Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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haben, etwa der Leiter der Pflichtschulabteilung im Wiener Stadtschulrat.
Die Wiener Pflichtschulentwicklungsperspektiven, Trends und Prognosen. (Der Redner zeigt Unterlagen.) Dieses
Papier ist zwei Jahre alt und wenn Sie es sich durchlesen und vom ideologischen
Ballast etwas befreien, dann finden sich hier sehr deutliche Markierungen
drinnen, wie es weitergeht, etwa gerade im Mittelstufenbereich. Im
Mittelstufenbereich, der in Wien natürlich von der Konkurrenzsituation
AHS-Unterstufe und Hauptschule gekennzeichnet ist. Die Prozentsätze, die
Kollege Strobl genannt hat - 54 Prozent aller 10- bis 14-Jährigen besuchen
in Wien die AHS-Unterstufe, alle anderen die Hauptschule -, sind richtig. Es
verschiebt sich Jahr für Jahr etwa um 1 Prozent zu Gunsten der
AHS-Unterstufe. Jetzt kann man über den Schulentwicklungsplan lange reden. Wir
werden dadurch über ein inhaltliches Problem nicht hinwegkommen. Dieses
inhaltliche Problem besteht im unterschiedlichen Verständnis dessen, welchen
Wert für mich Schülerinnen und Schüler in den unterschiedlichen Schulformen
haben.
Da ist es doch so, dass, wenn jemand in einer AHS als Lehrer unterrichtet,
das Lehramt studiert hat - üblicherweise zwei Fächer -, dann in diesen Fächern
eingesetzt wird, also zum Beispiel in Englisch und Deutsch. Jetzt stelle ich
mir Eltern vor, die berichten: Mein Kind hatte heute Unterricht in Englisch und
Deutsch, aber sie sind nicht von einem Lehrer für Englisch und Deutsch
unterrichtet worden, sondern sie sind von dem unterrichtet worden, der üblicherweise
auch Biologie unterrichtet oder Geografie. Ich nehme an, das wird sehr bald zu
erheblichen Irritationen und zu Protesten führen, auch innerhalb der Schule,
weshalb der Lehrer, der für Deutsch und Englisch ausgebildet ist und dafür auch
die Lizenz zum Unterrichten hat, nicht in diesen Gegenständen unterrichtet,
sondern andere Gegenstände unterrichtet. Das werden die Eltern nicht verstehen,
mit Recht nicht verstehen.
Glauben Sie nicht, dass das in der Hauptschule genauso ist, ganz im
Gegenteil! Damit Sie es, meine Damen und Herren von der SPÖ, vielleicht auch
glauben, zitiere ich Ihnen aus einer sozialistischen Lehrerzeitung. Unter dem
Titel "Aller Anfang ist schwer" schreibt hier ein gewisser Martin
Albrecht folgende Erfahrung: Junglehrer. Zur Theorie gehören eigentlich tolle
Jahresplanungen, mittelfristige Planungen und Stundenvorbereitungen, die der
fleißige Student schon im Laufe seiner Ausbildung geschrieben, ausgeborgt,
gesammelt und stapelweise gehortet hat und nur mehr zur Anwendung bringen muss.
In der Praxis heißt es aber: Herr Kollege, Sie unterrichten die 1. Klassen
auch in Geografie und Leibesübungen. Ja gut, aber ich habe doch Deutsch und
Geschichte studiert, sagt der Kollege. Ich habe seit einer Ewigkeit keinen
Turnsaal mehr von innen gesehen, geschweige denn geturnt, noch mehr geschweige
denn habe ich irgendeine Ahnung, was und wie und warum ich mit Kindern turnen
soll. Ziemlich bedauernswert erschien ich mir auch bei dem Gedanken an das
Unterrichtsfach Geografie, bis ein freundlicher Kollege Erbarmen mit mir hatte
und mir zumindest sein altes Geografiebuch der 1. Klasse zur Ansicht und
Orientierung überließ. - Martin Albrecht ist Hauptschullehrer in Wien,
publiziert wurde es im Jahr 2001.
Sehen Sie, und da können wir uns über Organisationsformen lange
unterhalten, kontroversiell unterhalten oder im Konvent unterhalten. Aber wenn
mein Zugang zu den Jugendlichen einer ist, dass ich sage, in der AHS-Unterstufe
ist es völlig selbstverständlich, dass ein Lehrer, ausgebildet in Deutsch und
Geschichte oder Englisch und Mathematik, in diesen Gegenständen unterrichtet,
ich aber in den Hauptschulen diesen Respekt den Kindern, den Jugendlichen nicht
angedeihen lasse, dann fragen sich natürlich schon auch sehr viele: "Ist
das für mein Kind wirklich die richtige Schulform?" - Und viele
entscheiden sich und Jahr für Jahr sind es mehr: Nein, eigentlich ist das nicht
die richtige Schulform, weil vielleicht ist es genau das an mangelndem Respekt,
der meinen Kindern hier geboten wird und den möchte ich eigentlich haben. Ich
lade Sie daher ein, es liegt in Ihrer Hand, das zu verändern, und ich würde Sie
bitten, es zu tun. (Beifall bei der
FPÖ.)
Ich habe vorhin hier den Herrn Bürgermeister gesehen. Es hat mich an seine
APA-Presseaussendung erinnert, wo er Zweifel an dem Assessment-Verfahren äußert.
Vor zwei Jahren hat er noch gesagt: Mein Gott, das mit dem
Assessment-Verfahren, das kostet ein paar Netsch, die werden wir uns doch
leisten können. Klubobmann Hilmar Kabas hat das gestern in Erinnerung gerufen.
Ich kann Ihnen jetzt das Beispiel von dem Grundstückskauf noch einmal
vorführen. Ich tue es nicht, aber es ist durchaus so, dass immer dann, wenn man
Geld zur Verfügung haben möchte, man es ja dann offensichtlich auch zur
Verfügung hat. Jetzt ist ja mein primärer Zugang der, dass ich an das Gute im
Menschen glaube. Natürlich glaube ich auch an das Gute im Menschen Michael
Häupl. Daher bin ich davon überzeugt, dass er eigentlich hinter diesen Standard
des Assessment-Verfahrens, wie wir es im Bereich der Bundesschulen schon haben,
der leitenden Funktion für Bundesschulen, nicht treten möchte, sondern dass er
wahrscheinlich nur falsch verstanden worden ist. Es ist so, und da sollte man,
glaube ich, auch die Frau Vizebürgermeister entsprechend stützen, dass sie hier
jetzt nicht, leicht irritiert durch die Aussagen des Herrn Bürgermeisters,
sagt: Nein, nein, also jetzt gibt es für Assessment-Verfahren kein Geld mehr,
sondern sie soll hier auch entsprechende Budgetmittel zu Verfügung stellen.
Wir haben deshalb auch einen Beschlussantrag vorbereitet, mein Kollege Johann
Römer und Heinz Christian Strache mit mir, in dem der Wiener Gemeinderat die
Frau Stadträtin ermächtigt, für das kommende Schuljahr Geldmittel für die Durchführung
von Assessment-Center-Verfahren auch nachträglich zu budgetieren, um so eine
dem parteipolitischen Zugriff
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