Gemeinderat,
5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll
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23,3 Prozent
aller Hüftendoprothesen wurden in Wien eingepflanzt, 44,92 Prozent aller
Nierentransplantationen passieren in Wien, 33,1 Prozent aller herzchirurgischen
Operationen werden bei uns in Wien durchgeführt.
Was macht die
ÖVP-FPÖ-Koalition auf Bundesebene, meine Damen und Herren, gerade in diesem Bereich?
- Sie haben den, der für ihre unsozialen Maßnahmen zahlen soll, bereits
gefunden, es ist der Österreichische und damit auch der Wiener Steuerzahler.
Die Steuerbelastung für die Arbeitnehmer, meine Damen und Herren, explodiert
und ist so hoch wie niemals zuvor. Im Jahr 2002 wird die Steuerlast in Österreich
111 Milliarden S betragen und damit um 17 Prozent höher sein als
1999. Jeder Steuerzahler zahlt somit täglich und somit auch alle Wienerinnen
und Wiener an Finanzminister Grasser 55 S oder monatlich 1 650 S
mehr Steuer als 1999. Jetzt könnte man sagen okay, das gehört dazu, wir wollen
das Nulldefizit. Die Vermögenssteuer und der Spitzensteuersatz für Einkommen
über 700 000 S ist dagegen aber unangetastet geblieben. Das ist die
soziale Gerechtigkeit in Österreich, wie Sie, meine Damen und Herren, sie
verstehen, das ist Ihr Beitrag zum Nulldefizit in einem unsozialen Österreich.
Sie bürden auf
Bundesebene - und jetzt komme ich zu meinem geschätzten Kollegen Dr Johannes
Hahn - den Krankenkassen, den Ländern und Gemeinden unsoziale Maßnahmen auf.
Sie stellen sich hierher und erklären, nun also, der Generaldirektor und der
Präsident der Gebietskrankenkasse, das ist ein erklärter Sozialdemokrat, die
können ja mit den Mitteln und mit den Geldern der Krankenkasse machen, was sie
wollen. Lieber Kollege Dr Johannes Hahn, du weißt genau, dass es hier bestimmte
Vorgaben gibt, satzungsgemäße Vorgaben, die eingehalten werden müssen. Es kann
weder der Generaldirektor dort das Geld ausgeben, wie er möchte, noch sein
Präsident, sondern das Geld darf nur gemäß den Einnahmen auch wieder ausgegeben
werden. Die Krankenkassen, liebe Kolleginnen und Kollegen, haben nicht deswegen
ein Defizit, weil in der Sozialversicherung, was ja immer wieder behauptet wird,
schlecht gewirtschaftet wird. Der Verwaltungsaufwand an den Ausgaben der Krankenversicherung
wurde in den letzten Jahren permanent gesenkt, nämlich von 4 Prozent auf
3,6 Prozent und er sinkt kontinuierlich.
Das Defizit,
meine Damen und Herren, ist entstanden, weil die Einnahmen nicht mehr mit den
Ausgaben mitkommen. Wenn weniger Menschen gut bezahlte Arbeitsplätze haben -
und da sind Sie auf Bundesebene nicht ganz unschuldig -, macht sich das bei der
Krankenversicherung sofort durch geringere Beitragszahlungen bemerkbar. Die
Ausgaben wachsen aber deswegen trotzdem. Wieso? - Weil die Lebenserwartung
steigt und die Menschen die Leistungen des Gesundheitssystems, natürlich, wenn
sie krank sind, in Anspruch nehmen müssen.
Ein weiterer
Grund, meine Damen und Herren, und das wissen Sie ebenfalls, sind die höheren
Medikamentenkosten auch in Wien. Die Regierung hat diese Entwicklung aber noch
verschlimmert. Die Arbeitgeberbeiträge bei den Arbeitern wurden gekürzt. Die
Regierung hat für kinderlose Ehegatten die beitragsfreie Mitversicherung
abgeschafft. Jetzt könnte man dem durchaus sogar noch eine Diskussionsgrundlage
abgewinnen. Was machen Sie aber mit den Einnahmen? - Außer dass Sie diese
Maßnahme gemacht haben, kommt das Geld nicht der Sozialen Krankenversicherung
zugute, sondern es fließt dem Budget zu, damit Sie Ihr Nulldefizit umsetzen
können. Sie verschlechtern permanent die finanziellen Handlungsspielräume der
Länder und Gemeinden im Finanzausgleich. Immer mehr müssen Länder und Gemeinden
damit den Bürgerinnen und Bürgern helfen und ich könnte Ihnen jetzt noch zig
Beispiele bringen.
Ich weiß
schon, das werden Sie wahrscheinlich nicht hören wollen. Die Sozialausgaben
werden 2002 um 1,31 Milliarden S geringer ausfallen als 1999. Für
Erziehung und Unterricht werden Sie um 1,51 Milliarden weniger ausgeben.
Für Forschung und Wissenschaft um 6,68 Milliarden, für Kunst und Kultur um
702 Millionen, der Wohnbau wird um 96 Millionen S weniger
dotiert werden, für Staats- und Rechtssicherheit und damit für die Exekutive
und damit aber auch für die Wiener Polizei wird es insgesamt Einsparungen von
784 Millionen S geben. Im Umkehrschluss (GR Mag Rüdiger Maresch: Sie haben ja die Möglichkeit in Wien!),
meine Damen und Herren, geben Sie der Landwirtschaft 811 Millionen S
mehr und das Heer ist im Jahr 2002 momentan um 83 Millionen S höher
dotiert. Ich glaube, es wird aber noch mehr werden.
Meine Damen
und Herren! Und diese Beispiele gehen noch weiter. Sie kürzen die Unfallrenten
um ein Drittel, gleichzeitig wird der Dienstgeberanteil zur Unfallversicherung
um 1,7 Milliarden S gesenkt und damit bringen Sie die Allgemeine
Unfallversicherungsanstalt in genau die gleichen Schwierigkeiten, wie Sie die
Spitäler bei den Ländern und Gemeinden bringen. Sie kürzen die
Arbeitslosengelder 2001 um 11 Milliarden S, 2002 werden diese
Leistungen um zirka 15 Milliarden gekürzt und gleichzeitig ist eine
Senkung der Dienstgeberanteile zur Arbeitslosenversicherung geplant. Ich kann
nur sagen, Dankeschön für diese wirklich unsoziale Umverteilungsmaßnahme von
den Reichen zu den Armen. Sie streichen die Postensuchtage, Sie nehmen
Urlaubskürzungen vor, Sie kürzen die Urlaubs- und Kündigungsentschädigungen,
aber dafür fördern Sie Spekulanten. Kleine Anleger, die Ersparnisse in
Investmentfonds anlegen, werden um 0,8 Milliarden belastet. Spekulanten
aber durch die Abschaffung der Spekulationssteuer um rund
1 Milliarde S entlastet. Das ist Ihr Verständnis von einer fairen
Regierungspolitik.
Es gibt noch
unzählige Maßnahmen, die Sie gesetzt haben. Ich habe mir in der Kürze herausgeschrieben,
es sind mindestens 35 Maßnahmen, die
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