Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 138
Gemeinden zu übertragen.
Da ist die Linie auch eine ganz klare:
Die wertvollen
Besitzstände, die Bundesforste, die Telekom, die Austria Tabak - auch hier
ließe sich die Liste fortsetzen - sollen verscherbelt werden und die unangenehmen
Aufgaben, die es gibt, sollen den Ländern übertragen werden. Wobei es schon
interessant ist, wenn man sich dann anschaut, wer die potenziellen Käufer zum
Beispiel bei den Bundesforsten gewesen wären. Also ich bin überzeugt davon,
viele Telefonnummern finden sich wahrscheinlich im Telefonbuch von Herrn Prinzhorn
wieder.
Aber
nichtsdestotrotz: das ewige Übertragen von Aufgaben von Seiten des Bundes an
die Länder und an die Gemeinden kann auf Dauer nicht gut gehen.
Wir werden
hier, meine sehr verehrten Damen und Herren, auch weiterhin einen entschiedenen
Widerstand leisten müssen. Ich rufe hier die FPÖ und die ÖVP auf, uns bei
dieser Maßnahme zu helfen, denn dadurch können sicherlich auch einzelne
Belastungen, vor allem aber auch zukünftige Investitionen für die Wienerinnen
und Wiener sichergestellt werden. Hier haben Sie ein breites Betätigungsfeld,
meine Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP und von der FPÖ!
Wenn man sich
die Verlagerung der Aufgaben anschaut, dann muss man sich ja immer vor Augen führen,
was denn vielleicht die nächsten Schritte sind. Ich weiß nicht, ob man jetzt
vielleicht überlegt, irgendwann einmal auch die Hofburg zu verkaufen und Wien
soll sie vielleicht anmieten und dem Herrn Bundespräsidenten zur Verfügung
stellen. Also, es ist ja tatsächlich immer wieder ein Privatisierungswahn zu
erkennen, der durchaus schon beängstigende Züge hat. Es ist ja nichts zu
dubios, dass es von dieser Regierung letztendlich nicht versucht würde. Wenn
man sich vor Augen führt, was hier in den letzten Wochen und Monaten auch
international an Schaden angerichtet wurde, und ich rede jetzt nur über den
Bereich der Diskussion rund um die Auslandsreisen, wo hier zwar keine
ernsthaften Versuche unternommen wurden, einen Beitrag zur Lösung des Nahostkonflikts
zu leisten, sondern man hat darüber diskutiert, wer darf wann wohin fahren,
aber auch wo sich eine Infrastrukturministerin angesichts der beängstigenden
Zahlen in der Bauwirtschaft mit Stöckelschuhen und Bekleidungsvorschriften
auseinander setzt, dann sieht man hier sehr deutlich, wo die Prioritäten in
dieser Bundesregierung liegen.
Die Stadt hält
hier dagegen. Denn wir wissen, dass eine gute Ausbildung eine Basis für den
beruflichen Erfolg ist und dass gut ausgebildete Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer, aber auch wirtschaftlich potente Unternehmer die Basis für einen
erfolgreichen Wirtschaftsstandort sind. Deshalb nimmt auch die Aus- und
Weiterbildung und auch der Bereich der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in
diesem Budget einen besonderen Stellenwert ein. Während der Bund trotz stark
steigender Arbeitslosenzahl die Mittel für das Arbeitsmarktservice um insgesamt
640 Millionen S kürzt, erhöht die Stadt das Budget für die Jugend-
und Lehrlingsausbildung.
Aber es gibt
noch einige andere Gründe, warum dieses Budget, wie ich meine, ein tatsächlich
sehr kluges Budget ist. Die Wirtschaftsförderung, es ist schon erwähnt worden,
wird um fast 10 Prozent erhöht, das Gesundheitssystem bleibt vorbildlich
und Wien bleibt eine international anerkannte und begehrte Topadresse der
Medizin. Der Zuschuss zum Krankenanstaltenverbund beträgt im Jahr 2002
12,7 Milliarden S, während der Bund hier tatsächlich nur einen
winzigen Bruchteil beiträgt, und Sie alle kennen die ewigen Diskussionen, die
wir hier auch mit sozialdemokratisch geführten Bundesregierungen hatten. Auch
hier wäre es vielleicht einmal möglich, einen anderen Weg zu gehen. Aber ich
glaube, eine ernsthafte Auseinandersetzung gibt es ja nicht, aber man muss
darauf auch hinweisen.
Auch die anderen sehr
bekannten Standards in Wien werden aufrecht erhalten.
Wenn hier im
Bereich der Kulturpolitik Kritik geübt wurde, dann muss man schon sehen, dass
Wien tatsächlich auch weiterhin 2,6 Milliarden S in die Kultur
investiert, und zwar fördern wir Kultur im Gegensatz zu dieser Bundesregierung
nicht, weil wir Angst vor kritischer provokanter Kunst und Kultur haben, sondern
weil wir glauben, dass eine provokante und kritische Kultur zu einem
städtischen Leben auch gehört. (Beifall
bei der SPÖ.)
Es wird auch
die Qualität und die Versorgungssicherheit des Wiener Wassers ohne die
entsprechenden Gebührenerhöhungen, die hier immer wieder an die Wand gemalt
werden, sichergestellt, denn wir verscherbeln in Wien unser Wiener Wasser nicht
an den Nächstbesten, dem es letztendlich nur darum geht, damit auch Geld zu
verdienen. Wir haben eine vorbildliche Abwasserentsorgung, Müllabfuhr und Straßenreinigung,
und auch diese werden mit 4,3 Milliarden S sichergestellt werden. Wir
werden auch im Rahmen unserer Möglichkeiten einen Beitrag im Bereich der
öffentlichen Sicherheit leisten, wo wir 1,4 Milliarden S investieren.
Ich glaube, dass auch das gerade im Bereich der Sicherheit ein ganz deutlicher
Gegenpol zu den Sparmaßnahmen ist, die die Wienerinnen und Wiener in den
nächsten Jahren treffen werden, und auch ein deutlicher Beweis dafür ist, wie
viel uns an der sicheren Metropole letztendlich auch liegt. (Beifall bei der SPÖ.)
Vielleicht noch ein
paar Worte, weil hier von der Ehrlichkeit des Budgets und von der Transparenz gesprochen
wurde. Ein paar Worte, wie man zwei Häuser weiter mit diesen Worten umgeht. Es
gibt so ein Sprichwort, das lautet: "Lügen haben kurze Beine". Man
kann dem Finanzminister nicht gerade unterstellen, dass er kurzbeinig wäre, er
ist durchaus langbeinig. Aber ich glaube, es ist ihm nur eines gelungen: zu
zeigen, dass der Spruch nicht so ganz stimmt. Denn wenn er festlegt, dass zum
ersten Mal seit 30 Jahren in Österreich keine neuen Schulden gemacht
werden,
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