Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 100
benötigen.
Hier ein kurzer Blick auch auf die Frage Semmering
oder andere Lösung Richtung Süden.
Sehr geehrte Damen und Herren! Für die Wiener
Verkehrspolitik und für die Absicherung des Standorts Wien ist es vollkommen
egal, durch welchen Berg welche Röhre geht, durch welchen Berg welcher Zug fährt,
wesentlich ist, dass wir eine rasche Verbindung, eine hervorragende Verbindung
zur Adria finden, dass diese Südverbindung rasch hergestellt wird. Und wenn
sich die beiden ÖVP-Landeshauptleute von Niederösterreich und der Steiermark
nicht einigen können, dann werden wir halt über das Burgenland und über den
ungarischen Teil zum Korridor V fahren und von dort an die Adria kommen.
Dann wird das halt die Ausbauvariante sein, die früher, rascher und vermutlich
auch kostengünstiger erreichbar wird. Dann stellt sich aber auch die Frage, ob
ein Koralm-Tunnel, in den man 24 Milliarden S vergräbt, um eine
Verbindung zwischen zwei kleinen Landeshauptstädten herzustellen, auch wirklich
so viel Sinn macht.
Ein wesentlicher Punkt ist aber - und das ist nicht
nur für Wien interessant, sondern für die gesamte Ostregion und für die
Wirtschaftskraft und die wirtschaftlichen Aktivitäten in diesem Staat -: Wir
müssen versuchen, dass die Magistrale für Europa, die Verbindung von Paris nach
Budapest, über Wien geht und dass wir die Chance bekommen, dass wir in Wien
einen Knotenpunkt erhalten und dass sich die Donauachse, die Magistrale für
Europa und die Pontebbana aus dem Süden beziehungsweise die Verbindung in den
Norden - wenn Sie so wollen, die Bernsteinstraße, die Bernsteinverbindung - zur
Ostsee auch tatsächlich in Wien treffen und die Wirtschaftskraft dadurch in
dieser Region erhalten bleiben kann.
Daher sollte die Bundesregierung alles unternehmen,
damit wir diesen intermodalen Knoten Wien sowohl im Personen- als auch im
Güterverkehr ausbauen können. Da die Mittel für das TEN-Netz und dessen
Verbindung mit dem TINA-Netz auf europäischer Ebene aufgestockt worden sind,
sollte die Bundesregierung - das ist die Wiener Vorstellung - verstärkt
versuchen, diese Mittel für den Ausbau des Knotens Wien vor allem auf der
Schiene für den Schienengüterverkehr und den Schienenpersonenverkehr
anzuwenden.
Ein weiterer Punkt betrifft den Transitvertrag. Ich
habe schon darauf hingewiesen, dass es nicht so ist, dass der Transitverkehr nur
mehr ein westösterreichisches Problem darstellt. Transitverkehr wird auch
andere Wege finden, die auch über Wien führen werden und führen können. Daher
geht es darum, dass wir versuchen, in der Verkehrspolitik Europas, das, was mit
dem Transitvertrag und dem Öko-Punkte-System passiert ist, wieder stärker in
den Vordergrund zu stellen, nämlich die ökologische Verkehrspolitik, und dass
wir wieder die führende Rolle in der ökologischen Verkehrspolitik in Europa
übernehmen.
Weiters geht es darum, dass wir bei der Verlängerung
des Transitvertrags und der Ausweitung auf die Beitrittsländer es so
verknüpfen, dass zwar die Beitrittsländer keine Nachteile dadurch haben, wir
aber trotzdem die Notwendigkeiten des jetzt bestehenden Transitvertrags in die
neue Position hinüberretten können. Es gehört auch dazu, dass wichtige Teile
des Donau-Korridors und des Pontebbana-Korridors in die sensiblen Gebiete
einbezogen werden. Nicht nur der Alpenraum, sondern auch der Donauraum gehört
zu den sensiblen Gebieten. Mir ist vollkommen klar, dass eine Großstadt nicht
Bestandteil eines sensiblen Gebietes sein kann, dass aber auf der anderen Seite
Teile, durch die die Westautobahn oder die Südautobahn führen, sehr wohl
Bestandteil der sensiblen Zonen werden könnten, was klarerweise auch Auswirkungen
auf den dahinterliegenden Abschnitt der Transeuropäischen Netze und somit auf
den Knoten Wien hat und zu einer Reduktion des Straßengüterverkehrs im
Verhältnis zum Schienengüterverkehr beitragen kann.
Die Wegekostenrichtlinie, die die Europäische Union
vorbereitet, ist ebenfalls in diese Richtung von Vorteil. Wenn es gelingt, die
europäische Akzeptanz dafür herzustellen, dass die neue Wegekostenrechnung
externe Kosten übernimmt, dann haben wir überhaupt kein Problem, bei der
Bemautung für Lkw im Lkw-Road-Pricing einen entsprechend höheren Betrag zu
verwenden, um den Schienenausbau zu subventionieren.
Ein letzter Punkt der europäischen Ebene betrifft den
öffentlichen Personennahverkehr und dessen Liberalisierung. Die Diskussionen
dazu sind klarerweise aus der akuten Situation entstanden, dass beim
Europäischen Gerichtshof eine Klage wegen Wettbewerbsverletzung anhängig ist.
Wenn man sich aber vorstellt, dass Städte und Kommunen, also die lokalen
Gebietskörperschaften, dafür verantwortlich sind - auch nach dem Vertrag von
Amsterdam -, die Daseinsvorsorge für ihre Bürger zu übernehmen, wenn wir davon
ausgehen, dass wir Zielsetzungen, dass der öffentliche Verkehr und die
Umweltverbundverkehre gegenüber dem motorisierten Individualverkehr bevorzugt
werden sollen, nicht nur als Lippenbekenntnisse haben sollten, dann müssen wir
geradezu das Instrument dafür in die Hand bekommen. Dieses Instrument ist ein
integriertes öffentliches Verkehrssystem und dieses lassen wir uns auch von der
Europäischen Union nicht zerschlagen.
Wir werden heute noch die Gelegenheit haben, zu diesem
Bereich einen entsprechenden vorbereitenden Vertrag mit den Wiener Linien zu genehmigen, Sie werden
die Möglichkeit haben, ihn zu genehmigen, womit zumindest sichergestellt ist, dass
in den nächsten acht Jahren den Wiener
Linien nicht das passieren kann, was dem öffentlichen Personennahverkehr
in Großbritannien schon passiert ist: ein Filetieren, ein Auflösen, ein Reduzieren
und ein Zurücknehmen der Leistungsfähigkeit für die Bürger dieser Städte in
Großbritannien. Dieses wollen wir dadurch verhindern,
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