Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 125
mer- und
Arbeitnehmerinnen-Förderungsfonds erwähnt habe, zu einem zweiten Punkt kommen,
in dem uns die Vorlage dieses Budgets gerade auch aus frauenpolitischer Sicht
sehr, sehr enttäuscht, wo wir uns eigentlich mehr erwartet hätten und wo wir
konstatieren, dass die SPÖ auf Bundesebene etwas ganz anderes fordert, als sie
in Wien eigentlich umsetzt, beziehungsweise etwas fordert, was sie in Wien dann
gar nicht umsetzt, nämlich eine aktive Arbeitsmarktpolitik und ein
arbeitsmarktpolitisches Aktionsprogramm als Reaktion auf den rasanten Anstieg
der Arbeitslosigkeit.
Sie fordern
beziehungsweise Ihre Partei fordert auf Bundesebene, vom Parteivorsitzenden
Gusenbauer über die Generalsekretärin Bures über Ihre Vertreter in der
Arbeiterkammer und im Österreichischen Gewerkschaftsbund - ich habe mir alle
Presseaussendungen ausgedruckt -, ein arbeitsmarktpolitisches Aktionsprogramm
gegen den rasanten Anstieg der Arbeitslosigkeit. (GR Godwin Schuster: Haben Sie dem Programm des WAFF zugestimmt oder
nicht?) - Ich bin jetzt nicht beim WAFF, ich bin bei der Arbeitsmarktpolitik
der Stadt Wien. Ich komme noch zum WAFF, warten Sie nur, haben Sie nur Geduld!
Ich habe Zeit: Ich habe, glaube ich, 40 Minuten. Ich hatte nicht vor, sie
auszuschöpfen, aber man kann es ja machen.
Und was machen
Sie in Wien? - Nichts dergleichen! Sie legen uns ein Budget vor, in dem man die
arbeitsmarktpolitischen Mittel zunächst einmal überhaupt nicht findet; die
Wirtschaftsförderung hingegen, die findet man sofort, wenn man sich den Voranschlag
anschaut. Die Arbeitsmarktförderung, die muss man erst lange suchen und findet
sie dann unter so genannten "Kapitaltransferzahlungen an private Organisationen
ohne Erwerbszweck", denn dort sind der Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds
und auch der Territoriale Beschäftigungspakt budgetiert: mit
125 Millionen S der WAFF und mit 200 Millionen S der
Territoriale Beschäftigungspakt. Das ist exakt dieselbe Summe wie letztes Jahr.
Und da frage ich mich: Wo ist denn Ihre arbeitsmarktpolitische Offensive in
Wien? Wie schaut die aus?
Sie steigern
die Wirtschaftsförderung um 10 Prozent, Sie sehen wirtschaftliche Notstandsmaßnahmen
von 14 Millionen EUR vor und legen uns dann tatsächlich ein Budget
vor, das in der Arbeitsmarktpolitik exakt dieselben Zahlen vorsieht - nicht
einmal eine Inflationsanpassung gibt es, so scheint mir, aber ich lasse mich
dann gerne korrigieren - wie letztes Jahr. Das ist empörend! Meine Damen und
Herren von der Sozialdemokratie, das ist empörend! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Es ist auch
empörend, dass Herr StR Rieder in der Generaldebatte gestern gesagt hat,
Arbeitslosigkeit ist eigentlich eine Bundessache, ist eine Bundesgeschichte -
so quasi: Das geht Wien nichts an. Wien kann ja keine kommunale
Beschäftigungspolitik machen, das ist ja hauptsächlich eine Angelegenheit des
Bundes. - Das habe ich mitgeschrieben, das hat er wortwörtlich gesagt: Arbeitslosigkeit
ist Bundessache.
Nun weiß ich
schon, dass die Rahmenbedingungen für Arbeitsmarktpolitik und die Bekämpfung
der Arbeitslosigkeit im Bund gemacht werden und dass diese Rahmenbedingungen
noch nie so schlecht waren wie jetzt. Ich weiß schon, dass der Bund die Arbeitslosenversicherung
- wie soll ich sagen - ausschöpft und das AMS aushungert, dass es ein Kahlschlag-Programm
für Arbeitslose in diesem Land gibt und auch dass Arbeitsmarktpolitik eigentlich
im Bund vollkommen der Wirtschaftspolitik untergeordnet wird, was man ja auch
an der neuen Ressortaufteilung - Wirtschaftsministerium ist gleich Arbeitsministerium
- sieht. Aber, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie in Wien, Sie
machen es nicht viel anders!
Jetzt komme
ich zum WAFF-Kuratorium, dort haben wir das nämlich debattiert. - Sie machen es
nicht viel anders: Auch in Wien wird die Arbeitsmarktpolitik sukzessive ein
Instrument der Wirtschaftsförderung. Sukzessive kommt die Arbeitsmarktpolitik
in Wien nicht mehr den Betroffenen zugute, nicht mehr den Menschen, sondern den
Unternehmen. (Zwischenruf des GR Godwin
Schuster.) Schütteln Sie nicht den Kopf, Herr Kollege! - Wir wollen jetzt
die Diskussion vom WAFF-Kuratorium nicht wiederholen. 128 Millionen S
an Wirtschaftsförderung werden da für das nächste Jahr ausgegeben, laut
Arbeitsprogramm des WAFF - des Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds, nicht
des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds! Nein, der Wiener Arbeitnehmerinnen-Förderungsfonds
sieht 128 Millionen S für Wirtschaftsförderung vor und - nehmen wir
eine Vergleichszahl - läppische 38 Millionen S für die Förderung der
Chancengleichheit.
Das, meine
Damen und Herren von der Sozialdemokratie, ist keine aktive
Arbeitsmarktpolitik, das ist Unternehmensförderung, und dazu sagen wir GRÜNE Nein!
Wir wollen aktive Arbeitsmarktpolitik, die den Betroffenen zugute kommt. Wir
wollen aktive Arbeitsmarktpolitik, die nicht nur Arbeitslose verwaltet, sondern
auch wirklich die strukturellen Defizite des Wiener Arbeitsmarkts angeht. (StRin Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer: Was
haben Sie gegen die Förderung von Arbeitsplätzen?) Wir haben nichts gegen
Förderung von Arbeitsplätzen, aber der Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds
ist nicht dazu da, direkte Wiener Wirtschaftsförderungen zu vergeben. (GR Godwin Schuster: Wenn wir Arbeitsplätze
sichern, schaffen wir keine Arbeitslosen! Das wissen Sie doch!) Ich hätte
nichts dagegen, wenn im Sinne einer Querschnittpolitik auch im Wiener
Wirtschaftsförderungsfonds ähnlich hohe Maßnahmen für Arbeitsplätze oder für Qualifizierungsmaßnahmen
zur Verfügung stünden. - Ich spreche von ähnlich hohen Maßnahmen - nicht
irgendwelche kleinen Millionenbeträge! (Zwischenruf
des GR Godwin Schuster.)
Aber die stärkst
dotierte Säule des WAFF, die Wirtschaftsförderung, ist Ihre Arbeitsmarktpolitik
und das finde ich traurig. Das finde ich wirklich traurig,
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