Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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er jetzt schon, die Erhöhung der Familienzusammenführungsquote
brauchen wir eigentlich nicht. Aber sagen, dass das - wie hier in Wien, wo
derzeit 5 000 Menschen auf die Familienzusammenführung warten - in zwei
Jahren erledigt ist, kann nur jemand (GR Georg Fuchs: Ist ja nicht wahr!),
nehme ich an, der nicht so gut zählen kann. Man muss auch beachten, dass die
neugeborenen Kinder, die nicht österreichische Staatsbürger als Eltern haben,
auch in die Quote für die Familienzusammenführung eingerechnet werden.
Ich rechne meistens im Kopf, ich habe keinen Computer
und brauche ihn auch Gott sei Dank nicht unbedingt; manchmal ist es ganz gut,
wenn man eine Rechenmaschine hat. Aber Sie können es im Kopf zusammenrechnen
oder Sie nehmen ein Stück Papier und einen Bleistift her und schreiben auf: Wie
viele Geburten gibt es? Wie viel beträgt die Familienzusammenführung? - Dann
zeigt sich, für diejenigen, die jetzt anstehen, wird das vielleicht in fünf bis
sechs Jahren erledigt sein. Aus diesem Grund möchte ich Sie ersuchen, dass Sie
das mitnehmen, auch zu Ihrem Innenminister, der wirklich einen guten Ansatz
hatte. (GR Georg Fuchs: Ja, ein guter Ansatz, er ist ein guter Mann!) Aber
es ist beim guten Ansatz geblieben, er wurde dann zurückgerufen.
Dasselbe hat Kollege Ulm bei der Sicherheit, und zwar
bei der Polizei, gemeint: Was wir uns wieder antun und wir sind wirklich die
garstigsten Menschen von da bis überhaupt, weil wir hier vor der Umstrukturierung
im Wiener Polizeiapparat warnen! Da werden, hat er wortwörtlich gesagt, 100
Leute dann, wenn man einer Umstrukturierung zustimmt, auf die Straße gehen. Ich
frage Sie: Sind das dann Verwaltungsbeamte, die bisher in der Verwaltung sitzen
- die ja sein muss - und die werden dann als Polizeisicherheitsdienst ohne
Schulung auf die Straße kommen? - So kann ich mir das nur vorstellen.
Wenn man bedenkt, dass in Wien derzeit 400 Polizeibeamte
fehlen - da ist noch nicht die Kriminalpolizei gemeint, da geht es nur um
Polizeibeamte (GR Georg Fuchs: Es ist abgerundet worden!) -; dass nach
der Umstrukturierung durch diese 100 laut Ihren Aussagen die Sicherheit
wirklich besser als bisher sein wird, wage ich zu bezweifeln. Ich glaube nicht,
dass das stimmt. Was noch ärger ist: Ich glaube, nicht einmal Sie selbst
glauben, dass das eine gute Umstrukturierung ist. (GR Georg Fuchs: Wir sind
davon überzeugt!)
Wenn Sie die morgige "Kronen Zeitung" lesen
- Sie wissen ja, dass sie jetzt draußen schon zu haben ist -, sehen Sie:
"Wien beklagt Mangel an Nachwuchs bei Polizisten". Sie wissen, in der
Marokkaner-Kaserne ist die Schule, in der die Parteischüler, nein, die Polizeischüler
untergebracht sind. (Heiterkeit des GR Michael Kreißl. - GR Georg Fuchs: Sie
bestätigen ...!) Der letzte Jahrgang ist jetzt zu Ende und es wird keinen
neuen Jahrgang geben. Dort wird also nicht weiter ausgebildet werden.
Es steht auch im "Kurier": "Widerstand
bei Polizeireform". Es werden drei Spitzenbeamte der Bundespolizeidirektion
aus dieser Arbeitsgruppe, die der Innenminister einberufen hat, um die
Umstrukturierung bei der Polizei durchzuführen, hinausgehen, weil sie klarerweise
sagen: Sie sind kein Feigenblatt, um zu verdecken, was man bei der Polizei
unter dem Namen "Strukturveränderungen" durchführt.
Heute sind alle Bezirksvorsteher - auch die Ihrigen,
Herr Kollege Fuchs, auch diejenigen der ÖVP (GR Georg Fuchs: Ich höre schon
zu!) - beim Herrn Bürgermeister, um hier ihre Besorgnis darüber auszudrücken,
wie es sein wird, wenn diese Struktur so, wie sie vorgeschlagen wird,
durchgeführt wird, dass Bezirkspolizeikommissariate geschlossen werden. Es wird
zwar gesagt, dass kein einziges Wachzimmer geschlossen wird. (GR Georg
Fuchs: Mehr Effizienz!) Aber wenn die Beamten bei der Polizei nicht so
viele sein werden - nämlich die 400, die man noch braucht -, dann wird es eine
Strukturveränderung dahingehend sein, dass Wien nicht mehr so sicher wie bisher
ist. (GR Georg Fuchs: Doch! Besser wird's!)
Ich denke, das ist ein politischer Wille der derzeitigen
Regierung. Sie wissen, dass Wien die sicherste Großstadt in Europa, aber auch
dieser Welt ist, und das passt in Ihren politischen Willen nicht hinein. Das
ist eigentlich mehr als verwerflich! (Beifall
bei der SPÖ. - GR Georg Fuchs:
Ungeheuerlich ist das! Ungeheuerlich ist diese Aussage!)
Ich denke, man sollte hier wirklich auch über Integration
sprechen, und ich denke, Integration findet im Leben jedes Menschen statt,
egal, woher er kommt und woher er ist. Ich denke, zur Integration gehört auch
die Frage, ob wir uns gut miteinander vertragen.
Es ist in der Politik klarerweise so, dass uns die inhaltlichen
Fragen nie so eng zueinander bringen können. Wie hier ein Vorredner gesagt hat
- ich glaube, es war Frau StR Vassilakou -, war die Ehe zwischen ÖVP und SPÖ in
den letzten fünf Jahren nicht sehr gut. Das ist leider auch im privaten Leben
so. Die große Liebe war es nicht, aber ich möchte sagen, es war eine
Vernunftehe. Sie war keine Liebesehe und keine Liebesheirat, die Koalition mit
der ÖVP, das muss man wirklich in aller Gerechtigkeit sagen. Im wirklichen
Leben schließt man ja fast keine Vernunftehen, sondern Ehen werden - ich bin
kein Katholik, ich bin ohne Religionsbekenntnis - im Himmel geschlossen und oft
ist der Himmel auf Erden nach einem halben Jahr die Hölle auf Erden.
Das kann man natürlich auch in der Politik sagen,
dass Integration nicht immer stattfindet. Jede Ehe ist auch eine
Integrationsmaßnahme. Ich denke, dem Zusammenleben eine Chance zu geben, war im
vergangenen Jahr wirklich eine sehr gute Aktion. Daran möchte ich erinnern,
weil ich schon ein bisschen älter bin als manche der hier anwesenden
Kolleginnen und Kollegen.
Es hat mir persönlich und auch vielen anderen sehr gut
gefallen, wie damals gesagt wurde: "I haaß Kolaric, du haaßt Kolaric. Warum
sogns zu dir Tschusch?" Das war wirklich gut. Aber dieses
Miteinander-Leben
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