Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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nach der Grund war,
warum es bis jetzt bundesweit noch nicht so richtig greifen konnte. Man darf
nicht vergessen, dass in dieser Frage vor allem auch die anderen Bundesländer
gefordert sind. Wir können ja nicht nur von Wien aus sagen, wir haben jetzt
eine Lösung für den Mittelstufenbereich, und Vorarlberg, Tirol, Salzburg,
Oberösterreich und so weiter werden von Wien aus zwangsbeglückt. Das ist nicht
denkbar.
Dazu ist noch
gekommen, dass einige unglückliche Arrogierungen stattgefunden haben, denn kaum
war das Ergebnis des Wiener Bildungsrats da, hat es sofort - und ich muss
sagen: leider - einige SPÖ-Politiker gegeben, die landauf, landab gelaufen sind
und erklärt haben: Das ist der Sieg der Gesamtschule.
Wer so wenig
Sensorium hat, dass er nicht weiß, was das in einem ideologischen Spannungsfeld
bedeutet, wenn man zuerst in Wien die Erfindung hat und dann österreichweit
solche Aussagen macht, der darf sich nicht wundern, wenn es hier vorerst noch
Vorbehalte gibt. Wenn mich nicht alles täuscht, war ich auch der Einzige, der
halbwegs durch die Bundesländer getingelt ist und versucht hat, den einzelnen
Gremien zumindest im fraktionellen Bereich zu erklären, was denn dieses Modell
tatsächlich will und ist.
Ich bin noch immer guter
Hoffnung und guten Mutes, dass es, wenn die Anstrengungen aller Parteien noch
in die gleiche Richtung gehen, im Jahr 2002, wenn Mittelstufenbereiche evaluiert
vorliegen sollen, zu einer Änderung bundesgesetzlicher Art kommt. Erste Ideen,
wie man das machen könnte, zeigen sich in Wien im privaten Schulbereich mit den
Pilotprojekten.
Wir haben es
aber auch geschafft, ein einzigartiges Modell zu inszenieren, nämlich die
Sir-Karl-Popper-Schule als die einzige Schule Österreichs, die sich den
begabten Schülern widmet, und zwar vollkommen konzeptiv. Und nicht nur das -
darauf kann man schon stolz sein -, wir sind auch wienweit der einzige Schulversuch,
der jährlich von außen evaluiert wird, wobei diese Evaluationsergebnisse auch
in der Presse vorgestellt werden, und zwar durchaus kritisch und überhaupt
nicht mit einem bestellten Ergebnis. Ich glaube, das ist auch einzigartig für
Wien. Das soll man sagen. Wir haben in diesen Bereichen tatsächlich genug zu
bieten.
Unerwähnt
bleiben soll aber auch nicht die Sanierungsmilliarde für die Pflichtschulen.
Immerhin ist es der Koalition gelungen, das nicht nur ins Koalitionsabkommen zu
schreiben, sondern letztlich diese Milliarde auch zur Verfügung zu stellen und
dann zügig in Absprache mit den Bezirken die Sanierung, die Generalsanierung
einiger Pflichtschulen, wie sie in jedem Bezirk zu finden sind, vor allem
Schulen aus der Jahrhundertwende, umzusetzen.
Dass es dabei
1998 auch zu einem Beschluss gekommen ist, dass die Stadt Wien einen
Schulentwicklungsplan vorlegen wird, der allerdings bis heute nicht einmal
diskutiert wird, ist ein anderes Kapitel und soll zu einem anderen Zeitpunkt
und zu einem speziellen Tagesordnungspunkt gesondert behandelt werden.
Meine Damen
und Herren! Das waren die positiven Highlights. Ich darf aber nicht unerwähnt
lassen, dass wir einige Dinge nicht nur unerledigt zurücklassen, sondern dass -
diese kritische Anmerkung sei von diesem Ort hier gestattet - auch eine
Auseinandersetzung mit einer gewissen Reformunwilligkeit der Mehrheitsfraktion
in der Koalition in einem gewissen Zusammenhang steht. Ich darf das an einigen
Beispielen darstellen.
Der
Schulentwicklungsplan - von mir schon genannt - umfasste ursprünglich die
Grundidee, die gesamte Entwicklung in dieser Stadt, also was die Bevölkerungsentwicklung
betrifft, überregional und nicht nur einen Bezirk betreffend, zu erfassen und
insgesamt in allen Bereichen, bis hin zur Frage eines einheitlichen
Beurteilungsrasters, zum Beispiel für den Gebäudezustand, festzulegen. Das
haben wir ja derzeit nicht. Es gibt derzeit überhaupt keine regionalen
Schülerprognosen, die überregional diskutiert werden. Wir haben also keine Zusammenschau
zwischen Stadtentwicklung und den Überlegungen, die für die Schule von
Bedeutung sind. Wir haben das weder für die Frage, wie die Erhaltungskosten
einzelner Schulstandorte berechnet werden, geschweige denn hinsichtlich eines
Energie-Contractings, das es, wie ich höre, an einigen Schulen pilotmäßig gibt,
worüber aber bis heute keine Ergebnisse bekannt sind und auch keine Evaluation
vorliegt.
Die
Bundesregierung - das sei an dieser Stelle nun auch einmal in umgekehrter Weise
erwähnt, nachdem sich ja einige hier von diesem Rednerpult aus schon fleißig
als Nationalratsabgeordnete betätigt haben - hat in den letzten Jahren von 1995
bis zum Jahr 2000 insgesamt 25 Bundesschulprojekte umgesetzt. In diesen
Bundesschulprojekten ging es im Wesentlichen um Generalsanierungen, um Funktionssanierungen
und um Erweiterungen, also um Zubauten, und das in einem Ausmaß von
3,5 Milliarden S. Das ist immerhin ein Beweis dafür, dass man in Wien
eine zentrale Überlegung der Investition im Schulbau gesehen hat.
Man darf ja
nicht vergessen, dass sich Wien viele Hunderte Millionen S schon an
Schulerhaltung erspart, weil wir derzeit bereits einen Schüleranteil von
54 Prozent im Bereich der Schule der 10- bis 14-Jährigen in den
Bundesschulen in der AHS-Unterstufe haben und nicht in der Hauptschule. Da die
Schulerhaltung aber teilweise Ländersache und nur bei Bundesschulen Bundessache
ist, kann man sich an den Fingern ausrechnen, wie viel Geld sich die Stadt Wien
in diesem Bereich erspart.
Ich darf noch ganz
kurz erwähnen, dass das Bundesschulbauprogramm für Wien für die Jahre 2001 bis
2006 insgesamt 38 Bundesschulbauten umfasst. Da geht es wieder um
Funktionssanierung, Generalsanierung, teilweise auch um einen Neubau, der
fertig gestellt werden muss, und um Erweiterungsbauten, wofür Mittel in einem
Ausmaß von 3,1 Milliarden S
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