehen wir mit dieser Nulldefizitpolitik, Konsolidierungspolitik konform?
Und nur ein
Beispiel auf Bundes- und Landesebene, wo sich jetzt zeigt, wie falsch das war
im Bereich der Ausbildung, im Bereich der Bildung. Jetzt wird gejammert, wir
hätten keine Experten und es gäbe 20 000 Arbeitsplätze oder noch mehr. Das
Problem ist ja nicht so neu. Aber wer lieber auf ein Nulldefizit setzt, nicht erkennt,
welche Erträge dadurch für die Zukunft entgehen könnten, der muss nachher nicht
jammern. Das ist halt wie bei jemandem, der sich gern ein Haus bauen würde,
weiß, er verdient irgendwann einmal mehr und sich einen Kredit nimmt, sich
deshalb seine Lebensumstände zum Teil verbessert. Er wird einmal mehr
verdienen, dann zahlt er den Kredit zurück, es geht ihm besser.
Nulldefizit
als buchhalterischer Begriff ist unsinnig und an der Frage der Bildung und der
Ausbildung und der Schaffung von Arbeitsplätzen zeigt sich das ganz, ganz
deutlich. Und ich hoffe doch sehr, dass gerade in Wien in Hinkunft in diese Bereiche
erheblich mehr investiert wird. Der Stabilitätspakt ist jetzt abgeschlossen.
Aber ich nehme Herrn Rieder beim Wort, und ich hoffe, Herr Finanzstadtrat,
dass, sollten sich die Rahmenbedingungen auf Bundesebene ändern, Sie
tatsächlich diesen Stabilitätspakt aufkündigen werden, wenn es so ist, dass
Abfangjäger beschlossen werden und nichts in die Bekämpfung von
Arbeitslosigkeit investiert wird et cetera et cetera. Dann werden wir Sie als
Wiener GRÜNE beim Wort nehmen.
Zurück zum
Budget. In einem hat Kollege Kabas Recht gehabt: Wien profitiert ganz erheblich
von den Steuerbelastungen auf Bundesebene, um rund 1,3 Milliarden S
erhöhte Steuern, wobei man auch da anmerken muss - und es ist wiederum eine
Kritik insgesamt am Budget -, dass manche Steuern, denke ich, bewusst
unterdotiert worden sind in der Budgeterstellung, denn gerade im Bereich der
Parkometerabgabe, gerade im Bereich der Kommunalsteuer - zwei Steuern, die
erheblich unterdotiert waren -, hätte man mit einer bisschen vorherschauenden
Dotierung etwas anders budgetieren können. Aber es ist natürlich sehr nett,
sich am Ende eines Jahres bei einem Rechnungsabschluss hinstellen und sagen zu
können: Wir haben so viel mehr eingenommen und so viel weniger ausgegeben, das
Defizit wurde um so viel verringert. Nur, das ist keine ordentliche
Budgetgestaltung, das ist, bewusst den politischen Spielraum innerhalb des
Budgets einzuschränken und nicht von vornherein alle Zahlen und alle
Budgetmittel, die auf den Tisch kommen, der gemeinsamen politischen Entscheidung
zu unterstellen.
Weitere
5 Milliarden S, die plötzlich hereingekommen sind und nicht
vorhersehbar waren, denen auf der anderen Seite gleich Ausgaben in der Größenordnung
von rund 3 Milliarden S gegenüberstehen, sind die außerordentlichen
Tilgungen von Wohnbauförderungsdarlehen, möglicherweise Maastricht-konform,
möglicherweise auch Maastricht-notwendig, um 2 Milliarden S mehr zu
lukrieren. Inwiefern sich dies auf eine längerfristige Budgetgestaltung
auswirkt, ist momentan aus diesem Rechnungsabschluss noch nicht ersichtlich.
Aber auch bei den
eigenen Einnahmen aus Leistungen wurden Überschüsse erzielt von rund
2 Milliarden S. Jetzt wissen wir alle: Es gibt genug Belastungen auf
Bundesebene. Aber im Gegensatz zum Budgetvoranschlag wurden selbst in den Kindertagesheimen
50 Millionen S mehr eingenommen. Na, wen trifft es denn? - Diejenigen,
die Kinder haben. Sind das in der Regel die, die wirklich gut betucht sind? -
Nein. Ich weiß, der große Sprung war schon im Jahr 1999 mit der Änderung der
Gutwochen, der eine deutliche Belastung gebracht hat. Aber auch hier:
50 Millionen S unterdotiert. Bei den Nebenerlösen der
Kindertagesheime: 13 Millionen S unterdotiert. In beiden Bereichen
eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Und dennoch steht im Vorwort des Herrn
Finanzstadtrats, um eigentlich genau das Gegenteil auszusagen: Auch für die
Kindertagesheime wurden mit 3,19 Milliarden S mehr aufgewendet als
veranschlagt. Soll ein bisschen unterstellen: Schaut, wie viel wir doch für die
Kinderbetreuungseinrichtungen
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