Gemeinderat,
5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll
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hat. In der Presse war von 70 Prozent die Rede. Ich
selbst habe es hier schon ein paar Mal vorgebracht, als wir den
Rechnungsabschluss oder das Budget debattiert haben, und ich kann es mir auch
jetzt nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, dass das Jahr 1996 jenes Jahr war,
in dem - es war Ende 1996 - die ÖVP in die Regierung eingetreten ist. Ich
reklamiere nach wie vor einen großen Anteil am Verdienst dafür, dass wir das
zusammengebracht haben, dass die Wirtschaftsförderung wirklich in erheblichem
Maße gepusht wurde, für die ÖVP. (Beifall
bei der ÖVP.)
Sie wurde gepusht nicht nur durch Zurverfügungstellung
von mehr Mitteln, sondern auch durch Neugestaltung des
Förderungsinstrumentariums, einen Schritt, den wir ja heute wiederum setzen. Es
ist bei sich ständig wandelnden Umständen einfach notwendig, immer wieder zu
evaluieren und nachzubessern. Wir haben das auch in der abgelaufenen Periode
getan und haben einerseits - es sei noch einmal betont - die Mittel erheblich
erhöht und andererseits die Gestaltung des Instrumentariums so verändert, dass
es eine größtmögliche Wirkung erzielt hat.
Das war sehr erfolgreich. Ich habe hier eine Aufstellung
nicht nur über die prozentuelle Erhöhung der Förderungsmittel, die die Stadt
Wien zur Verfügung gestellt hat, sondern auch eine auf Berechnungen des
Wirtschaftsförderungsfonds basierende Aufstellung darüber, welches
Investitionsvolumen diese monetäre Förderung induziert hat. Wenn ein Betrieb
für eine Investitionsmaßnahme, für Aktivitäten öffentliche Förderungsmittel
bekommt, dann investiert er ja auch erhebliche Eigenmittel. Ich muss sagen, das
kann sich sehen lassen: Es sind in den Jahren 1997 bis 2000 von Seiten der geförderten
Wirtschaft rund 11 Milliarden S an Investitionsvolumen zustande gekommen.
Diese zunehmende Inanspruchnahme auf Grund der gut
gelungenen Gestaltung des Förderungsinstrumentariums hat natürlich auch ihre
Schattenseiten gehabt und hat sie auch noch - wir arbeiten an entsprechenden
Lösungen -, nämlich, dass es zu Engpässen der Mittel gekommen ist. Die
Förderungsinstrumente sind sehr, sehr gut angenommen worden. Das heißt, die
Flut der Anträge hat in einem solchen Ausmaß zugenommen, dass die budgetären
Mittel deutlich knapp geworden sind und sich zum Teil auch absehen lässt, dass
sie, wenn alles, was an Anträgen eingegangen ist, aufgearbeitet ist, weit
überschritten werden.
Was macht man nun nahe liegenderweise in einer
solchen Situation? - Der erste Schritt ist, zu überlegen, ob man nicht noch
Geld zur Verfügung stellen könnte. Das ist nach langen Verhandlungen gelungen:
Es wird eine Sonderfinanzierung aufgebracht, in deren Rahmen
220 Millionen S zur Verfügung gestellt werden, um all jene, die bereits
um Förderungsmittel eingereicht haben, noch bedienen zu können. Doch gibt es
dabei einen Wermutstropfen: Der Herr Finanzstadtrat in Person des Herrn VBgm
Rieder hat über den Wirtschaftsstadtrat in Person des Herrn VBgm Rieder gesiegt
und stellt diese Mittel nicht als echte Sonderfinanzierung zur Verfügung,
sondern in Form eines Darlehens. Das heißt, dass das späteren Generationen von
Einreichern abgehen wird. Wir müssen also die, die jetzt nachkommen, darauf
vorbereiten, dass jetzt - unabhängig von der positiven Schwerpunktsetzung, die
wir heute beschließen - das Füllhorn nicht mehr in dem Maße zur Verfügung
steht, wie wir es erhofft haben.
Ich betone extra: Das schmerzt sehr. Die Finanzverwaltung
hat die Auflage erstellt, dass diese 220 Millionen S in zwei Tranchen
zu je 110 Millionen S im Jahre 2003 und im Jahre 2004 abgestottert
werden müssen. Ich habe aber - zumal das Budgets sind, die ja noch lange nicht
beschlossen werden - die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass uns das erspart
bleiben wird.
Was ist der zweite nahe liegende Schritt? - Eine
Evaluierung. Das macht man vernünftigerweise ohnedies mit Maßnahmen, die man
von Zeit zu Zeit setzt. Das ist also auch hier fällig geworden.
Was macht man vernünftigerweise noch? - Man überlegt
sich, wenn man eine andere Vorgangsweise wählen muss, die Schwerpunktsetzung
neu. Das ist der Punkt, den wir heute beschließen. Neben der für Herrn Chorherr
wahnsinnig schmerzvollen Einstellung des Öko-Business-Plans, die in einer
anderen Form kompensiert werden soll, stellen wir Weichen, die ich für sehr
richtig halte:
Erstens geht es um den Ausbau der Technologie- und
der Innovationsförderung zu einem ganz anderen Paket: Herr Kollege Chorherr hat
besonders positiv die kreativen Industrien - so hat er das, glaube ich, genannt
- hervorgehoben und vor allem die Ausbildungsschiene. Diesbezüglich bin ich
ganz seiner Meinung. Noch nicht erwähnt wurde, dass wir eine neue Exportunterstützung
für Klein- und Mittelbetriebe kreieren, dass es gelungen ist, die
Unternehmungsgründungsaktion und die Nahversorgungsaktion beizubehalten, wenn
auch in abgeänderter Form, und dass neue Maßstäbe gesetzt werden, nämlich
Maßstäbe, bei denen die Qualität und die Nachhaltigkeit der eingereichten Projekte
entscheidend sind und Aspekte der Stadtentwicklung und der Ökologie einen besonderen
Stellenwert erhalten.
Ich sage es noch einmal deutlich: Die Weichenstellung
ist okay, sie ist sehr positiv, vor allem auch insofern, als Klein- und
Mittelbetriebe die Hauptadressaten der kommunalen Unterstützung bleiben. Ich
will aber mit meinen Vorschusslorbeeren nicht so weit gehen, dass ich nicht
doch kritisch anmerken möchte: Die Details kommen erst und da kann es schon
noch sehr haarig werden. Ich sage auch dazu, dass ich aus persönlicher
Detailkenntnis des Ablaufs dieses ganzen Prozesses und angesichts dessen, was
noch auf uns zukommt, ernste Sorgen habe, was die Frage betrifft, ob bei den
Detailkriterien auch ein so gutes Paket zustande kommen wird.
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