Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
- Seite 98 von 121
zum Personalbereich übergehen. Mit über 1 000
Ausbildungsplätzen stellt Wien den größten Dienstleistungsbetrieb in Österreich
dar und leistet somit auch einen sehr, sehr wesentlichen Anteil zur Bekämpfung
der Jugendarbeitslosigkeit.
Einen Schritt in Richtung
Zukunftssicherung setzen wir in unserer Stadt mit dem konsequenten Bemühen,
eine ganze Palette von Lehrberufen anzubieten, diese Palette auch immer wieder
auszuweiten und wir bilden eigentlich immer mehr Jugendliche in innovativen
Bereichen aus, immer mehr denn je. Besonders erfreulich ist in diesem
Zusammenhang auch zu erwähnen, dass speziell auch Mädchen immer öfter in
atypischen Lehrberufen in unserer Stadt arbeiten, sie werden zum Beispiel als
Kfz-Mechanikerinnen, pharmazeutisch kaufmännische Assistentinnen oder
Chemielaborantinnen in unserer Stadt ausgebildet.
Von der Ausbildung noch zur
Weiterbildung. 1997 haben wir angekündigt, mit den Mitarbeiterinnen in dieser
Stadt, einen Erfahrungsaustausch mit Privatunternehmen zu machen und diese
Ankündigung blieb keine Vision, sondern ist Realität geworden. Das Modell, das
wir gemeinsam mit Passerelle, dem Verein für Know-how-Transfer durchführen, ist
ein wichtiger Faktor in unserem Weiterbildungsprogramm in dieser Stadt für
unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
aus den verschiedensten Abteilungen mit den verschiedensten Qualifikationen
absolvieren ein Personalaustauschprogramm mit Privatunternehmen und das mit
vollem Erfolg.
Damit gelang auch ein
ausgezeichneter Wissenstransfer und die Beweisführung, dass der Ausbildungstand
und die Managementqualitäten unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich
durchaus mit der Wirtschaft messen können. (Beifall
bei der SPÖ.)
Der Austausch erzeugt
Motivation, neue Ideen und erweitert auch eindeutig das fachliche Know-how
jeder Einzelnen/jedes Einzelnen in dieser Stadtverwaltung, und in einer Zeit,
wo wir unsere komplette Verwaltung zu einem modernen kundenorientierten, serviceorientierten
Dienstleistungsunternehmen weiterentwickeln wollen, hat dieser Erfahrungsinput
einen sehr hohen Stellenwert, da gleichzeitig überprüft werden kann, inwieweit
das gewonnene privatwirtschaftliche Know-how in der öffentlichen Verwaltung anwendbar
ist.
An dieser
Stelle möchte ich auch gleich die Gelegenheit nützen, mit Ihnen gemeinsam den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Stadt für ihre ausgezeichnete Arbeit
zu danken. (Beifall bei der SPÖ.)
Ein weiterer
Meilenstein im Angebot der Stadt ist die auch von Schwulen- und
Lesbenorganisationen geforderte Einrichtung der Wiener Antidiskriminierungsstelle
für gleichgeschlechtliche Lebensweisen. Mit diesem Schritt konnte ein wichtiges
Zeichen in Richtung Akzeptanz oder zumindest Toleranz gesetzt werden und Ziel
ist es, den unterschiedlichen Lebensweisen und gleichgeschlechtlichen
Orientierungen in unserer Gesellschaft, ihren Platz, ihren selbstverständlichen
Platz, in unserer Stadt geben. Und die wichtigsten Aufgaben und Schwerpunkte
dieser neuen Stelle sind die Bestandsaufnahme der Rechtsmaterie des Landes
Wien, die Unterstützung der Diskriminierten, Öffentlichkeitsarbeit,
Netzwerkarbeit und die Empfehlung an Entscheidungsträgerinnen in der Politik,
in der Verwaltung und in der Wirtschaft.
Lassen Sie
mich an dieser Stelle ganz kurz auf die Diskussion zur Wiener Ehe eingehen.
Diese hat leider lediglich einen symbolischen Charakter und bringt den Menschen
eher wenig. Wir setzen konkrete Maßnahmen, das heißt, die Stadt Wien nützt alle
rechtlichen Möglichkeiten aus, homosexuelle Partnerschaften den heterosexuellen
Partnerschaften gleichzustellen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Konkret bedeutet das,
Bedienstete dieser Stadt können genauso wie heterosexuelle Paare auch Pflegefreistellung
konsumieren, homosexuelle Paare können genauso Gemeindewohnungen bekommen, bekommen
dann auch genau dieselben Förderungen, homosexuelle Paare haben auch das
dasselbe Eintrittsrecht in den Mietvertrag nach einem Todesfall. Aus unserer
Sicht muss der Rest vom Bund gemacht werden, da nützt uns leider die Wiener Ehe
nicht besonders viel und ich befürchte sogar, dass sich der Bund mit dem
Argument, es gibt ohnedies die Wiener Ehe, vielleicht sogar der Verantwortung
entziehen möchte.
Ein erster
wichtiger Schritt, den wir heute schon setzen, ist der Antrag zum Opferfürsorgegesetz,
den Kollegin Vana heute bereits eingebracht hat.
Der Antrag lautet: Dass die
Stadt Wien den Nationalrat und Bundesrat auffordert, rasch die gesetzlichen Voraussetzungen
zu schaffen, dass homosexuelle Opfer des Nationalsozialismus in den
begünstigten Kreis im Rahmen des Opferfürsorgegesetzes aufgenommen werden.
Dieser Themenbereich wird aber, glaube ich, morgen ohnehin einer der Schwerpunkthemen
sein.
Zum Schluss möchte ich noch
auf die Novellierung des Wiener Gleichbehandlungsgesetzes eingehen und auch im
neuen Gleichbehandlungsgesetz zeigt sich, dass Wien anders ist. Während die
Bundesebene systematisch einen Abbau von Frauen- und Gleichstellungspolitik betreibt,
baut Wien das Angebot für Frauen aus. (Beifall
bei der SPÖ.)
Die Kernpunkte des Gesetzes
sind die Erhöhung der Frauenquote von 40 auf 50 Prozent, der Kündigungsschutz
für unsere Kontaktfrauen der Gemeinde Wien und die Erhöhung ihrer Anzahl, aber
auch neue, schärfere Bestimmungen gegen sexuelle Belästigung, sowie die
Anpassung der Schadensersatzregelungen bei Diskriminierungen an die
EU-Bestimmungen.
Für die mehrheitlich
weiblichen der insgesamt 70 000 Beschäftigten ist damit erneut ein Stück
mehr Arbeitnehmerinnenschutz und eine wichtige Unterstützung in Richtung
Gleichstellung im Betrieb gelungen. Die Errichtung des Betriebskindergarten für
die Mitarbeiterinnen der Stadt Wien ist ein ganz klares Bekenntnis unsererseits
zur Frauenförderung und zur
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