Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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warum das in Wien
eigentlich nicht so toll funktioniert.
Das Erste ist
die Situation in den Kindertagesheimen. Zunächst möchte ich anmerken, dass die
Elternbeiträge nach wie vor zu hoch sind. Die soziale Staffelung ist zwar eine
Staffelung, aber eigentlich für uns nicht sozial gerecht, denn nach wie vor
werden die Wohnkosten nicht mit einberechnet, und alle, die Kinder haben,
wissen, was es heißt, in einer Familie Wohnkosten von 6 000 S zu
haben oder von 3 000 S. Das ist ein Unterschied. Und wenn dieser Unterschied
berücksichtigt werden würde in der Berechnung der Elternbeiträge, dann würde es
um einiges leichter werden für die Familien, für die Menschen mit Kindern, die
sich einen Kindergartenplatz leisten wollen und können.
Aber es geht
ja nicht nur um das Finanzielle im Kindertagesheim, sondern es geht vor allem
um die räumliche und personelle Ausstattung. Die Biobauern werben zu Recht und
mit Erfolg damit, dass sie pro Huhn 10 Quadratmeter Auslauf anbieten. Im
Kindertagesheim ist es aber so, dass sich die Politik hier wenig innovativ
zeigt, denn es stehen nur 2 Quadratmeter pro Kind im Kindertagesheimgesetz
drinnen. Ist okay vielleicht für manche, für uns ist es eindeutig zu wenig, vor
allem, wenn wir auch davon reden, dass es keine Bewegungsräume gibt, dass die
Räume, in denen die 25 Kinder sind, auch noch angeräumt sind mit Möbeln.
Man muss sich das vorstellen: Eine Betreuungskraft, 25 Kinder und das
Ganze auf stolzen 50 Quadratmetern. Ob das wirklich die Betreuung ist, die
wir für unsere Kinder wollen? - Unsere ist es sicher nicht.
Und jetzt
kommt dazu, dass in einigen Kindergärten, auch in dem, wo mein Sohn ist, am
Nachmittag die Gruppen zusammengelegt werden, vor allem die
Ganztageskindergruppen, mit dem Argument Wirtschaftlichkeit. Statt dass man die
Chance nützt, vor allem den Kindern, die den ganzen Tag im Kindergarten sind,
die Chance zu geben, in kleineren Gruppen mit ihrer Betreuung zu arbeiten, sich
hier fortzubilden, zu entwickeln, legt man die Kinder zusammen, und es wird
auch noch Personal eingespart. Auch eine Superentwicklung, meiner Meinung nach
die falsche, denn wir wissen, dass zu wenig Raum und zu wenig Personal genau
das nämlich nicht fördert, dass unsere Kinder sich zu Menschen mit sozialen,
emotionalen und intellektuellen Fähigkeiten entwickeln. Und für uns GRÜNE ist
klar: Die Forderung nach mehr Platz und nach mehr Personal in den Kindertagesheimen
muss endlich erfüllt werden. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Zum zweiten
Bereich, der Freizeitgestaltung. Ich denke mir, in Wien gäbe es genug Möglichkeiten
für Kinder und Jugendliche, ihre Freizeit aktiv und auch mit Sport und mit
Bewegung zu verbringen, nur, immer wieder scheitern sie daran. Es gibt die
Plätze, die sind entweder versperrt oder nur für parteinahe Vereine nur geöffnet,
aber sicher nicht für die Mehrheit der Kinder in Wien. Und hier ändert sich
sehr, sehr wenig, wenn überhaupt.
Oder in den
Parks. In den wenigen Parks, wo es bespielbare Wiesenflächen gibt, prallen die
unterschiedlichsten Interessen aufeinander. Zum Beispiel die Hundehalter. Ich
will hier nicht das Thema Hunde aufwärmen, aber ich denke, hier muss etwas
passieren, dass nicht auf den wenigen Wiesen die Hundehalter ihre Hunde laufen
lassen und die Kinder zurückgedrängt werden oder die ruhesuchenden Erwachsenen
sich belästigt fühlen, wenn Kinder Ball spielen oder herumrennen, lachen und
schreien. Das kann es nicht sein. So kann eine Politik für Kinder in Wien
meiner Meinung nach nicht ausschauen.
Dann gibt es
noch die eigentlich sinnvolle Einrichtung der Kinderfreibäder. Besser gesagt,
noch gibt es ein paar wenige Kinderfreibäder in Wien, und die, die es gibt,
sind am Wochenende und an den Feiertagen geschlossen. Meiner Meinung nach ist
das nicht sehr sinnvoll und deswegen bringe ich einen Beschlussantrag ein:
"Der
Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass es im Bereich der Kinderfreibäder
spätestens ab Beginn der Badesaison 2002 auch ein entsprechendes Angebot an
Wochenenden und Feiertagen geben soll."
In formeller
Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung dieses Antrags.
Zum Schluss
der dritte Bereich, nämlich die fehlenden Spiel- und Freiräume. Es reicht
unserer Meinung nach nicht aus, ein paar Nullachtfünfzehn-Spielplätze mit faden
Spielgeräten auf betonierte oder nicht sehr attraktive Plätze zu stellen, um
das Bewegungsbedürfnis und die Kreativität der Kinder zu fördern. Ich glaube
nicht, dass mit den Spielplätzen, die in Wien angeboten werden, die Bedürfnisse
nach Wasser, nach Gatsch, nach Herumrennen, nach Klettern, nach
Naturerfahrungen wirklich erfüllt werden, und ich denke mir, hier sollten wir
uns überlegen, gemeinsam, ob wir unsere Spielplätze nicht wirklich so
gestalten, dass die Kinder sich auch ausleben können und wirklich in ihrer
Kreativität und in ihrer Freude am Leben unterstützt werden. Vor allem, wenn
wir berücksichtigen, dass Kinder eigentlich auf den ihnen zugewiesenen, von den
Erwachsenen zugewiesenen Flächen, nicht wirklich gerne spielen, sondern sie
suchen sich selber ihre Bereiche und ihre Möglichkeiten, und wenn es die gibt,
dann spielen sie auch dort.
Dass es in
Wien dazu immer weniger kommt, liegt daran, dass hier zugunsten der Autos die
Bedürfnisse der Kinder zurückgedrängt werden. Die Stadt Wien tut wenig bis gar
nichts dazu. Sie beugt sich der Lobby der AutofahrerInnen und da die Kinder bekanntlich
keine Lobby haben, ziehen sie den Kürzeren und leiden darunter.
Ich wünsche mir in
den nächsten fünf Jahren eine aktivere und engagiertere Politik für Kinder und
auch mit den Kindern, die in dieser Stadt leben. Und vor allem wünsche ich mir,
dass wir gemeinsam überlegen, wie wir das kinderfeindliche Klima in dieser
Stadt bessern beziehungsweise den Menschen klarmachen
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