Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 138
junge Menschen. Das
betrifft sowohl den Schulbereich als auch den Bereich der beruflichen Weiterbildung
und Ausbildung.
Zweitens. Die
Aufstockung der Mittel für Fachhochschulen. Sie wissen, dass wir bereits im
Jahr 2000 ein Programm um 150 Millionen beschlossen haben, mit dem die
Vorbereitung von Fachhochschullehrgängen finanziert wird. Wir haben jetzt im
Budget für das kommende Jahr eine weitere Aufstockung dieser Mittel vorgesehen.
Mit zusätzlichen 70 Millionen wird Wien ab dem Jahr 2002 drei Fachhochschullehrgänge
mit insgesamt 180 Studienplätzen durch die gesamte Ausbildungszeit
durchfinanzieren. Es erfolgt dies unter der Bedingung, die bereits mit Bundesministerin
Gehrer abgesprochen ist, dass dann der Bund in dieses Programm einsteigt,
sodass mit diesem ersten Schritt diese Erweiterung der Fachhochschullehrgänge
auf Dauer gegeben sein wird.
Es geht hier
erstens um einen Lehrgang für Biotechnologie, der sowohl am Standort des Biozentrums
Bohrgasse als auch an dem weiteren möglichen Standort Biozentrum Muthgasse
etabliert werden soll. Es geht zweitens um einen Fachhochschullehrgang für
Verkehrstechnologie, der in dem Kompetenz- und Technologiezentrum
"Paukergründe" untergebracht werden soll. Der dritte Lehrgang bezieht
sich auf ein Gebiet, das für Österreich und auch für weite Teile Europas
Neuland ist, aber in den USA gang und gäbe ist, nämlich die Frage der
wirtschaftlichen Nutzung von künstlerischen und kulturellen Entwicklungen. Das
hat sehr viel mit dem immateriellen Güterrecht, aber nicht ausschließlich damit
zu tun.
Ich denke -
und das ist der dritte Punkt -, dass die Stadt Wien wie im Fall der Fachhochschulen
und der Finanzierung der Jugendarbeitslosigkeit zum Teil die Finanzierung von
Aufgaben übernimmt, die, wie ich schon gesagt habe, nach der Kompetenzverteilung
der Bundesverfassung und nach dem ihr folgenden Finanzausgleich eigentlich
Sache des Bundes sind. Ich füge hinzu, dass das nicht automatisch das Patentrezept
für alle Belange sein kann. Auch das Budget 2002 geht nicht davon aus, dass
alle Maßnahmen, die etwa zu einem Kaputtsparen des Sozialstaats durch die
Bundesregierung führen, jetzt von der Stadtregierung aufgefangen werden können.
Das kann es nicht sein.
Umso
merkwürdiger, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist es dann aber, wenn in
schriftlichen Anträgen und mündlichen Erklärungen aus den Reihen der
Oppositionsbänke des Wiener Gemeinderats der Ruf nach Mehrausgaben erfolgt, vor
allem bei Bereichen, die eigentlich Bundesaufgaben wären. Man kann angesichts
dessen eigentlich nur empfehlen, sich an die richtige Adresse zu wenden. (Beifall bei der SPÖ.)
Viertens. Mehr
Mittel für die Wirtschafsförderung. Ich habe bereits Gelegenheit gehabt, mit
dem Präsidenten der Wiener Wirtschaftskammer und dem Kollegen Fritz Strobl,
Vizepräsident und gleichzeitig Vorsitzender des Finanzausschusses, dieses neue
Programm vorzustellen. Es ist ein Programm, das eine deutliche Erhöhung der
Mittel für die Wirtschaftsförderung vorsieht. Es sind dies um immerhin
9 Prozent, also fast 10 Prozent mehr an Mitteln in diesem Bereich.
Nun haben Mandatare der Freiheitlichen Partei dies in letzter Zeit bestritten
und davon gesprochen, dass das eigentlich ganz anders geht, dass da um die
Hälfte gekürzt wird. - Ich sage salopp: Das ist ein Unsinn.
Natürlich ist
es richtig, dass die Finanzverwaltung der Stadt aus
"Maastricht"-freundlichen Erwägungen hiefür den
Wirtschaftsförderungsfonds zusätzlich in Darlehensform bedient. Das ist einmal
richtig. Es ist auch richtig, dass wir im Jahr 2002 in der Förderungsschiene -
gemeinsam, sage ich - in dem Projekt Wirtschaftskammer und Stadt Wien
umstellen. Wir haben neue Formen der Förderungsrichtlinien, die in diesem Jahr
wirksam werden. Das heißt im Klartext, dass ein Teil der Förderungsmittel nach
den neuen Richtlinien und ein Teil der Förderungsmittel noch nach den alten
Richtlinien vergeben wird. Entscheidend ist aber der Gesamtbetrag, der im Jahr
2002 ausgegeben wird, denn Geld hat kein Mascherl, Herr Schock. Ob das jetzt
neue Förderung oder alte Förderung ist, ist egal. Wichtig ist, dass die Mittel
zur Förderung von Innovation, zur Entwicklung von verschiedenen Projekten, der
Wirtschaft zugute kommen. Ich meine daher, dass die Behauptung, dass alles
gekürzt wird, wirklich unsinnig ist.
Fünfter Punkt.
Im Hinblick auf die schwierige Wirtschaftssituation enthält das Budget der
Stadt Wien für das Jahr 2002 erstmals einen eigenen Ansatz für wirtschaftliche
Notstandsmaßnahmen, der mit 14 Millionen EUR dotiert ist.
Sechster Punkt.
Schwerpunkt Innovation. Das betrifft ganz besonders die Fortsetzung der Wiener
Technologieoffensive mit dem Schwerpunkt Biotechnologie. Dieses Programm hat
schon jetzt zu einer starken Konzentration der Biotechnologie-Unternehmen in
Wien geführt. 80 Prozent der Start-ups, 100 Prozent der Scale-ups und
75 Prozent der etablierten Unternehmen Österreichs sind in Wien.
70 Prozent der wissenschaftlichen Publikationsaktivitäten, also des Life
Science Impact Factors, entfallen auf Wien, und dieser Trend hält an. Sie
können sich anhand dieser Unterlagen - ich kann sie dann gerne den Klubs zur
Verfügung stellen - einmal ein Bild machen, wie das rein optisch ausschaut. Daraus
wird deutlich, wie die Verteilung aussieht und wie die Konzentration in Wien
ist.
Der Trend hält
an. Am 9. November hat die bekannte und international renommierte
Biochemie Kundl in Wien einen Standort des Antibiotic Research Institute eröffnet,
das sich sozusagen mit der Entwicklung bakteriologischer Infektionskrankheiten
beschäftigt. Es ist vom Wirtschaftsförderungsfonds übrigens mit
16 Millionen S - 1,7 Millionen EUR - gefördert worden.
Was ich damit sagen
will, ist, dass wir hier auf einen Bereich gesetzt haben, mit dem wir sozusagen
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular