Gemeinderat,
5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll
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Förderung für Nahversorger mehr geben.
Die GRÜNEN haben bereits darauf hingewiesen, dass
auch eine spezielle Umweltaktion, der Öko-Business-Plan, bereits in zehn Tagen
ersatzlos auslaufen soll.
Meine Damen und Herren! Das ist der eigentliche
Inhalt dieses Geschäftsstücks unter dem Titel "Weiterentwicklung der Wiener
Wirtschaftsförderung"! Weil die Einstellung von Förderungsaktionen
natürlich hier vom Wiener Gemeinderat beschlossen werden muss und nicht vom
Fonds selbst verfügt werden kann, nur aus diesem Grund haben wir diesen Tagesordnungspunkt
heute auf der Tagesordnung. Weil zwei ganz wichtige Aktionen des
Wirtschaftsförderungsfonds, nämlich die Innovationsförderung, aber auch der
Öko-Business-Plan, schon in zehn Tagen, am 30. September, auslaufen sollen,
müssen wir heute in der September-Sitzung diesen Akt noch schnell beschließen.
Das ist also der eigentliche Inhalt: die Einstellung
von Förderungsaktionen.
Wenn die freiheitliche Fraktion hier trotzdem zustimmen
wird, dann betrifft das die versprochene Ausfinanzierung der alten
Förderungsansuchen.
Es herrscht diesbezüglich momentan im Wirtschaftsförderungsfonds
das totale Chaos: Meine Damen und Herren! Es können wegen der Budgetmittelknappheit
derzeit nicht einmal bereits gegebene Zusagen des Wirtschaftsförderungsfonds
auch finanziert werden!
Das muss man sich einmal vorstellen: Ein Unternehmensgründer,
ein junger Unternehmer, der in Wien ein neues Unternehmen aufbaut, erhält nach
einem ausführlichen Gründungscheck vom Fonds eine Zusage. Auch die Banken geben
dann im Vertrauen auf diesen Gründungscheck zusätzliches Startkapital, sie
räumen Kredite ein. Und dann bricht dieser ganze Finanzierungsplan zusammen,
weil die Stadt Wien ihre Finanzierungszusage nicht einhalten kann! - Es ist
daher die Budgetmittelaufstockung, die heute auch in Aussicht gestellt wird,
erforderlich, um wenigstens die bereits vorhandenen Förderungszusagen endlich
auch finanzieren zu können.
Meine Damen und Herren! Weniger erfreulich ist, dass
diese Budgetmittelaufstockung nur eine einmalige Aktion ist - auch darauf hat
Frau StR Rothauer bereits hingewiesen -, um die bereits gegebenen Zusagen auch
erfüllen zu können. Diese Einmalaufstockung, die so gelobt worden ist, dient
nur dazu, bereits in der Vergangenheit gegebene Zusagen auch erfüllen zu können
und dadurch den Ärger vieler Unternehmer über die Nichteinhaltung von Zusagen
nicht noch weiter zu provozieren.
Es ist aber nicht erfreulich, dass die Stadt gleichzeitig
per 1. Jänner ihre Wirtschaftsförderung massiv kürzen will.
Meine Damen und Herren! Die Wiener Wirtschaftsförderung
wurde bereits im Vorjahr per 1. Juli 2000 massiv gekürzt und nun soll per
1. Jänner 2002 ein weiterer drastischer Einschnitt, eine weitere massive
Kürzung dieser Förderung erfolgen!
Man hat nach dem jetzigen Budgetmittelengpass die
falsche Schlussfolgerung gezogen. Man hat den großen Erfolg der derzeit
laufenden Aktionen nicht zum Anlass für eine dauerhafte Budgetmittelaufstockung
genommen. Man stockt das Budget nur einmalig auf, um 220 Millionen S,
um diesen Berg an unerledigten Zusagen auch abbauen, diese bereits zugesagten
Förderungen auch finanzieren zu können. Man will gleichzeitig die
Förderungsrichtlinien mit 1. Jänner massiv verschlechtern, damit die
meisten Förderungswerber dann gleich von vornherein abgelehnt oder auf
Bundesförderungen verwiesen werden können.
Meine Damen und Herren! Es müssen ja jetzt bereits
etwa ein Drittel der Förderungswerber aus Geldknappheit vom Fonds abgelehnt
werden! Wenn diese geplante Förderungskürzung per 1. Jänner, die wahrscheinlich
dann im Dezember in diesen Gemeinderat kommen wird, Realität wird, dann wird
sich diese Situation noch weiter drastisch verschärfen. Und diese Vorgangsweise
- und auch das hat meine Vorrednerin angesprochen - ist dann in der Öffentlichkeit
auch noch als Verbesserung der Wiener Wirtschaftsförderung verkauft worden! Das
ist zwar ein perfektes politisches Marketing - das muss man leider zugeben -,
es hat aber mit der Realität, meine Damen und Herren, nur mehr sehr, sehr wenig
zu tun.
Herr Vizebürgermeister! Es ist in dieser Situation
nicht das Richtige, einfach den Rotstift anzusetzen und die Richtlinien des
Wiener Wirtschaftsförderungsfonds zu verschlechtern, die Wirtschaftsförderung
zu kürzen. Denn Geld dafür ist ja vorhanden, etwa im Wiener
Arbeitnehmerförderungsfonds. Der WAFF schiebt bereits seit Jahren jedes Jahr
hohe Rücklagen vor sich her. Auch heuer werden dem WAFF etwa
90 Millionen S übrig bleiben, die er in das Jahr 2002 vorträgt. Der
WAFF hat ja in der Vergangenheit bereits Funktionen des
Wirtschaftsförderungsfonds übernommen. Er hat einzelne Aktionen in sein Budget
übernommen.
Herr Vizebürgermeister! Sie sind ja auch Präsident
dieses Arbeitnehmerförderungsfonds. Es kann doch nicht sinnvoll sein, dass wir
die Richtlinien des Wirtschaftsförderungsfonds so massiv verschlechtern, dass
wir die Wirtschaftsförderung aus Geldmangel per 1. Jänner kürzen müssen,
während der Arbeitnehmerförderungsfonds gleichzeitig immer noch auf riesigen
Rücklagen sitzt! Sie selbst, Herr Vizebürgermeister, haben ja noch vor dem
Sommer - es war im Mai - die Situation der Wiener Wirtschaft als Besorgnis erregend
eingestuft. Sie haben auf Grund eines Gutachtens des Wifo damals beklagt, dass
Wien etwa beim Wirtschaftswachstum einen deutlichen Rückstand gegenüber dem
Bundesdurchschnitt aufweist, dass Wien hier das Schlusslicht darstellt.
Meine Damen und Herren! Die Stadt will mit 1. Jänner
ihre Förderung genau zu einem Zeitpunkt
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