Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 138
dargestellt -, in
eine Rücklage stellen und im Jahr 2002, sollte sich der Franken dann wieder
"normalisiert" - unter Anführungszeichen - haben, dann doppelt zurückzahlen.
Das alles ist
schriftlich festgelegt und steht auch - Sie können es nachlesen - im Bericht
selbst drinnen: auf Seite XXII in dem Buch, das Ihnen vorliegt. Das hat
aber die Koproduzenten Kabas und Schock nicht daran gehindert, am
14. November in dramatischer Art und Weise an die Öffentlichkeit zu gehen
und zu sagen - ich zitiere jetzt wörtlich aus der Presseunterlage der beiden
Herren -, die Stadt könne ihre Schulden nicht zurückzahlen. Gleichzeitig ist
behauptet worden, dass die Darstellung der Finanzverwaltung falsch ist. -
Kollege Schock, Sie haben es sicher nicht notwendig, den Beamten der
Finanzverwaltung falsche Darstellung vorzuwerfen, und das in Kenntnis des
Berichts! (GR Mag Hilmar Kabas: Das
gehört schon Ihnen! - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Das haben sich
Leute, die so lange Jahre in der Finanzverwaltung tätig waren, nicht verdient. (StR DDr Eduard Schock: Sie haben die Märchen verbreitet!) Gerade
Sie sollten es besser wissen! (Beifall
bei der SPÖ. - GR Mag Hilmar Kabas: Das hast ja du gemacht!)
Die
Fremdmittelaufnahme macht 3,8 Prozent der Einnahmen aus, das sind
349 Millionen EUR. Sie wird in diesem Budget für 2002 zum ersten Mal
ausgewiesen. Bisher hat es ein Defizitbudget gegeben, wo das quasi dann im
Rechnungsabschluss und während des Budgetvollzugs ausgeglichen worden ist. Auch
das ist in diesem Buch dargestellt.
Dreizehntens.
Natürlich enthält der Voranschlag 2002 auch ausgabenseitige Einsparungen. Wie
könnte es, wenn man die Akzente anders setzt, wenn man in dieser Situation mehr
Geld für die Beschäftigungspolitik, mehr Geld für Wirtschaftsförderung braucht,
denn anders sein? - Oppositionspolitiker sind in den letzten Tagen und Wochen
nicht müde geworden in ihrem Versuch, diese Einsparungen aufzuspüren, und sind
nicht wirklich fündig geworden.
Warum? -
Natürlich hat es schon auch damit zu tun, dass die Messlatte der Einsparungen
der Bundesregierung, die zum Teil wie Kahlschläge im Sozialbereich und
Bildungsbereich waren, sich natürlich im Budget der Stadt absolut nicht
widerspiegelt. Im Vergleich dazu ist alles in Wirklichkeit nicht wahrnehmbar.
Aber es ist natürlich auch so, dass es in diesem Budget eben tatsächlich keine
Kahlschläge, keinen Sozialabbau gibt, sondern dass wir versucht haben, dort
einzusparen, wo die Bürger es nicht unmittelbar spüren, sondern wo es um
Rationalisierungen, um Effizienzsteigerungen geht. Das hat nichts mit Budgettricks
und auch wenig mit einer Darstellungsfantasie zu tun - die übrigens ja nicht
verboten ist -, sondern wir nützen einfach die Tatsache, dass in einem Budget
auf einem derart hohen Niveau auch punktuelle Veränderungen in den einzelnen
Bereichen möglich sind, ohne dass das bereits dramatische Folgen hat.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Ich stelle daher nochmals fest: Der Voranschlag 2002
ist sozial ausgewogen und sichert das hohe, anspruchsvolle Niveau der
kommunalen Leistungen der Stadt auch in den kommenden Jahren. Es wird das nicht
automatisch bedeuten können - das sei auch dazu gesagt -, dass jede Position in
der bisherigen Höhe fortgeschrieben wird, sondern natürlich gehört Innovation
zu einem wesentlichen Teil auch zu allen Bereichen der kommunalen Politik.
Vierzehntens.
Die "Maastricht"-Darstellung, meine sehr geehrten Damen und Herren,
ist - das sei zugegeben - eine harte Nuss. Ich bin nicht der einzige Finanzpolitiker,
der sich aus den Reihen der Opposition Misstrauen und Vorwürfe des Tricksens
gefallen lassen muss. So wie andere muss auch ich damit leben. Das ist nun
einmal so. Tatsache ist, dass es hier um das Auseinanderhalten von zwei wirklichen
Kreisläufen geht: Der eine Kreislauf ist sozusagen der des öffentlichen
Geldausgebens im laufenden Betrieb und der andere ist sozusagen die
Investitionsstruktur. Ich werde jetzt nicht den Versuch unternehmen, das im
Detail darzustellen, und ich hoffe, dass Sie aus zeitlichen Gründen Verständnis
dafür haben. Wenn aber diesbezüglich ein besonderes Interesse besteht, dann
können wir das selbstverständlich im Finanzausschuss noch im Detail darstellen.
Ich kann Ihnen
nur versichern, dass wir in unserem Budget hier in Wien im Vergleich zu den
Voranschlägen anderer Bundesländer bei weitem nur einen Bruchteil der
Möglichkeiten ausgeschöpft haben, die EUROSTAT genehmigt, die also sozusagen
mit den "Maastricht"-Bedingungen vereinbar sind. Sicher werden Sie sich
noch alle an die harten Auseinandersetzungen am Beginn der Verhandlungen über
den Stabilitätspakt erinnern, in denen es genau um diese Frage ging, welche
dieser Bedingungen für die Budgetdarstellung gestattet sind und welche nicht.
Fünfzehntens.
Wir sind im Voranschlag 2002 pakttreu und erfüllen die Verpflichtungen aus dem
Finanzausgleich und aus dem Stabilitätspakt. Wir nehmen damit auch -
zähneknirschend, füge ich hinzu - an der Nulldefizit-Politik der Bundesregierung
teil. Warum zähneknirschend? - Weil wir das unter Hochkonjunkturbedingungen
zustande gekommene Projekt des Nulldefizits in einer Situation, in der sich derartige
Entwicklungen in der Wirtschaft und am Arbeitsmarkt darstellen, für
wirtschaftspolitisch ungeeignet halten. In dieser Situation ist das Projekt des
Nulldefizits nicht wirklich hilfreich, im Gegenteil: Es schadet der Entwicklung.
(Beifall bei der SPÖ.)
Das bedeutet - um das
auch gleich zu sagen - nicht automatisch, dass wir einem Schuldenmachen ohne
Augenmaß das Wort reden. Aber man muss sich einmal mehr in Erinnerung rufen,
dass es eine Bandbreite gibt zwischen dem Nulldefizit-Projekt der Bundesregierung
in Österreich und den "Maastricht"-Anforderungen generell. Diese
Bandbreite ist nicht unerheblich, und es stellt sich unter den gegenwärtigen
Bedingungen die Frage, ob man sich nicht, wie es
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