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Gemeinderat, 3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 50 von 121

 

Bei der Stadtplanung und bei der Flächenwidmung - das ist auch eine Uraufgabe des Planungsressorts - erhöht schon alleine die Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten, die für diese Flächen bestimmt werden, die Chancengleichheit. Einerseits ist es wichtig, soziale Infrastruktur mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß direkt erreichbar zu machen oder die Stadt der kurzen Wege wirklich wahr und real werden zu lassen, indem Nahversorgung und Infrastruktur gleich mitgeplant werden und wirklich nahe sind und die Nahversorgung nicht in Wirklichkeit eine Fernversorgung ist. Es besteht aber auch, glaube ich, ein sehr enger Zusammenhang - und das bedenken wir, fürchte ich, zu selten - zwischen der Widmung, die wir irgendwann einmal am Schreibtisch festlegen, und der Wohnqualität Jahre später, wenn dann irgendwelche Gebäude errichtet worden sind. Es ist doch ganz klar, dass die Anordnung und die Höhe von Baublöcken natürlich eine immense Auswirkung auf das Wohlbefinden haben, ebenso wie die Nutzbarkeit von Freiflächen und Grünflächen.

 

Noch ein anderer Gedanke zur Frage der Mitbestimmung: Ich denke, Mitbestimmung ist schon angesprochen worden und ist schon eingefordert worden. Eine der Qualitäten muss, glaube ich, in Zukunft auch darin bestehen, dass im Zusammenhang mit der Mitbestimmung bei Stadtbauprojekten, bei Planungsvorhaben, Frauen vermehrt die Möglichkeit gegeben wird, sich einzubringen.

 

Es ist zum Beispiel darauf zu achten, dass bei geladenen Begleitgruppen wirklich die Geschlechterparität gewährleistet ist und dass diese Menschen einen einigermaßen repräsentativen sozialen Background haben. Bei offenen Diskussionen, wo Vorhaben, wo Projekte diskutiert werden, sollte auf jeden Fall Kinderbetreuung angeboten werden. Ich denke, dass aber auch die Moderation von solchen Prozessen sehr wichtig ist, weil sehr oft die Stillen ja nicht zu Wort kommen, und wir wissen alle, dass die, die laut sind, nicht immer die sind, die auch Recht haben. Moderatorinnen und Moderatoren helfen da durchaus, auch leisere Gedanken in die Überlegungen mit einzubeziehen.

 

Kurzum, ich denke, Frauen sind als Alltagsexpertinnen viel zu wichtig, als dass wir es uns als Stadt leisten könnten, auf ihre Meinungen und auf ihre Erfahrung zu verzichten. (Beifall bei der SPÖ.) 

 

Im öffentlichen Raum ist natürlich auch das subjektive Sicherheitsgefühl sehr entscheidend für das Wohlbefinden. Unbedachtes Gestalten von Gängen, Gehwegen, Durchgängen, Unterführungen, Höfen, was auch immer, führt sehr oft zu Angsträumen, wobei mir wichtig ist festzustellen, dass auch statistisch erwiesen ist, dass diese Angsträume nicht unbedingt dann auch wirklich Taträume sind. In der Realität finden Taten, die Gewalt nach sich ziehen, viel öfter in den Wohnungen der Frauen statt, als im öffentlichen Raum. Aber trotzdem, allein das subjektive Angstempfinden schränkt unheimlich ein und hat auch eine ganze Menge Konsequenzen, indem es zum Beispiel die Frequentierbarkeit von Orten bestimmt und auch die Benutzbarkeit von kurzen Wegen bestimmt, weil - und das ist irgendwie auch ganz klar - nicht nur Frauen, sondern auch Kinder und ältere Leute um bedrohliche Situationen einen Bogen machen, sprich, sie nehmen Umwege in Kauf und lassen sich so auch mehr oder weniger in ihrer Mobilität einschränken.

 

Es gibt in Wirklichkeit ein paar ganz einfache Regeln, die dieses Unsicherheitsgefühl beseitigen können, die Angsträume wirklich entfernen können, die dunkle Wege beleuchten können und die für Frauen Raum nutzbar machen, und darum sollte es uns gehen.

 

Es gibt ein sehr tolles, wirklich auch international herzeigbares Modellprojekt, die Frauen-Werk-Stadt am Carminweg im 21. Bezirk. Die Frauen-Werk-Stadt bekommt eine Nachfolgerin. Es hat einen Bauträgerwettbewerb für ein Areal im 10. Bezirk, in der Troststraße gegeben, wobei der Schwerpunkt das betreute Wohnen sowie auch das alltags- und frauenfreundliche Planen gewesen ist. Abgesehen von ökologischen Kriterien in der Bauweise sind bei der Entscheidung, wer diesen Bauträgerwettbewerb gewinnt, ganz besonders gestalterische Elemente zum Tragen gekommen. Es ging, wie auch schon am Carminweg, um Sicht- und Rufkontakt zu den Spielbereichen, es ging um Transparenz der Hauseingangsbereiche und - und das ist wirklich ein neuer, ein weiter ausgebauter Gedanke - um die Nutzungsflexibilität der einzelnen Wohnungen. Es ist in diesem Projekt zum Beispiel möglich, Vorräume, je nachdem, ob man sie gerade braucht oder nicht braucht, zur Wohnung zuzuschalten, in die Wohnung zu integrieren und Einzelräume zu kompletten Familienwohnungen quasi dazuzuhängen. Jedenfalls ist versucht worden, alles Mögliche zu machen, um auch älteren Menschen ein möglichst langes eigenständiges Leben zu ermöglichen.

 

Aber nicht nur bei diesen Musterprojekten, die wir vorzuzeigen haben, ist es so, dass die Berücksichtigung von Fraueninteressen gewährleistet ist, sondern ich glaube, dass wir in Wien stolz darauf sein können, dass bei jeder Wohnbautätigkeit, bei der irgendeine Art von öffentlichen Geldern verwendet wird, die Leitstelle darauf achtet, dass diese Projekte frauenfreundlich und alltagsgerecht sind. Damit bestätigt sich einmal mehr, dass Wien eine der frauenfreundlichsten Städte der Welt ist. (Beifall bei der SPÖ.)  

 

Abschließend möchte ich sagen, dass das Gender Mainstreaming einfach ein sehr wichtiger Beitrag zur Qualitätssicherung ist, aber dass wir trotzdem noch eine sehr große Herausforderung vor uns haben, die ich darin sehe, dass es das Bewusstsein zu schärfen und aufzuzeigen gilt, dass geschlechtsspezifische Betroffenheiten und Planungs- und Bautätigkeit untrennbar miteinander verbunden sind und dass wir diese Überlegungen in den Planungsalltag einfließen lassen müssen. Dafür werden - darin bin ich mir ganz sicher - einerseits immer mehr Frauen im Planungs-

 

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