Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Wenn es heißt, wir
sollten von Seiten der Stadt Wien unsere Verantwortung wahrnehmen, so nimmt die
Stadt Wien die künstlerische Verantwortung über weite Bereiche natürlich wahr.
Es ist auch so, dass wir natürlich, obwohl Minderheitseigentümer, dezidiert
versuchen - dabei werden wir mit Sicherheit auch bleiben -, die Probleme der
Kleinnutzer zu lösen. Ich selber habe mit dem Geschäftsführer mehrere Male
Kontakt gehabt. Ich weiß, dass dies auch der Bürgermeister getan hat. Wien wird
sicher weiterhin seine Verantwortung wahrnehmen. Wir werden sicher nicht davon
heruntersteigen, dass diesen Kleinnutzern möglichst rasch und endgültig die
Verträge zugestellt werden.
Dasselbe gilt
im Übrigen auch für das Kindermuseum. Es kann nicht angehen, dass wir dort
Millionen und Abermillionen investieren, insbesondere auch für die Infrastruktur,
um dort einen Platz zu schaffen, der über das Kindermuseum hinaus mit dem
Kindertheater und mit dem Kinderinformationszentrum eine wirklich einzigartige
und wunderbare Sache für die Kinder als Einstieg zum Kulturkonsumenten ist und
dann darf man in Wahrheit gar nichts dazu sagen, weil es heißt, dass der Bund
das letztendlich entscheidet. Wir werden sicher die politische Ebene dazu
benützen.
Ich würde mir
wünschen, wenn Sie auch das Ihrige dazu tun können, dass man diese Stätten so
nützt, wie es vorgesehen ist und dass man das Kindermuseum, aber auch die
anderen, nicht so behandelt, als wären sie Bittsteller und ihnen sozusagen
großzügig eine Bittleihe gibt. Uns geht es darum, dass all diejenigen wirklich
zu gleichberechtigten Partnern werden. Dafür werden wir uns auch weiter
einsetzen! (Beifall bei der SPÖ.)
Meine Damen
und Herren! Lassen Sie mich auch etwas unmittelbar Aktuelles sagen. Es gibt
verschiedentlich den Wunsch, die Debatte über den so genannten Leseturm wieder
zu eröffnen. Ich kann von Seiten der Kulturpolitik einen ziemlich klaren Standpunkt
deponieren. Ich halte insbesondere angesichts der Eröffnung des
Museumsquartiers und all der Probleme, die wir eigentlich noch zu lösen haben,
nicht zuletzt auch der Finanzierungen, eine Debatte über einen Leseturm für
nicht besonders zweckmäßig und auch nicht notwendig. Ich meine allerdings, dass
es gut und auch zielführend wäre, bei gegebener Gelegenheit darüber
nachzudenken, ob dieses Museumsquartier tatsächlich noch ein sichtbares
architektonisches Signal verträgt.
Meine
persönliche Meinung dazu ist ein Ja. Ich glaube aber, dass man abgeschlossene
Debatten über Wort und Inhalt nicht wieder aufwärmen sollte. Ich glaube, es
wäre viel zweckmäßiger, sich zusammenzusetzen und zu überlegen, wo ein solches
architektonisches Signal auch eine entsprechende Funktion hätte. Auch dazu gibt
es Vorschläge, gibt es Beiträge aus der Vergangenheit. Ich denke mir, dass man
sich durchaus seriös anschauen sollte, wie weit sich nicht ein
architektonisches Signal außerhalb des Museumsquartiers bei der Mariahilfer
Straße, dort wo ein Designzentrum angedacht wurde, sehr viel besser eignen
würde, weil man nämlich eine Funktion hätte und weil man nicht über einen Raum,
der eigentlich bereits definiert ist und der dieser Tage in Betrieb geht, noch
einmal debattieren sollte. Man sollte aber auch keine Angst davor haben, sich
doch zu überlegen, ein solches architektonisches Signal zu setzen. Eine Großstadt
wie Wien verträgt das. Ich denke mir, dass eine Diskussion, wenn schon, dann
dort, sinnvoller und angebrachter wäre.
Meine Damen
und Herren! Das Museumsquartier ist ein ganz großer Kulturbezirk. Es fließen
sehr viele Investitionen hinein, ich sagte es schon. Es sollte aber auch klar
sein, dass mit diesen Investitionen in ein Kulturzentrum, wie es das Museumsquartier
ist, nicht andere Investitionen stehen bleiben oder stocken sollten. Ich muss hier
das Problem des Künstlerhauses erwähnen, einer wesentlichen Institution in
Wien, die gerade in den letzten Jahren und insbesondere Monaten hervorragende
Ausstellungen gemacht hat. Es tut mir Leid, aber man muss immer wieder den Bund
erwähnen, auch wenn es um die Kultur- und Wissenschaftspolitik in Wien geht,
denn der Bund hat seine Zahlungen eingestellt, und zwar relativ plötzlich und
ohne Vorwarnung, mit dem einzigen Argument, dass man sagt, die Gelder fließen
jetzt ins Museumsquartier und wir müssen das konzentrieren.
Natürlich wird
auch Wien hier versuchen, einzuspringen. Natürlich wird Wien auch versuchen,
etwas zu tun. Sie werden mir, glaube ich, alle zustimmen, dass man eine
Institution wie das Künstlerhaus nicht einfach zusperren kann. Auf Dauer wird
das alles nicht gehen. Auf Dauer werden wir in Wien nicht all die Einsparungen
wettmachen können, die im Bund passieren. Da muss ich schon die Kolleginnen und
Kollegen von der Opposition, ÖVP und FPÖ, daran erinnern und ermahnen, wenn sie
Interesse daran haben, dass in Wien gute Kulturpolitik gemacht wird, dass sie
das auch ihren Parteifreunden im Bund mitteilen, weil die Summe der Kürzungen
eklatant wird und die Zeit, die wir uns damit zu beschäftigen haben, die
Kürzungen zu debattieren und uns zu überlegen, was wir damit machen können,
langsam überhand nimmt. Ich glaube nicht, dass es so weitergehen kann, dass der
Bund einfach alle Verantwortung nach Wien abwälzt! (Beifall bei der SPÖ.)
Meine Damen
und Herren! Ein größerer Kulturbezirk, wie es das Museumsquartier ist, wird
jedenfalls auch nicht an den ihn umgebenden Mauern enden können. Es ist
ohnedies nicht der Fall, weil sich mittlerweile über 200 verschiedenste Kunst-
und Kulturinitiativen in der Gegend in und um das Museumsquartier gebildet
haben.
Aber eines wäre
natürlich schon auch wünschenswert und interessant, wenn man über Perspektiven
und über Visionen nachdenkt: In nicht allzu weiter Entfernung vom
Museumsquartier befindet sich ein wichtiger und interessanter Bau mit entsprechender
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