Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Nachher dann, beim nächsten Schritt, kamen die Christlich-Konservativen. Unter
Lueger wurde die 2. Wiener Hochquellwasserleitung gebaut. Die Bauzeit
betrug immerhin sechs Jahre. Aber auch die Christlich-Konservativen wurden dann
abgelöst und es kamen die Sozialdemokraten ans Werk. Wir müssen leider heute
feststellen, dass aus einer 3. Wasserleitung nach 50 Jahren
sozialistischer Regierung niemals auch nur ein einziger Wassertropfen geronnen
ist. Gelder in Milliardenhöhe sind unter sozialistischen Bürgermeistern in den
Bau dieser 3. Wasserleitung geflossen. Aber umsonst, sie sind anscheinend
irgendwo versickert. (GR Heinz Hufnagl:
Sie sollten einen Betriebsbesuch dort machen!) Ich glaube, das zeigt nicht
nur die Sorglosigkeit, mit der die Gelder ausgegeben werden, sondern auch die
Ineffizienz sozialistischer Regierungspolitik.
Dass das mit der 3. Wasserleitung nicht so geklappt hat, ist traurig,
aber die Wienerinnen und Wiener wären schon zufrieden, wenn wenigstens das
Wasser, das aus ihrem Wasserhahn kommt, einwandfrei wäre. Und es ist noch viel
trauriger, sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ, dass Sie Ihre 50-jährige
Regierungszeit nicht dazu genutzt haben, die Erkenntnisse der Wissenschaft für
die Menschen dieser Stadt zu nutzen. Denn dass die Wasserleitungen in Wien zum
großen Teil in den über 100-jährigen Häusern aus Blei sind, das wissen wir
nicht erst seit der ORF-Sendung "Report", nein, das wissen wir schon
sehr, sehr lange. Ich denke, wenn Ihnen die Lebensqualität und die
Wasserqualität, die Umwelt und vor allem die Gesundheit der Menschen ein wirkliches
Anliegen wären, dann hätten Sie hier schon längst aktiv werden müssen. (Beifall bei der FPÖ.)
Nun, jetzt liegt endlich diese Studie auf dem Tisch. Im Rahmen dieser
Studie "Blei im Trinkwasser“ wurden Wasserproben von insgesamt
290 Gebäuden in Wien gezogen. Die Auswertung ergab, dass in einigen
Häusern das Trinkwasser wegen der alten Rohre eben mit Blei belastet ist und
die Werte über dem gesetzlichen Limit liegen. Im Wesentlichen konzentriert sich
das Problem auf Häuser, die vor 1914 erbaut wurden. Also, von den 83
untersuchten Häusern aus dieser Zeit weisen 41 Prozent Handlungsbedarf
beziehungsweise dringenden Handlungsbedarf auf. Das bedeutet, dass der gültige
Grenzwert zumindest bei einer Messung überschritten wurde. Weil immer das
Argument kommt, dass die Gemeindewohnungen erst später gebaut wurden, wo kein
Blei mehr verwendet wurde, da sage ich Ihnen, auch diese Aussagen sind vage. Es
gibt über dieses Faktum keine Untersuchungen und keine Unterlagen. Das sind nur
hoffnungsvolle Vermutungen und wir wollen auch darüber Gewissheit. Aber in dem
Bereich, wo dringender Handlungsbedarf gegeben ist, sollten bevorzugt die
Bleileitungen ausgetauscht werden. Das ist der Schluss, den wir aus diesen
Untersuchungen ziehen müssen, ob es angenehm ist oder nicht. Und das möchte ich
hier betonen, ob es angenehm ist oder nicht. (Beifall bei der FPÖ.)
Es darf uns nicht wichtig sein, ob diese Maßnahmen politisch opportun sind oder
den Wählern gefallen oder sonst irgendjemandem gefallen. Wir müssen hier etwas
in Angriff nehmen, was schwierig ist und wahrscheinlich auch teuer. Aber wir
dürfen uns davor nicht scheuen. Viele Länder beneiden uns um unser
einwandfreies Trinkwasser. Am Ursprung der Quelle hat das Quellwasser einen
Bleigehalt, der nicht einmal messbar ist. Aber aus dem Wasserhahn in so manchem
Wiener Wohnhaus rinnt es dann in schwer wiegenden Fällen mit über
100 Mikrogramm pro Liter, das heißt, dass der zulässige Bleigehalt um die
Hälfte überschritten wird. Bei Genuss von solchem Leitungswasser kann es zu
einem gesundheitlichen Risiko kommen, was auch das Institut für Umweltmedizin
bestätigt.
Ich darf nur kurz über die Symptome einer Bleivergiftung etwas sagen. Die
Symptome sind Kopfschmerzen, Glieder- und Muskelschmerzen, aber auch Herzbeschwerden
und Darmkrämpfe. Oft weiß man nicht, woher diese Beschwerden kommen. Oft werden
diese Beschwerden nicht ernst genommen. Auch die Gesundheitsstadträtin scheint
solche Beschwerden nicht ernst zu nehmen, aber wenn man selbst betroffen ist,
dann sieht man das anders. Und betroffen sind viele, meine sehr geehrten Damen
und Herren! Diese Betroffenen gehen auch immer mehr zu Gericht, wie eben eine
Dame in Kärnten, und wenn Sie sich jetzt vielleicht freuen würden, dann kann
ich Ihnen sagen, in Klagenfurt, wo es einen sozialistischen Bürgermeister gibt.
(GR Heinz Hufnagl: In der Gemeinde Feldkirchen!)
Denn diese Damen in Klagenfurt, die hat Gesundheitsschäden erlitten. (GR Heinz Hufnagl: Feldkirchen ist die
einzige Bezirkshauptstadt mit einem blauen Bürgermeister!) Diese Dame ist
in Klagenfurt. (GR Heinz Hufnagl: Lernen
Sie Ihre eigene Parteigeschichte!) Und weil in ihrem gemeindeeigenen Haus
Bleirohre sind, hat sie Gesundheitsschäden erlitten. (GR Heinz Hufnagl: Ja, in Feldkirchen mit einem blauen Bürgermeister!) Dieser
Fall ist ein Präzedenzfall, sehr geehrter Herr GR Hufnagl, ein Prozess, der in
die Schlussrunde geht und wo es nur noch um die Höhe der Entschädigung geht.
Lassen Sie sich eines sagen: Auch die Wiener Gebietskrankenkasse wird (GR Heinz Hufnagl: Tauschen Sie Ihren
Ghostwriter aus! Wirklich!) gegebenenfalls Regressansprüche geltend machen.
Deshalb, glaube ich, müssen wir dieses Thema mit größter Sensibilität
behandeln. (Beifall bei der FPÖ.)
Die Studie, über die wir sprechen, wurde ein Jahr unter Verschluss
gehalten. Jetzt weiß ich schon, dass wir hier das Kapitel Umwelt diskutieren
und dass diese Studie vom Wiener Bodenbereitstellungsfonds und
Stadterneuerungsfonds in Auftrag gegeben wurde und damit ins Ressort Wohnbau
gehört. Aber die Tatsache, dass es diese Studie schon so lange gibt und dass
niemand über sie gesprochen hat, regt einfach zum Nachdenken an. Viele Dinge,
die für die Menschen in dieser Stadt mehr oder weniger wichtig sind, werden von
der Sozialistischen Partei und von den
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