Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 138
ter ausgefallen,
wären nicht zusätzliche Gäste aus anderen österreichischen Bundesländern - hier
gibt es eine Steigerung von ungefähr 11 Prozent - und insbesondere auch
aus der Bundesrepublik Deutschland - hier beträgt die Steigerung 4 Prozent
- sowie aus den GUS-Staaten - mit einer Steigerung von 10 Prozent - zu
verzeichnen gewesen.
Wir haben im
Budget für das nächste Jahr für die Tourismusförderung übrigens einen Betrag
von 13,2 Millionen EUR vorgesehen.
Mit dem
internationalen Konjunktureinbruch, der sich in Österreich quasi an der Kippe
von April auf Mai abgezeichnet hat, haben sich auch deutliche Veränderungen der
Arbeitsmarktdaten ergeben. Die Situation am Arbeitsmarkt hat sich österreichweit
verschlechtert, aber ganz besonders gilt das natürlich auch für Wien. Legt man
die Arbeitsmarktdaten von Ende Oktober - das ist sozusagen der letzte
veröffentlichte Datenstand - zugrunde, dann hat sich die Beschäftigungslage in
Wien zwar noch nicht zum Negativen hin verändert, sondern ist ziemlich gleich
geblieben - gegenüber dem Vormonat sind es sogar um ein paar
100 Beschäftigte mehr -, aber man sieht bei einem Vergleich mit dem
Vorjahr bereits, dass es hier um eine Verschlechterung geht: Es sind um ein
viertel Prozent weniger Beschäftigte gegenüber dem Vorjahr.
Nun würde man
wahrscheinlich sagen: Was ist das schon? - Deutlicher erkennbar wird die
Veränderung am Arbeitsmarkt an den Arbeitslosenzahlen: Im Oktober waren
63 584 Personen als arbeitslos gemeldet. Das ist eine beachtliche
Veränderung von plus 17,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr, aber damit sind
wir in Österreich nicht die Spitzenreiter; das ist Niederösterreich, und wir
liegen sozusagen mit Oberösterreich in einem Feld - was die Sache nicht
relativiert, sondern zeigt, dass hier eine Gesamtentwicklung im Gange ist und
daher eigentlich österreichweite Maßnahmen gefordert sind.
Es ist nach
Einschätzung der Experten die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen auch nicht
saisonbedingt, sondern sie hat - nicht ausschließlich, aber vor allem - auch
mit den Einbrüchen in der österreichischen Bauwirtschaft zu tun. Es gibt aber
auch in anderen Branchen genauso ernst zu nehmende Entwicklungen. Auch in der
Bauwirtschaft sind wir quasi nicht der Spitzenreiter: Das wäre Vorarlberg, wo
die Bauwirtschaft um 36 Prozent zurückgegangen ist. Auch daran ist
erkennbar, dass es sich nicht um ein spezifisches Standortproblem handelt, was
nicht ausschließt, dass sich natürlich jedes Bundesland im eigenen Bereich auch
mit dieser Frage beschäftigen und Maßnahmen setzen muss.
Ich möchte,
was den Standort Wien betrifft, allerdings hinzufügen, dass ein Teil des
Beschäftigungsrückgangs nicht durch marktwirtschaftliche Bedingungen vorgegeben
ist und auch nicht auf Standortnachteile an sich zurückzuführen ist, sondern
auf die Reduktion des öffentlichen Sektors auf Seiten des Bundes. Mehr als die
Hälfte des gesamten in der öffentlichen Verwaltung in Österreich eingesparten
Personals stammt aus Verwaltungseinrichtungen in der Bundeshauptstadt Wien. Das
ist jetzt keine parteipolitische Schuldzuweisung, meine sehr geehrten Damen und
Herren, sondern ergibt sich aus dem Konjunkturbericht des
Wirtschaftsforschungsinstituts, und es zeigt nur, welche Interdependenz
zwischen Sparmaßnahmen im Personalsektor und der gesamten Wirtschaftslage
besteht.
Die
Entwicklung - ich nehme an, dass Sie mir in dieser Einschätzung folgen werden -
ist sicher nicht so, dass es angebracht wäre, einfach zur Tagesordnung
überzugehen. Selbst die Bundesregierung, die in den ersten Monaten versucht
hat, das Ganze wegzuschieben und, ich will jetzt nicht sagen, gesundzubeten,
aber sozusagen zu kalmieren, hat sich jetzt entschlossen, Handlungsbedarf zu
sehen. Allerdings darf man da die Erwartungshaltung - leider, füge ich hinzu -
nicht zu hoch ansetzen. Bartenstein hat immerhin das umstrittene Projekt der
Privatisierung des Arbeitsmarktservice zurückgestellt oder überhaupt
schubladisiert. Die zweite Maßnahme, die angekündigt ist, gibt aber Anlass zur
Sorge, nämlich eine Verschärfung der Zumutbarkeitsbestimmungen. Eine solche
Ankündigung kann man verstehen, wenn es um eine augenblickliche Zahlenkosmetik
geht, aber letztlich muss eine derartige Verschärfung der
Zumutbarkeitsbestimmungen zu einem Branchen überschreitenden Wettbewerb
innerhalb der Arbeitslosen führen - und das vor dem Hintergrund, dass von der
Arbeitslosigkeit vor allem die schlecht Qualifizierten betroffen sind. Wenn man
also die Branchengrenzen aufmacht und verlangt, dass jemand, der besser qualifiziert
ist, auch in schlechter qualifizierte Positionen eintritt, dann bedeutet das,
dass man gerade dort, wo der stärkste Druck der Arbeitslosigkeit besteht,
nämlich bei den Minderqualifizierten, den Wettbewerb erhöht. Was das Thema
Arbeitslosigkeit betrifft, so ist damit in Wirklichkeit nichts geschehen.
Dritter Punkt:
Ich entnehme einem Zeitungsbericht, dass Bartenstein auf Geldsuche ist. Er hat
sich dabei an Wissenschaftsministerin Gehrer gewandt und versucht, von ihr
400 Millionen aus dem Wissenschaftsressort zu bekommen. Bei diesem Betrag
geht es um Mittel des Europäischen Sozialfonds, die eigentlich für die
Verbesserung der Strukturen des österreichischen Bildungswesens vorgesehen sind
und die jetzt offenbar in die Arbeitsmarktpolitik "hinübergestopft"
werden sollen. Ich denke, Bartenstein wäre besser beraten, den Kampf mit dem
Finanzminister aufzunehmen, dessen Ziel es ja ist, die Rücklagen, die im
Arbeitsmarktservice gebildet worden sind, herüberzunehmen. Da geht es immerhin
um 1 Milliarde S und mehr, die offenbar zur Budgetsanierung
eingesetzt werden sollen. Das alles, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist
alles andere als beruhigend.
Es gibt aber noch
einen weiteren Punkt, von dem ich denke, dass ihm die Aufmerksamkeit der
Politik besonders gelten sollte und das ist der deutliche An-
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