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Gemeinderat, 3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 85 von 127

 

Wenn es heißt, wir sollten von Seiten der Stadt Wien unsere Verantwortung wahrnehmen, so nimmt die Stadt Wien die künstlerische Verantwortung über weite Bereiche natürlich wahr. Es ist auch so, dass wir natürlich, obwohl Minderheitseigentümer, dezidiert versuchen - dabei werden wir mit Sicherheit auch bleiben -, die Probleme der Kleinnutzer zu lösen. Ich selber habe mit dem Geschäftsführer mehrere Male Kontakt gehabt. Ich weiß, dass dies auch der Bürgermeister getan hat. Wien wird sicher weiterhin seine Verantwortung wahrnehmen. Wir werden sicher nicht davon heruntersteigen, dass diesen Kleinnutzern möglichst rasch und endgültig die Verträge zugestellt werden.

 

Dasselbe gilt im Übrigen auch für das Kindermuseum. Es kann nicht angehen, dass wir dort Millionen und Abermillionen investieren, insbesondere auch für die Infrastruktur, um dort einen Platz zu schaffen, der über das Kindermuseum hinaus mit dem Kindertheater und mit dem Kinderinformationszentrum eine wirklich einzigartige und wunderbare Sache für die Kinder als Einstieg zum Kulturkonsumenten ist und dann darf man in Wahrheit gar nichts dazu sagen, weil es heißt, dass der Bund das letztendlich entscheidet. Wir werden sicher die politische Ebene dazu benützen.

 

Ich würde mir wünschen, wenn Sie auch das Ihrige dazu tun können, dass man diese Stätten so nützt, wie es vorgesehen ist und dass man das Kindermuseum, aber auch die anderen, nicht so behandelt, als wären sie Bittsteller und ihnen sozusagen großzügig eine Bittleihe gibt. Uns geht es darum, dass all diejenigen wirklich zu gleichberechtigten Partnern werden. Dafür werden wir uns auch weiter einsetzen! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich auch etwas unmittelbar Aktuelles sagen. Es gibt verschiedentlich den Wunsch, die Debatte über den so genannten Leseturm wieder zu eröffnen. Ich kann von Seiten der Kulturpolitik einen ziemlich klaren Standpunkt deponieren. Ich halte insbesondere angesichts der Eröffnung des Museumsquartiers und all der Probleme, die wir eigentlich noch zu lösen haben, nicht zuletzt auch der Finanzierungen, eine Debatte über einen Leseturm für nicht besonders zweckmäßig und auch nicht notwendig. Ich meine allerdings, dass es gut und auch zielführend wäre, bei gegebener Gelegenheit darüber nachzudenken, ob dieses Museumsquartier tatsächlich noch ein sichtbares architektonisches Signal verträgt.

 

Meine persönliche Meinung dazu ist ein Ja. Ich glaube aber, dass man abgeschlossene Debatten über Wort und Inhalt nicht wieder aufwärmen sollte. Ich glaube, es wäre viel zweckmäßiger, sich zusammenzusetzen und zu überlegen, wo ein solches architektonisches Signal auch eine entsprechende Funktion hätte. Auch dazu gibt es Vorschläge, gibt es Beiträge aus der Vergangenheit. Ich denke mir, dass man sich durchaus seriös anschauen sollte, wie weit sich nicht ein architektonisches Signal außerhalb des Museumsquartiers bei der Mariahilfer Straße, dort wo ein Designzentrum angedacht wurde, sehr viel besser eignen würde, weil man nämlich eine Funktion hätte und weil man nicht über einen Raum, der eigentlich bereits definiert ist und der dieser Tage in Betrieb geht, noch einmal debattieren sollte. Man sollte aber auch keine Angst davor haben, sich doch zu überlegen, ein solches architektonisches Signal zu setzen. Eine Großstadt wie Wien verträgt das. Ich denke mir, dass eine Diskussion, wenn schon, dann dort, sinnvoller und angebrachter wäre.

 

Meine Damen und Herren! Das Museumsquartier ist ein ganz großer Kulturbezirk. Es fließen sehr viele Investitionen hinein, ich sagte es schon. Es sollte aber auch klar sein, dass mit diesen Investitionen in ein Kulturzentrum, wie es das Museumsquartier ist, nicht andere Investitionen stehen bleiben oder stocken sollten. Ich muss hier das Problem des Künstlerhauses erwähnen, einer wesentlichen Institution in Wien, die gerade in den letzten Jahren und insbesondere Monaten hervorragende Ausstellungen gemacht hat. Es tut mir Leid, aber man muss immer wieder den Bund erwähnen, auch wenn es um die Kultur- und Wissenschaftspolitik in Wien geht, denn der Bund hat seine Zahlungen eingestellt, und zwar relativ plötzlich und ohne Vorwarnung, mit dem einzigen Argument, dass man sagt, die Gelder fließen jetzt ins Museumsquartier und wir müssen das konzentrieren.

 

Natürlich wird auch Wien hier versuchen, einzuspringen. Natürlich wird Wien auch versuchen, etwas zu tun. Sie werden mir, glaube ich, alle zustimmen, dass man eine Institution wie das Künstlerhaus nicht einfach zusperren kann. Auf Dauer wird das alles nicht gehen. Auf Dauer werden wir in Wien nicht all die Einsparungen wettmachen können, die im Bund passieren. Da muss ich schon die Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, ÖVP und FPÖ, daran erinnern und ermahnen, wenn sie Interesse daran haben, dass in Wien gute Kulturpolitik gemacht wird, dass sie das auch ihren Parteifreunden im Bund mitteilen, weil die Summe der Kürzungen eklatant wird und die Zeit, die wir uns damit zu beschäftigen haben, die Kürzungen zu debattieren und uns zu überlegen, was wir damit machen können, langsam überhand nimmt. Ich glaube nicht, dass es so weitergehen kann, dass der Bund einfach alle Verantwortung nach Wien abwälzt! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Meine Damen und Herren! Ein größerer Kulturbezirk, wie es das Museumsquartier ist, wird jedenfalls auch nicht an den ihn umgebenden Mauern enden können. Es ist ohnedies nicht der Fall, weil sich mittlerweile über 200 verschiedenste Kunst- und Kulturinitiativen in der Gegend in und um das Museumsquartier gebildet haben.

 

Aber eines wäre natürlich schon auch wünschenswert und interessant, wenn man über Perspektiven und über Visionen nachdenkt: In nicht allzu weiter Entfernung vom Museumsquartier befindet sich ein wichtiger und interessanter Bau mit entsprechender

 

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