Gemeinderat,
4. Sitzung vom 27.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Marxisten verschonen echte Kriminelle und kriminalisieren
politisch Andersdenkende." Und damit werden Sie nicht durchkommen, meine
Damen und Herren, und es ist mir ganz wesentlich, das hier vorweg anzuführen. (Beifall bei der FPÖ.)
Und jetzt, so wie Sie es gewünscht haben, zur Sache. (GR
Dipl Ing Martin Margulies: So, jetzt?)
Ganz erstaunt hat sich der Herr Stadtrat in der Sitzung
des Kulturausschusses und auch am Montag an diesem Platz gezeigt, dass wir das
Symposium der Erich-Fried-Gesellschaft ablehnen können. (GR Heinz Hufnagl: Das
war ja ein Humanist, die sind nicht sehr gefragt!) Ganz glaube ich ihm sein
naives Staunen nicht. Zu sehr haben Sie auch Ihre ideologische Ausrichtung in
der Kulturpolitik gezeigt.
Damit bin ich eben bei der Erich-Fried-Gesellschaft.
Schon in den letzten Jahren haben wir darauf hingewiesen (GR Mag Rüdiger Maresch: Das ist ein Schas, was Sie da verzapfen!), dass nicht nur Erich Fried selbst,
sondern auch die Repräsentanten dieser Gesellschaft fast großteils Angehörige
der DDR-Kultur-Schickeria, RAF-Sympathisanten oder zumindest linksradikale
Aktivisten sind (Protestäußerungen bei den GRÜNEN.), wie Robert
Schindl, alter 68er und Gründer der Kommune Wien, Michael Rohrwasser mit dem Arbeitsschwerpunkt
auf proletarisch revolutionärer Literatur oder Rabinovici, Vorstandsmitglied
des Republikanischen Klubs. (GR Christian
Oxonitsch: Was heißt das!)
Zwölf Jahre ... (Zwischenrufe
von der SPÖ und von den GRÜNEN.) Das
sind alles Repräsentanten der linken politischen Gesinnung, ich werde das noch
weiter ausführen. (GR Godwin Schuster:
Das ist ja verrückt, was Sie da verzapfen!) Ich arbeite hier heraus, dass
es sich hierbei um eine rein ideologische Organisation handelt, und um das geht
es.
Zwölf Jahre liegt einer der schönsten Momente in meinem
politischen Leben zurück, nämlich der Fall des antifaschistischen Schutzwalls
der DDR (Heiterkeitsausbrüche bei der
SPÖ. - GR Kurt Wagner: Gehen Sie weniger fechten!), ja, der war notwendig, damit die Bevölkerung aus der DDR nicht
vor den Repressalien davonläuft. Und jetzt soll diesem menschenverachtenden
System posthum Ehre erwiesen werden, denn was kann es anderes sein, wenn
Personen, die damals im System mitgewirkt haben, die regimetreu waren, die
SED-Mitglieder waren, die DDR-Nationalpreisträger waren, nun die Repräsentanten
und eingeladenen Teilnehmer eines Symposiums sind, das aus Steuergeldern mit
760 000 S gefördert werden soll.
Die
Erich-Fried-Gesellschaft ist eben nicht nur eine Gesellschaft und Akademie für
Literatur und Sprache, sondern in Wahrheit eine zutiefst politische Vereinigung.
Man könnte sagen, es ist eigentlich der Verein der
Freunde des wahren Sozialismus. Das ist die tiefere Begründung dieser
Vereinigung, deren Aufnahmekriterien offensichtlich die Beantwortung der Frage
"Wie hältst du es mit dem Sozialismus" darstellt. Die Faszination der
SPÖ - oder derjenigen, die das fördern - für die DDR kann ich zwar nicht
verstehen. Ich nehme an, es ist nicht die preußische Traditionspflege Unter den
Linden (GR Michael Kreißl lacht.) oder die scheußlichen Prachtbauten -,
aber die Unterdrückung der Meinungsfreiheit und die Verfolgung von Regimegegnern
bestimmt auch nicht.
Zugegeben, der Vorsitzende der
Erich-Fried-Gesellschaft, Kurt Gronewald, hat keine DDR-Vergangenheit, dafür
eine andere lupenrein linksextreme. In den Siebzigerjahren gehörte er zu den Verteidigern
der RAF-Terroristen, Andreas Bader, Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin (Heiterkeit
bei den GRÜNEN.), allesamt feige Mörder, die sich selbst immer als
Antifaschisten bezeichnet haben.
Ja, und dieser Verteidiger war eben kein gewöhnlicher
Verteidiger, nicht umsonst wurde er bereits vor der Hauptverhandlung auf Antrag
der Bundesanwaltschaft von der Verteidigung ausgeschlossen und 1978 in einem
Aufsehen erregenden Prozess wegen so genannter Gesinnungsunterstützung zu einer
Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Die Anwaltskammer der Hansestadt
Hamburg belegte ihn außerdem bis 1981 mit einem Berufsverbot für Strafverfahren.
(GR Mag Rüdiger Maresch: War der Horst
ein Akademiker?) Das alles in der Zeit der sozialliberalen Koalition in der
Bundesrepublik Deutschland und in einer sozialdemokratischen Hansestadt
Hamburg. Das ist der Vorsitzende.
Wer jetzt noch nicht weiß, wohin die Reise geht, der
soll noch auf ein weiteres Kuriosum hingewiesen werden, denn zu den mittlerweile
verstorbenen, aber immer noch aufscheinenden Präsidiums- und Gründungsmitgliedern
gehört auch Stefan Hermlin. Im Jahre 1994 war ihm sogar die Eröffnungsausstellung
gewidmet. Für jene, denen er kein Begriff ist, Hermlin war bis zu seinem Tod im
Jahr 1997 Kommunist, SED-Mitglied, PDS-Berater und er war Mitglied des
DDR-Schriftstellerverbands. Wie es in einem totalitären System so üblich ist,
war er dafür verantwortlich, beziehungsweise diese Organisation, ob jemand
schreiben durfte oder nicht.
Bemerkenswert ist auch sein künstlerisches Schaffen.
Hier darf ich aus dem Dezember 1949 eine siebenseitige schwülstige Lobeshymne
zum 70. Geburtstag Stalins hervorheben. Ich weiß nicht, wem das gefällt,
Sie haben richtig gehört, 1949, nicht Anfang der Zwanzigerjahre, wo man noch
sagen konnte, man weiß nicht, wo das hinführt. 1949, wo bereits Zigmillionen
Menschen unter Stalin ermordet wurden. Oder zu Stalins Tod 1953, der offenbar
die Künstler in der DDR inspirierte, und Hermlin gehörte dazu. Er unterzeichnete
eine Totenklage mit. Ich darf daraus kurz zitieren, nur um die Absurdität zu
zeigen, welche Personen hier als Repräsentanten vorgeführt werden.
"Möchten wir Ihnen sagen, dass auch wir, die Kunstschaffenden
Deutschlands, in Stalin unseren großen Lehrer verloren haben. Wir
Kunstschaffende
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