Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 138
bestehen. Mit dem
Auftragsvolumen für das Bau- und Baunebengewerbe, meine Damen und Herren, übertrifft
Wien - und ich habe schon darauf hingewiesen - 2002 die Investitionen für das
gesamte Bundesgebiet, die derzeit laut Budgetvoranschlag
16,5 Milliarden S betragen. Und diese Investitionspolitik am Vorabend
der EU-Osterweiterung - und auch das ist in der Rede des Kollegen Tschirf schon
gekommen, nur eben an den falschen Adressaten - wo wir dringend Verkehrsinvestitionen
brauchen, wo wir Investitionen in eine moderne, in eine zeitgemäße
Infrastruktur benötigen, ist einfach kurzsichtig und verantwortungslos, meine
Damen und Herren. Und daher, Kollege Tschirf, vielleicht auch hier die Bitte um
Ihre Unterstützung zwei Häuser weiter.
Und viertens
gilt für uns - und ich glaube, das ist auch ganz wichtig, und es zeigt sich
gerade in diesem Budget erstmals besonders deutlich -: Wir haben auch nichts zu
verbergen in diesem Budget. Dieses Budget ist, wenn man sich ernsthaft damit
auseinander setzt, ein offenes Buch für jeden, der sich ernsthaft mit der
Budget- und mit der Finanzsituation dieser Stadt beschäftigen will. Der
Personal- und der Sachaufwand wird erstmals transparenter und leichter
nachzuvollziehen. Er wird der jeweiligen Geschäftsgruppe zugeordnet. Man sieht
damit sehr deutlich die Schwerpunkte, die es in dieser Stadt gibt. Dadurch kann
letztendlich jedes Ressort flexibler Personalschwerpunkte setzen.
Und fünftens -
und vielleicht auch das ein Qualitätsunterschied zu zwei Häusern weiter -: Was
wir versprechen in Wien, das halten wir tatsächlich auch, und wir stehen zu
unseren Verpflichtungen. Wien wird auch im kommenden Jahr den Stabilitätspakt
einhalten, der innerhalb Österreichs einfach tatsächlich sicherstellen soll,
dass die von der Bundesregierung gegenüber der Europäischen Union erklärten
Budgetziele eingehalten werden.
Wir werden den
entsprechenden Überschuss erwirtschaften und wir werden gleichzeitig, ob man es
wahrnehmen will oder nicht und ob man hier den Erklärungen des Finanzstadtrats
zuhört oder nicht, tatsächlich auch Schulden abbauen und damit den
entsprechenden Beitrag leisten, dass Österreich seinen Aufgaben innerhalb der
Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion nachkommen kann.
Es ist damit
ein solides und es ist ein verantwortungsvolles Budget und es ist, wie ich
meine, auch ein kluges Budget, denn es wird gespart. Ja, es wird gespart, aber
es wird nicht kaputt gespart.
Wien ist vom
Investitionsstopp betroffen. Wir wissen, dass wir hier entsprechende Leistungen
setzen müssen und wir tun auch alles dazu, wie ich meine, um die Auswirkungen
in Wien letztendlich gering zu halten. Aber egal, ob beim schon angesprochenen
Lainzer Tunnel, beim Zentralbahnhof, beim Güterterminal Inzersdorf - und die
Liste ließe sich endlos fortsetzen -, der Bund will hier seinen Verpflichtungen
nicht nachkommen. Es ist schon erwähnt worden und das hat nichts mit einem
In-Frage-stellen des Stabilitätspakts zu tun, aber wenn man hier
Verpflichtungen eingeht, dann sollte sich tatsächlich auch einmal der Herr
Finanzminister damit auseinander setzen, unter welchen Prämissen diese
Verpflichtungen eingegangen wurden und welche neuen Voraussetzungen er mit über
13 Milliarden S mehr an Steuereinnahmen derzeit vorfindet. Wir
könnten in Wien tatsächlich mit diesen 13 Milliarden S eine Vielzahl
von wichtigen Infrastrukturmaßnahmen umsetzen, die für die Wienerinnen und
Wiener und damit aber auch letztendlich für das gesamte Staatsgebiet gerade am
Vorabend der EU-Osterweiterung dringend notwendig wären. Es gehört das einfach
auch zu den schon angesprochenen Rahmenbedingungen, unter denen das Budget 2002
erstellt worden ist.
Wir können dem
einiges entgegensetzen: Wir können die Wirtschaft weiterhin ankurbeln, vor
allem mit einem Rekordbudget von Sanierungs- und Neubauaufträgen im Wohnbau.
Also für jeden, der hier versucht, eine andere Zahl zu streuen: Es ist
tatsächlich ein Rekordbudget. Aber wenn jemand erwartet, dass Wien hier die negativen
Auswirkungen zu 100 Prozent kompensieren wird können, der erwartet zu
viel. Denn wir sind schon in vielen Bereichen eingesprungen, meine sehr
verehrten Damen und Herren!
Wir sind im
Bildungsbereich eingesprungen, wo wir 1 Milliarde S zusätzlich gegenüber
dem ursprünglichen Plan zur Verfügung gestellt haben, weil der Bund hier
tatsächlich eine Vielzahl von Einsparungsmaßnahmen auch bei den Lehrerinnen und
Lehrern durchgeführt hat.
Wir sind bei
der Freifahrt für Studenten eingesprungen, weil die Studierenden hier mit
zusätzlichen Belastungen durch den Bund und seine Studiengebühren konfrontiert
wurden.
Wir sind beim
Heizkostenzuschuss eingesprungen, weil der Bund hier nichts gegen die
explodierenden Energiekosten getan hat, sondern sie sogar noch durch die
entsprechende Energieabgabe verschärft hat.
Wir sind bei
der Bezahlung der Zivildiener eingesprungen, weil es hier um die Sicherheit der
Kinder in Wien beim Weg zur Schule ging und bei vielen anderen weiteren
sozialen Hilfsleistungen, die durch Sparmaßnahmen gefährdet waren.
Wir sind
letztendlich auch bei der Arbeitsmarktförderung eingesprungen, wo die Regierung
die Mittel in den letzten Jahren gekürzt hat und auch jetzt wieder kürzt.
Aber Tatsache ist,
mit einem 130 Milliarden-S-Budget, meine sehr verehrten Damen und Herren,
kann man nicht die finanziellen Aufgaben des Bundes mit einem 800 Milliarden-S-Budget
übernehmen, auch wenn der Bund noch so viel versucht hier an Aufgaben den
Ländern zu übertragen. Der Bund betreibt hier mittlerweile eine
Kindesweglegungs-Politik, dass man schon ein ganzes Waisenhaus füllen könnte,
was er versucht, an Aufgaben permanent den Ländern und
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular