Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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gesehen. Aber hier müssen wir Hauptpunkte für die zukünftige Arbeit im
Umweltbereich machen.
Wir werden daher auch in der Opposition unserer Funktion als Umweltanwalt
dieser Stadt nachkommen und darauf achten, dass mit der Rückkehr des roten Wien
nicht der Schlendrian des Mach-ma-net oder des Woll-ma-net, wie wir das in den
Diskussionen wegen der Bleiwasserleitungen oder Müllverbrennungsanlagen oder
wegen des Hundegesetzes gehört haben, überhand nimmt.
Meine Damen und Herren von der Mehrheitsfraktion und auch der GRÜNEN! Ich
habe mir das 100-Punkte-Programm ein bisschen angesehen. Eines muss ich
dazusagen: Bei beiden Parteien habe ich keinen Punkt entdecken können, der den
Bezirken eine direkte Entlastung von den Umweltproblemen bringt. Wir sind schon
sehr gespannt, wie Sie den Kompetenzwirrwarr im Zusammenhang mit der ökologischen
Energiepolitik dieser Stadt überwinden werden.
Wenn man sich das Programm der SPÖ im Umweltkapitel anschaut, ist aus der
Sicht der Bezirke wenig Aufschlussreiches zu lesen. Die dortigen programmatischen
Zeilen enthalten kaum einen konkreten Vorschlag, außer den längst fälligen
Abfallwirtschaftsplan zu entwickeln. Von der Diskussion um diesen dürfte
beispielsweise Simmering bereits genug haben. Die unkoordiniert laufenden
Standortdiskussionen betreffend hat der Bezirksvorsteher in Simmering bereits
ein "Nein" kundgetan.
Sie sehen also, meine Damen und Herren, dass sich die Umweltpolitik der
Stadt Wien am Begriff der Nachhaltigkeit zu orientieren hat. Damit verbunden
ist die Garantie für die nächsten Generationen, auch noch in den Genuss einer
hoffentlich gesunden Umwelt zu kommen. Bei allen Umweltstrategien müssen jene
der Vermeidung vorrangig eingesetzt werden. Die Umweltpolitik der Stadt Wien
soll sich, wenn immer möglich, am Verursacherprinzip und vor allem am Prinzip
der Kostenwahrheit orientieren. Leitlinie für alle umweltpolitischen
Weichenstellungen ist die Förderung geschlossener Kreisläufe. Erfolge bei der
Umweltschutzpolitik erfordern - und das ist mein wirklich größtes
Überzeugungsgebiet - die Einbindung des Bürgers. Damit können auch Sie in der
Alleinregierung eine Akzeptanz erreichen. Ansonsten werden Sie hier sicher
große Schwierigkeiten bekommen. - Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GR Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächste Rednerin ist Frau GR Mag Schmalenberg gemeldet. Ich erteile ihr das
Wort.
GR Mag Heidrun Schmalenberg
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Lieber Herr GR VALENTIN, ich darf Sie vielleicht darauf aufmerksam machen,
dass der Beschluss bezüglich der Kelag-Aktien in Kärnten einstimmig war, weil
das für das Land Kärnten ein sehr wichtiger Schritt war. Ich darf Sie
vielleicht auffordern, sich an Ihre Parteikollegen in Kärnten zu wenden. Die
können Ihnen das vielleicht in einer für einen Sozialisten verständlichen
Sprache erklären, wie notwendig dieser Beschluss für das Land Kärnten war. (GR Erich VALENTIN: Was machen wir dann,
wenn wir den Landeshauptmann in Kärnten wieder stellen?) Sie sollten das
jetzt schon machen und vor allem sollten Sie sich auch nicht der Illusion
hingeben und so tun, als ob bei dem Strom, den WIENSTROM zukauft, kein Atomstrom
dabei wäre. In diesem Zusammenhang
möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass wir Freiheitliche bei unserem
"Nein" zum Beitritt Tschechiens zur EU bleiben, solange es in der
Frage Temelin nicht einlenkt. (Beifall
bei der FPÖ.)
Herr GR VALENTIN, wenn Sie dann schon in Kontakt mit Ihren Kollegen in
Kärnten sind, dann können Sie diesen auch zu ihrer Initiative bezüglich der Handymasten
gratulieren. So etwas würden wir uns in Wien auch wünschen. Wir würden uns
wünschen, dass man in diesem Punkt auch neue Wege geht und sich diesem Problem
mutig stellt. Und was es noch in Kärnten gibt, Herr Gemeinderat, ist eine
kostengerechte Einspeisevergütung für erneuerbare Energie. Auch das wünschen
wir uns in Wien. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich möchte jetzt nicht mit Ihnen streiten, wessen Handschrift diese Politik
trägt. Ich glaube, es ist im Interesse der Umwelt und der Menschen schlussendlich
auch nicht so wichtig.
Nun aber zu meinem eigentlichen Thema. Wir diskutieren heute beim Rechnungsabschluss
das Kapitel Umwelt und ich möchte einige Worte über das Wasser sagen. Wien ist
berühmt für seine hervorragende Wasserqualität, aber die Wienerinnen und Wiener
stellen sich die Frage, was nützt reines Quellwasser, wenn es durch alte
Bleirohre geleitet wird und dadurch belastet wird? - Gestatten Sie auch mir
einen kurzen Blick in die Geschichte unserer Stadt, was die Wasserversorgung
anbelangt.
Erinnern wir uns, dass der große freisinnige Bürgermeister Kajetan Felder
den Auftrag zum Bau der 1. Wiener Wasserleitung gegeben hat. Ich glaube,
es ist beachtlich und erwähnenswert, dass sie nach nur dreijähriger Bauzeit
1873 fertig gestellt wurde. Diese 1. Wiener Hochquellwasserleitung aus dem
Schneeberg-Rax-Massiv konnte dann 1875 in Betrieb genommen werden. Ich möchte
auch in diesem Zusammenhang erwähnen, dass in dieser freiheitlichen Ära dieser
Stadt auch andere zukunftsweisende Projekte initiiert wurden. (GR Mag Rüdiger Maresch: Das war keine freiheitliche
Ära! Das war wirklich keine freiheitliche Ära!) Herr GR Maresch, ich bin
froh, dass es nie einen marxistischen Bürgermeister gegeben hat oder auch geben
wird, weil wir sonst in Wien überhaupt kein Wasser mehr hätten. (Beifall bei der FPÖ. - Aufregung bei der
SPÖ.)
Aber in dieser Ära der Stadt Wien wurden auch Projekte wie die Donauregulierung
oder das herrliche Naherholungsgebiet an der Alten Donau und - wie schon gesagt
- die 1. Wiener Hochquellwasserleitung in Angriff genommen.
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