Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 125
zwischen Aus- und Inländern"
interessiert zu sein, sondern dieses Thema nur zu benutzen, um Menschen
gegeneinander zu hetzen. Und das wollen wir nicht in dieser Stadt und die
Wähler glücklicherweise auch nicht. (Beifall
bei der SPÖ.)
Ich würde Sie
auch bitten, die Arbeit des Zivilschutzverbands nicht gering zu schätzen. Ich
ehre Ihr Engagement dafür und nehme Ihnen das auch sehr gerne ab. Aber stellen
Sie es bitte nicht so dar, als ob der Zivilschutzverband nicht jetzt schon sehr
viel tun würde. Selbstverständlich bin ich gerne bereit, dass wir uns
miteinander bemühen, dass es hier noch mehr finanzielle Mittel gibt. Aber bitte
helfen Sie als neu gewählter Vizepräsident auch mit, allen zu erzählen, was für
tolle Arbeit der Zivilschutzverband jetzt schon macht, denn die sind genau in
den Bereichen, die Sie aufgezählt haben - Information, Aufklärung in den
Schulen und und und - unterwegs und leisten hier hervorragende Arbeit, und ich
werde mich als neu gewählte Präsidentin sicher bemühen, sie verstärkt zu
unterstützen.
Zur
Wortmeldung der Kollegin Vassilakou, die, glaube ich, ein Hinweis auf die
Wortmeldung des Vorjahres war, wenn ich mich erinnere, möchte ich zum einen meinen,
dass wir in vielen Fragen doch - und ich freue mich, dass das auch von deiner
Seite anerkannt wurde - einiges weitergebracht haben. Dass das nicht einfach
ist, gerade im Integrationsbereich, erlebt, glaube ich, jeder, der wirklich ein
Interesse an der Lösung von Problemen hat und nicht nur mit Schlagworten um
sich wirft. Gerade bei dem Beispiel - und da sehen wir die Dinge schon etwas
unterschiedlich – "Förderung von Zuwanderern" denke ich, ist sehr
viel mehr weitergegangen, als du es in deiner Wortmeldung gesehen hast.
Diversity-Managing ist etwas, was wir uns hier in dieser Stadt sehr intensiv
vorgenommen haben und auch schon mitten drinnen sind mit unseren Integrationskoordinatoren
und -koordinatorinnen, mit unseren Antidiskriminierungsschulungen. Da liegt
noch viel Arbeit vor uns, das bestreite ich in keinster Weise, aber die
Bereichsleitung für Integration ist mitten drinnen in dieser Arbeit.
Ich denke
auch, dass der Vorwurf, dass die Sprachenpolitik nicht innovativ ist, ungerechtfertigt
ist. Im Gegenteil: Der Wiener Integrationsfonds hat einen beträchtlichen Teil
der Mittel der Sprachoffensive für einen Wettbewerb zur Verfügung gestellt, um
genau innovativen Projekten eine Chance zu geben.
Es stimmt,
dass wir im Kulturbereich einen Nachholbedarf haben. Aber mit meinen Wünschen,
dass wir verstärkt auf die Bedürfnisse von Zuwanderern Rücksicht nehmen, habe
ich bei dem neuen Kulturstadtrat glücklicherweise ein viel, viel offeneres Ohr
gefunden, als das bisher der Fall war, obwohl es da auch schon Ansätze gegeben
hat, das soll man nicht gering schätzen.
Und das Thema
Wohnen, das du angesprochen hast, ist, glaube ich, ein sehr gutes Beispiel,
dass der Versuch, Probleme wirklich zu lösen, in der Praxis eben sehr viel
komplexer ist, als man es halt in einem einfachen Satz zusammenfassen kann.
Denn diese Frage, die du gestellt hast, ist es sinnvoll, im Genossenschaftsbereich
Zuwanderer zu fördern, was wir mit der Wohnoffensive gemacht haben, ist es
nicht besser, verstärkt in die Sanierung zu gehen, genau das ist die Antwort,
die ich immer gebe. Das ist kein Entweder-Oder, wir brauchen alles. Wir
brauchen die sanfte Öffnung des Gemeindebaus unter Berücksichtigung der
Situation sehr vieler, die hier schon seit langer Zeit auf der Warteliste
stehen, und wir brauchen die verstärkte Innovation im Bereich der Genossenschaften,
die eine ausschließliche Informationsfrage ist, weil die rechtlichen Voraussetzungen
sind völlig gleich. Was wir mit der Wohnoffensive erfolgreich gemacht haben:
20 Prozent derer, die in Genossenschaftswohnungen neu einziehen, sind
Menschen, die nicht die österreichische Staatsbürgerschaft haben. Und wir
brauchen die Sanierung, und da passiert unendlich viel, Zigmillionen. Wenn ich
mir anschaue, was am Gürtel passiert ist, was jetzt passiert im Bereich 2/20/
im URBAN-Projekt, da passiert sehr, sehr viel, und das zeigt eben, dass das
kein Entweder-Oder ist, sondern dass wir all diese Maßnahmen einsetzen müssen,
je nachdem, wo es am besten ist.
Und weil ich
das URBAN-Projekt erwähnt habe, führt mich das auch zu der Bemerkung der
Kollegin Lakatha. Wir nutzen, so weit es uns möglich ist, natürlich EU-Mittel.
Milena ist so ein Projekt. Ich bin aber gerne bereit, auch darüber noch weiter
zu diskutieren, und bin für jede Zusammenarbeit bereit, um verstärkt
EU-Projekte für die Frauen nutzen zu können.
Wo ich dir
widersprechen muss oder wo ich es anders sehe, ist die Frage des AMS. Du hast
gemeint, in diesem Bereich muss man doch Evaluierungen machen, man muss immer
wieder Verbesserungen machen.
Ja, niemand hat etwas
dagegen, dass im AMS evaluiert wird. niemand hat etwas dagegen, dass Maßnahmen
verbessert werden. Wogegen wir etwas haben, ist, dass die Bundesregierung aus
den Einnahmen der Arbeitslosenversicherung in den Jahren 2001 und 2002 insgesamt
37 Milliarden S abgeschöpft hat, und das in Zeiten, wo wir wissen,
dass die Arbeitslosigkeit steigt und wo wir jeden Groschen brauchen.
Und wir haben
etwas dagegen, dass dieses künstlich von der Bundesregierung herbeigeschaffte
Defizit von 4 Milliarden S jetzt dadurch abgedeckt werden soll, dass
die mit 1,5 Milliarden S dotierte Arbeitsmarktrücklage nicht für die
Bekämpfung von Arbeitslosigkeit eingesetzt wird, sondern dafür verwendet wird,
um diese Defizite abzudecken und um ein Ziel zu erreichen, von dem keiner weiß,
wem es dient, wo man vor allem weiß, wem es nicht dient, nämlich den
Arbeitslosen und den Menschen, die Unterstützung brauchen. Wir haben also etwas
dagegen, dass diese Arbeitsmarktrücklage jetzt nicht für die Bekämpfung der
Arbeitslosigkeit eingesetzt wird, sondern für dieses Ziel Nulldefizit.
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