Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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ausgegeben haben.
Dass insgesamt um 63 Millionen S mehr eingenommen wurden und auf der
anderen Seite nur um 30 Millionen S mehr ausgegeben wurden, das steht
nicht drinnen. Und dass in Wirklichkeit nicht 3,19 Milliarden S,
sondern 2,9 Milliarden S ungefähr ausgegeben wurden, ergibt sich aus
der Bezirksüberrechnung. Wenn es schon so wäre, dass Sie sich rühmen würden,
die Stadt Wien hat mehr für Kinderbetreuung ausgegeben als im Voranschlag, dann
müsste hier nicht stehen 3,19 Milliarden S, sondern zumindest
3,4 Milliarden S. Denn wir alle wissen, wie die Bezirksvoranschläge zunächst
zu verbuchen sind. Aber dann sollte, wenn man insgesamt glaubt, dass mehr
ausgegeben wurde, zumindest der Anteil der Bezirksvoranschläge übertroffen
sein. Real gesehen, im Vergleich zum Budget, müsste da stehen: Auch für die
Kindertagesheime wurden von den ursprünglich budgetierten
3,16 Milliarden S nur 2,9 Milliarden S ausgegeben.
Und das zeigt
schon zum Teil, wie sorglos die Gemeinde Wien auf ein Kindergeld reagiert,
welches binnen kurzer Zeit dazu führen wird, dass die Arbeitslosigkeit bei
Frauen wieder steigen wird, welches binnen kurzer Zeit dazu führen wird, dass
von Bundesseite sämtliche Mittel für Kinderbetreuungseinrichtungen noch mehr
reduziert werden, und welches über kurz oder lang auch dazu führen wird, dass
der jetzt bestehende arbeitsrechtliche Schutz noch weiter ausgehöhlt werden
wird.
Vielleicht ein Wort zum Kindergeld, weil es als Glanzleistung dieser
Regierung gefeiert wird und gesagt worden ist: Endlich einmal wird das Geld des
Familienlastenausgleichsfonds dazu verwendet, das zu tun, wofür es notwendig
ist. Da frage ich Sie schon: Was war denn bislang eine der größten
familienpolitischen Leistungen? - Ich würde sagen, die Mitversicherung der
Angehörigen. Aber anstatt die Überschüsse des Familienlastenausgleichsfonds
dafür zu verwenden, dass die Krankenkassen adäquat ihrer Leistungen bezahlt
werden, jammert man die Krankenkassen zu Tode und finanziert das Kindergeld,
und zwar mit einem ganz eindeutigen politischen Auftrag, der lautet: Frauen
wieder als Reservearmee, vor allem in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit, nach
Hause zur Kinderbetreuung. Sollte sich daran irgendwann einmal wieder etwas
ändern, dann können wir ja vielleicht wieder eine Gesetzesänderung vornehmen.
Aber jetzt gibt es diesen klaren Auftrag zur Durchsetzung eines konservativen
familienidyllischen, sage ich dazu, Familienbildes, welches eigentlich in den
letzten 20 Jahren zumindest in Österreich - habe ich gehofft - schon
überwunden war. Dieses Bild setzen Sie mit Ihrer konservativen Wende jetzt
durch und diesem Ziel ordnen Sie viel unter. Sie streichen, Sie belasten die
Menschen, nur um dieses eine Ziel zu erreichen. Genauso funktioniert Ihre
Politik! Gegen diese Politik, da können Sie sicher sein, werden wir nicht nur
im Wiener Gemeinderat, sondern auch auf Bundesebene ... (GR Ingrid Lakatha: Darüber müssen wir auch noch reden!) Worüber
wollen Sie mit mir reden? (GR Ingrid
Lakatha: Über Familienpolitik!) Na gerne! Ich rede mit Ihnen gerne über Familienpolitik.
Jederzeit. Ich rede mit Ihnen über die Auswirkungen des Kindergeldes. Ich rede
mit Ihnen darüber, wie es mit Kinderbetreuungsplätzen ausschaut. Ich rede mit
Ihnen über Bildung. Davon sind viele Kinder betroffen. Ich rede mit Ihnen zum
Beispiel auch darüber, dass es Ihre Partei, die über Jahre in der Regierung
gesessen ist, es nicht geschafft hat, irgendwie die Einkommensschere zwischen
Männern und Frauen zu verkleinern! Genau das Gegenteil ist der Fall! Das ist
Ihre Politik: Ein herkömmlich konservatives Familienbild, Frauen als
Zweitverdiener und wenn Arbeitslosigkeit ist, daheim am Herd! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Dass es insgesamt gesehen in Wien aber trotzdem nicht zum großen
gesellschaftlichen Gegenentwurf gekommen ist und sich dieser im Budget auch
nicht widerspiegelt, ist bedauerlich. Da wurde schon viel von Wirtschaftsförderung
geredet: 1,95 Milliarden S Wirtschaftsförderung - hervorragend!
672 Milliarden S davon für Garagen - hervorragend! Das ist eine innovative
Technologie! Oder haben wir da neue Technologien erfunden, die die Autos
zusätzlich vielleicht komprimieren tun? - Das ist wohl nicht wirklich das, mit
dem man sich dann rühmen sollte, Wirtschaftsförderung zu betreiben. Ich weiß,
es gibt Bereiche, wo es insgesamt gesehen ... (StR Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer: Millionen!) Entschuldigung, Sie
haben so ungläubig geschaut bei den 670 Milliarden S. Ich habe mir
was herausgenommen. Ich habe mir einen Punkt bei der Sportförderung
herausgenommen, wo steht, dass die so gestiegen ist: 790 Millionen S
für Sport. Wie viel haben wir mehr für den Sport ausgegeben? Und dann steht
Sportanlagen. Ja, dass sich unter der Post "Sonderanlagen 050" im
Bereich Sport die Tiefgarage Märzpark verbirgt, das kann ja wohl nur ein Fehler
gewesen sein!
Wir sagen, wir haben insgesamt - jetzt muss ich einmal schauen, wo ich das
finde - im Rahmen des Sports 778,3 Millionen S ausgegeben: Der sich
dabei ergebende Mehraufwand geht in erster Linie auf die Sanierung und
Herstellung von Sportanlagen, Turnhallen und Sporthallen zurück. Wird jetzt in
der Tiefgarage am Märzpark Fußball gespielt oder ist es eine Tiefgarage und mit
280 Millionen S doch ein Drittel des Gesamtbudgets? (GR Paul Zimmermann: Das ist der
Rechnungsabschluss!) Ja, ich sage ja, das steht genau unter
"Sport" im Rechnungsabschluss. Da steht: 778 Millionen S. Gut, lassen wir das. (Heiterkeit bei den GRÜNEN. - Aufregung bei
der SPÖ.)
Wir haben eine Wirtschaftsförderung von relativ stark garagenbesetzten
Fördermaßnahmen. In dem Sinn wäre es vielleicht auch einmal sinnvoll, so wie
von den GRÜNEN schon lange angedacht, das Parkometergesetz zu verändern
beziehungsweise das Wiener Garagengesetz mit der Zweckbindung der Parkometerabgabe
zu verändern beziehungsweise einmal in den anderen Bereich der im Wiener Garagengesetz
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