Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 100
dass wir versuchen, hier in Wien die Möglichkeiten für den
integrierten öffentlichen Nahverkehr mit Schiene, Bus, Straßenbahn und U-Bahn
aufrechterhalten zu können. (Beifall bei
der SPÖ.)
Damit zu den Anforderungen, die wir an die nationale
Verkehrspolitik stellen müssen, wenn wir diesen Knoten Wien, diesen
Verkehrsknoten Wien auch entsprechend ertüchtigt sehen wollen.
Dazu zählt, dass wir auch die Finanzierung ansprechen
müssen, die notwendig ist, um das Straßennetz entsprechend zu adaptieren. Es
ist ja verrückt. Jeder weiß, dass die Finanzierung der AFINAG-Strecken nur
möglich ist, wenn das Lkw-Road-Pricing eingeführt wird. Bei der ASFINAG häufen
sich Schulden um Schulden an, und zwar nur deswegen, weil gewisse Lobbys in
Österreich, die Frächterlobbys, versuchen, dieses Lkw-Road-Pricing zu
hintertreiben, und das schon seit vielen, vielen Jahren.
Diese Einführung des Lkw-Road-Pricing ist notwendig,
damit das Straßennetz in Österreich entsprechend ausgebaut und dann auch
erhalten werden kann. Der vorgeschlagene Termin, Mitte 2003 das
Road-Pricing für Lkw einzuführen, ist zwar sehr spät, aber zumindest dieser
Termin sollte eingehalten werden, wobei aus Wiener Sicht dazu zu sagen ist, dass
es nicht nur eine Staffelung in Abhängigkeit von der Achslast und klarerweise
von der Fahrtweite, also Kilometerbemautung, geben soll, sondern dass auch die
Emissionen, wie das in Deutschland der Fall sein wird, in Österreich einbezogen
werden sollen.
Wenn wir davon ausgehen, dass die Wegekostenrechnung
ermöglichen wird, dass es eine Quersubventionierung zur Schiene hin gibt, dann
ist es nur berechtigt, schon jetzt zu verlangen, dass die Mauthöhen nicht nur
bei dem Minimalbetrag angesetzt werden, mit dem man das Straßennetz erhalten
und ausbauen kann, sondern dass das ebenfalls erhöht wird auf einen Wert, womit
eine ausreichende Quersubventionierung zur Schiene hin ermöglicht wird. Das
heißt, als Wiener Position schlagen wir in der Verkehrspolitik vor, dass im
Schnitt 4 S pro Kilometer eingehoben werden sollen, damit nicht nur das
Straßennetz, sondern auch das Schienennetz an internationale Standards
herangeführt werden kann.
Nun zu einem Punkt, der in den letzten Tagen besonders
intensiv in Beratung genommen wurde: die Verländerung der Bundesstraßen B. Es
ist nicht wirklich einzusehen, dass wir auf Bundesebene Verwaltungsstellen
haben, die Bundesstraßen verwalten, dass wir auf den Länderebenen Verwaltungsstellen
haben, die Bundesstraßen verwalten, und dass wir zusätzlich noch
Finanzierungsgesellschaften haben, die ebenfalls Straßen verwalten und bauen.
Also einer Bereinigung auf dieser Ebene kann und wird Wien nicht im Wege
stehen. Es wird die Möglichkeit geben, mit dieser Verländerung der
Bundesstraßen tatsächlich dem Bund zu helfen, beim Personal in der Straßensektion
entsprechende Einsparungen vorzunehmen. Wir werden sehen, wie weit das
funktioniert. Es ist auch die Wohnbauförderung verländert worden und das hat
nichts bewirkt. Die Abteilungen gibt es weiter dort. Also wenn es gelingt, hier
tatsächlich Einsparungen zu erzielen, dann ist das ein guter Schritt.
Es geht aber darum, dass das ASFINAG-Netz, das Netz
der höchstrangigen Straßen in Österreich, auch entsprechend Rücksicht nimmt auf
die Wiener Situation, auf die Situation einer Großstadt, die innerhalb Europas,
innerhalb Zentraleuropas einen großen Knoten darstellen soll. Hier geht es
darum, dass nicht nur kurze Abschnitte in dieses Netz einbezogen werden,
sondern dass es uns gelingt, dass nicht nur die Autobahnen, sondern auch die Bundesstraßen
301, 302 und 305 sowie ein Teilstück der B 227 zumindest einbezogen
werden. Wünschen würden wir uns noch viel mehr, zum Beispiel auch die Spange
zwischen der A 23 und der B 301, zum Beispiel auch die Berücksichtigung
der B 1 oder der Gürtelbundesstraße im ASFINAG-Netz. Wir werden versuchen,
hier noch das eine oder andere zu erreichen, aber ich denke, dass diese
Netzkonfiguration, wie ich sie vorhin genannt habe, sehr wohl helfen wird, dass
wir in Wien ein ausreichend und gut ausgebautes Straßennetz mit regionaler Bedeutung
haben werden.
Wesentlich dabei ist für mich aber, dass auch im
Terminplan der Bau dieser Straßen nicht so erfolgt, dass vorher die
Nordautobahn und andere Straßen verstärkt bis zur Wiener Stadtgrenze gebaut
werden, und dann hört es dort auf, denn dann ersticken wir im Verkehr, der noch
viel schneller nach Wien hereingeschaufelt wird.
Deswegen brauchen wir den Umfahrungsring auch im
Norden, diese Hälfte, die vom ganzen Kreis fehlt, also sowohl die
Nordwestspange auf niederösterreichischem Gebiet als auch eine Lösung auf der
Nordostseite, wo es aus vielen Gründen noch sehr komplizierter Beratungen
bedarf.
Wir haben dort konfliktierende Ziele. Wir haben innerhalb von zehn
Jahren 30 Prozent mehr Einwohner im 22. Bezirk, und wir haben den
Nationalpark Lobau/Donau-Auen, der uns sehr stolz macht und der auch sehr
wichtig ist. Es ist der einzige Nationalpark in einer Großstadt in ganz Europa
und, wenn ich richtig informiert bin, auch auf der ganzen Welt. Wir sind stolz
auf diesen Nationalpark, den wir hier haben, aber wir haben konfliktierende
Ziele, wir haben konfliktierende Gesetzeslagen. Wir haben ein Bundesstraßengesetz
mit einer B 305 und wir haben ein Nationalparkgesetz auf Wiener Ebene.
Beides widerspricht sich in dem Punkt. Wir können eine B 305 nicht durch
den Nationalpark oder über den Nationalpark drüberbauen.
Was wir aber können - und deswegen läuft bereits eine
strategische Umweltprüfung zu den Straßenführungen und zu anderen Fragen im Nordostraum
Wiens -, ist Folgendes: Wir wollen herausarbeiten, welche der Varianten einer
Umfahrung Wiens im Nordosten sinnvoll und zweckmäßig ist und unter welchen Auflagen
die eine oder andere Trassenführung oder beide Trassenführungen möglich sind.
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