Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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historischer
Bedeutung, nämlich das Palais Epstein. Ich glaube, es wäre wünschenswert und
sinnvoll, wenn sich die Republik insgesamt darauf verstehen könnte - dazu gibt
es auch entsprechende ernst zu nehmende Vorschläge -, dieses Palais Epstein
einem Haus der Geschichte zu widmen. Sie kennen die Geschichte des Hauses und
ich glaube, dass wir uns durchaus ein bisschen von Wiener Seite her Gedanken
darüber machen sollten, wie wir gemeinsam mit der Republik Österreich, die
natürlich hauptverantwortlich ist, diesen Ort besser nutzen können. Von Seiten
der Wiener Kulturpolitik wird es jedenfalls entsprechende Initiativen geben.
Meine Damen
und Herren! Sie werden Verständnis dafür haben, dass ich jetzt nicht alle
Einzelheiten und den gesamten Geschäftsbereich ausleuchten kann. Einige
wesentliche Punkte möchte ich aber doch erwähnen.
Ein ganz
wesentlicher Punkt ist selbstverständlich der Film. Der Film ist etwas, was
weit über den unmittelbaren künstlerischen Bereich hinaus Bedeutung hat. Gerade
die letzten Jahre haben bewiesen, dass selbst in diesem wichtigsten Bereich,
nämlich im künstlerischen Bereich, der österreichische Film mehr als reüssieren
kann, unterstützt nicht zuletzt sehr maßgeblich von Wien. Es wurden in den
letzten Jahren, glaube ich, gute Fundamente gelegt, um den österreichischen
Film von Wien aus entsprechend zu fördern. Die Mittel wurden konzentriert. Es
wurde eine neue Struktur gemacht.
Es fehlen
allerdings jetzt die nächsten Schritte. Wenn wir alle feststellen können, dass
nicht zuletzt mit dem Erfolg in Cannes, sondern auch sonst die Erfolge groß
sind, dann denke ich mir, wäre es hoch an der Zeit, dass eigentlich das fortgesetzt
würde, was schon längst begonnen wurde, nämlich dass man sich einfach an einen
Tisch setzt. Ich muss schon sagen, die verschiedenen Einladungen und eigentlich
auch Bitten und Anregungen, dass das endlich geschehen möge, sind bislang
ungehört verhallt, nämlich von einem Partner, vom Bund, nicht vom ORF, natürlich
auch nicht von Wien. Ich habe mehrmals die Einladung ausgesprochen. Ich glaube,
es wäre höchst notwendig, dass wir nicht nur in einer zusammengestellten Runde
im ORF darüber diskutieren, wo man sehr leicht sagen kann, man ist gerne
bereit, diese Gespräche aufzunehmen. Allein, es fehlen die Taten. Auch da wäre
ich dankbar, wenn man vielleicht den Herrn Staatssekretär oder auch den Herrn
Bundeskanzler oder auch den Herrn Wirtschaftsminister in der Bundesregierung
daran erinnern könnte, erstens was im Regierungsprogramm steht und zweitens was
eigentlich das Naheliegendste wäre, dass man sich nämlich zusammensetzt und
überlegt, wie man künftig eine so wichtige kulturelle Richtung und einen so
wichtigen Bereich wie den österreichischen Film unterstützt. Von Wien ist
jedenfalls die Bereitschaft weiter vorhanden. (Beifall bei der SPÖ.)
Es geht aber
natürlich noch weiter. Eine Debatte über den Rechnungsabschluss im
Kulturbereich ist, glaube ich, angesichts der aktuellen Situation und dessen,
was wirklich ein ganz interessantes Kulturthema und ganz wichtiges kulturpolitisches
Thema in diesem Land, aber damit auch in Wien, ist, undenkbar. Es geht um die
Mediengesetze, die jetzt bundesweit debattiert werden. Ich glaube, sie werden
mir alle zustimmen, dass das natürlich maßgeblich etwas mit Kultur zu tun hat,
im Allgemeinen und im Besonderen auch mit dem österreichischen Film. Mir ist
unklar, wie es nicht einen Aufschrei angesichts der Tatsache geben kann, dass
man jetzt darangeht - ich möchte mich jetzt gar nicht auf die politischen
Implikationen beziehen -, den ORF zu zerschlagen, dem ORF seine kommerzielle
Basis zu entziehen, Privatfernsehen einführen zu wollen. Dann finden wir
niemanden oder man muss unendlich lange laufen, dass sich vielleicht doch
jemand breitschlagen lässt.
Die
gesellschaftspolitischen Implikationen möchte ich sozusagen nur andeuten. Es
wird vielleicht ein anderer Ort und eine andere Zeit sein, darüber zu
debattieren, aber die kulturpolitischen Implikationen sind ungeheuer im
wahrsten Sinne des Wortes. Die kulturpolitischen Implikationen bedeuten nicht
mehr und nicht weniger als, wenn das, was man jetzt vorhat, zu tun, und man
sich weiter weigert, sich mit den Filmschaffenden und Kulturschaffenden
hinzusetzen und das, was sehr konkret vorliegt, nicht erst seit dieser Debatte,
sondern durchaus schon längere Zeit, einzusetzen, dann werden wir uns
wahrscheinlich nicht mehr sehr lange über den österreichischen Film unterhalten
müssen, sondern dann werden wir im Grunde genommen die Fördermittel sozusagen
für etwas anderes verwenden können, weil dann wird es keinen österreichischen
Film mehr geben. Jeder, der auch nur ansatzweise diese Debatte um die Frage des
österreichischen Films ernst nimmt, müsste sich angesichts dessen, was jetzt
als zwei Mediengesetze im Parlament vorliegt, auf den Kopf greifen, aber jedenfalls
eine entsprechende Äußerung tun. Ich werde jedenfalls nicht müde werden, das
von dieser Stelle und auch von anderer Stelle aus zu machen! (Beifall bei der SPÖ.)
Meine Damen
und Herren! Frau GR Ringler hat ein Bild gewählt. Wenn man sich so eine
Metapher aussucht, dann muss man es sich natürlich auch gefallen lassen, dass
an dem Bild weitergemalt wird, also mit dem Flugzeug und mit den Instrumenten,
die du mir anrätst und zur Verfügung stellst. Erstens bin ich ein bisschen
verwundert, dass dieses Bild gerade von den Grünen
kommt, weil das Flugzeug doch eigentlich ein sehr umweltkonsumierendes Bild
ist, aber soll sein. Nur mit diesen Instrumentarien, die mir zur Verfügung
gestellt werden - da brauche ich gar nicht die Erfahrung, die ich im Übrigen
nicht machen möchte, des Kollegen Salcher zu haben -, sozusagen als
Durchschnittsmitflieger, werde ich nicht sehr weit kommen. Ich hoffe sehr, dass
ich diese Instrumentarien gar nicht verwenden werde müssen.
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