Gemeinderat,
5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll
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gen sich die handelnden Personen selbst untereinander ausmachen
- kommt in diesem Brief jedenfalls ein Erstaunen der zuständigen Stadträtin im
Zusammenhang mit ihrer Materie zum Ausdruck. Grundsätzlich ist ein Staunen, ein
Erstaunen a priori noch nichts Negatives oder Schlechtes. Da halte ich es mit
dem alten Aristoteles und seiner Feststellung, dass das Staunen schon die
Hälfte der Antwort ist. Insofern besteht hier ein Potenzial und ich sehe das
auch als Chance des Briefes.
Ich gehe davon aus, dass jetzt noch ein Antrag der
GRÜNEN hinsichtlich dieses Spitalsgipfels eingebracht werden wird. (GR Mag
Christoph Chorherr: Ja!) Wenn er eingebracht wird, werden wir ihn
unterstützen. Ich habe allerdings nicht die große Hoffnung des Kollegen
Margulies, dass wir auf diese Art und Weise die Probleme lösen werden. Wir
stehen zur Verfügung, und es soll nicht heißen, dass wir Gesprächsverweigerung
betreiben. Aber ich glaube nicht, dass wir in einem Gespräch oder bei einem
Gipfel die große Lösung der Wiener Gesundheitsprobleme zu Stande bringen werden,
zumal es in der Sache höchst unterschiedliche Auffassungen gibt.
Es würde auch zu kurz greifen - wenn ich die Intention
des Gipfels richtig verstehe -, dass man hier nur über das Budget 2002 redet.
Mit dem Budget 2002 allein ist es nicht getan, sondern es geht darum, die
zukünftige Strukturierung und Finanzierung des Gesundheitssystems auf eine
tragfähige und nachhaltige Basis zu stellen. Was sich hier anbahnt, ist nichts
anderes, als das Stopfen von Löchern und das strukturkonservative Fortschreiben
einer bestehenden Konzeption.
Worum geht es in Wien wirklich, speziell in Wien,
aber auch in anderen Bundesländern? - Es geht darum, dass wir den stationären
Bereich effizienter gestalten, dass wir den extramuralen Bereich
bedarfsgerechter ausrichten und dass wir die Schnittstellen - oder besser
gesagt, die Verbindungsstellen - von beiden wesentlich besser organisieren. Da
kann man mit Fug und Recht davon ausgehen, dass es in Wien ein Verbesserungspotenzial
in Milliardenhöhe gibt, das man wesentlich sinnvoller einsetzen kann, als es
bisher der Fall ist.
Ich möchte fairerweise auch hinzufügen, dass das
Gesundheitswesen überall in der Welt in einer Krise steckt, wegen der
demographischen Entwicklung, aber vor allen Dingen auch wegen der rapiden medizinischen
Entwicklungen in den letzten Jahren. Daher ringen alle, nicht nur in Wien,
zumindest um die Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung, der
medizinischen Leistungen und der Forschung. Dazu bekennen sich auch nach wie
vor alle hier im Haus.
Für Wien geht es meiner Ansicht nach wirklich darum,
eine umfassende Attraktivierung des niedergelassenen Bereichs, aber auch der
extramuralen Pflege sicherzustellen - dies vor allen Dingen zur Entlastung des
stationären Bereichs. Das scheiterte bisher an den unterschiedlichen
Finanztöpfen, die für die einzelnen Bereiche zuständig waren, und an der
"Das Hemd ist mir näher als der Rock"-Mentalität der handelnden
Personen.
Es liegt aber neuerdings im Nationalrat ein Initiativantrag
meiner Partei vor, dass man für Vorarlberg, das gerade auf dem Sektor der Gesundheitspolitik
in den letzten Jahrzehnten eine wirklich pionierhafte Arbeit bestritten hat, versucht,
eine Art von Gesundheitsholding auf die Beine zu stellen, mit der es erstmals
gelingen soll, den stationären sowie auch den extramuralen Bereich unter einen
Hut zu bringen, damit die Leistungssteuerung effizienter gestaltet werden kann.
Ich muss sagen: Wien ist anders, Wien braucht keinen
Antrag. Sie haben seit wenigen Monaten in Wien wieder die absolute Mehrheit,
Sie haben in der Wiener Gebietskrankenkasse eindeutig das Sagen. Ich erinnere
mich gut daran, dass am Beginn der vorletzten Legislaturperiode eine
gemeinderätliche Gesundheitskommission eingerichtet wurde. Da haben sich alle
Teilnehmer vorgestellt - es sind von Sitzung zu Sitzung mehr geworden, ich
glaube, am Schluss waren es an die 100, nachdem es zu Beginn an die 60 waren -,
jeder hat gesagt, was er tut und macht. Am Ende der Runde hat sich der Obmann
der Wiener Gebietskrankenkasse mit folgenden Worten vorgestellt: Mein Name ist
- ich glaube, er heißt Franz - Bittner, Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse
und überzeugter Sozialist.
Sie haben es in der Hand. Die KFA hat bekanntlich
auch eine eindeutige Ausrichtung. Ganz wesentliche Player des Wiener
Gesundheitswesens sind daher eindeutig in der Hand der Sozialdemokratischen
Partei. Es liegt wirklich nur an Ihnen, es der Bundesregierung und der ganzen
Welt zu zeigen, dass Sie in Wien etwas zu Stande bringen und es einfach besser
machen.
Meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie! Wo bleibt
die Innovationskraft des Roten Wien? Oder sind Sie diesbezüglich in den
Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts erschöpft stecken geblieben? - Sie
haben nur eine Aufgabe - und wie die jüngste Erfahrung zeigt, mag das nicht
ganz einfach sein -, nämlich sich mit den eigenen Parteifreunden zu akkordieren
und zusammenzuraufen. Aber jedenfalls von der Papierform her liegt es ausschließlich
bei Ihnen, dass Sie in den nächsten Jahren zeigen, was Sie können.
Noch einmal: Da geht es um Dinge, bei denen die
Bundesregierung weder von der Sache noch von der gesetzlichen Zuständigkeit her
irgendetwas zu sagen hat. Da geht es ausschließlich um hausgemachte Wiener
Themen, die man auch in Wien lösen kann. Es gibt ja schon zaghafte Ansätze in
einer stärkeren Zusammenarbeit von Praxen, von Gruppenpraxen mit den Spitälern.
Das wäre zu intensivieren, aber vor allen Dingen zu beschleunigen.
Frau StR Pittermann! Ein paar Hinweise: Ich glaube, es gibt
auch in Ihrem ureigensten Bereich, in Ihrer Geschäftsgruppe, eine Reihe von
finanziellen Ressour
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