Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 99
Wir kommen nun zur
Postnummer 1 (PrZ 712/01-MDBLTG).
Sie betrifft eine Ergänzungswahl in die gemeinderätliche Personalkommission.
Bevor wir
diese behandeln, müssen wir über die Art der Abstimmung entscheiden. Gemäß
§ 27 Abs. 2 der Wiener Stadtverfassung sind Wahlen mittels
Stimmzettel vorzunehmen, wenn der Gemeinderat nicht mit Zweidrittelmehrheit
anderes beschließt.
Ich schlage
vor, die auf der Tagesordnung unter der Postnummer 1 vorgeschlagene Wahl,
durch Erheben der Hand vorzunehmen. - Wer damit einverstanden ist, den ersuche
ich, ein Zeichen mit der Hand zu geben. - Ich danke schön, und darf nun zur
eigentlichen Postnummer 1 kommen.
Herr Leopold
Wunsch ist als Dienstnehmervertreter aus der gemeinderätlichen
Personalkommission ausgeschieden. Die Gewerkschaft der Gemeindebediensteten
schlägt für dieses Mandat Herrn Ing Christian Meidlinger vor.
Ich bitte jene
Damen und Herren, die diesem Vorschlag ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen
mit der Hand. - Das ist einstimmig zur Kenntnis genommen worden. Ich danke
recht herzlich.
Wir gelangen
nun zur Postnummer 52 (PrZ 221/01-GJS),
das Schwerpunktthema des heutigen Tages. Sie betrifft eine Subvention an den
Verein w@lz. Wiener Lernzentrum.
Herr
GR Wutzlhofer, ich bitte, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter
GR Jürgen Wutzlhofer: Es geht
im vorliegenden Akt um eine Subvention in der Höhe von 600 000 S.
Ich ersuche um
Zustimmung.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Ich
danke. - Die Debatte ist eröffnet. Frau GRin Jerusalem, ich darf bitten, die
Debatte zu beginnen. 40 Minuten.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus): Ganz
so lange wird es nicht dauern.
Meine sehr
verehrten Damen und Herren!
Sie kennen ja
alle das vorliegende Geschäftsstück, der w@lz. Ich möchte dennoch ein paar
Worte dazu sagen und gleich einleitend hinzufügen: Fast tut es mir ja Leid,
dass das einer der Ideenträger dieser Schule jetzt nicht selber macht, nämlich
der Christoph Chorherr, der ja voll Leidenschaft hinter dieser Schule steht,
der dort keinerlei Funktion einnimmt und auch nicht mitstimmen wird, aber
natürlich der Fachmann par excellence wäre.
Ich möchte
zunächst einmal sagen, was für mich das Allerschönste an dieser Schule ist, nämlich,
dass es keine Schule im herkömmlichen Sinn ist. Damit ist im Grunde genommen
auch schon alles gesagt. Es ist einfach ein Ort, an dem man lernt, ein Ort, an
dem man das Lernen lernt, ein Ort, an dem man sich wohl fühlt, aber trotzdem
ein Ort, den man auch häufig verlässt, um draußen zu lernen und wo man viele
Menschen einlädt, die hereinkommen und mit denen man lernt.
Es ist dieser
Schule gelungen, obwohl es ein Oberstufenmodell ist, wo es ja sehr viel
schwerer ist, das starre System zu verlassen, ist es dieser Schule dennoch
gelungen, den starren, fixierten Lehrplan zu verlassen. Die Schulglocke
diktiert dort nicht das Geschehen. Die Fächer dirigieren nicht das Lernen und
das starre Korsett existiert einfach nicht. Es ist dieser Schule gelungen, was
man nur jeder Oberstufe wünschen kann, nämlich, es werden die Bedürfnisse und
die Interessen der Schüler und Schülerinnen hereingeholt.
Jeder von uns
weiß aus eigenem Erleben oder auch weil er selbst Kinder hat, dass das alles
nur gelingt, wenn man sich von den Fächern befreit. Kein Mensch denkt und lernt
in Fächern. Das Denken und Lernen spielt sich immer in Themenbereichen ab und
deswegen ist eines der klassischen und wichtigsten Momente dieser Schule, dass
die Neugier eine große Rolle spielt, dass das Fragenstellen eine Rolle spielt
und dass das Infragestellen eine große Rolle spielt.
Jetzt komme
ich zu einem Punkt, den ich auch immer diskutiere, wenn ich an Schulen eingeladen
bin. Wenn man später hinaus geht und sich irgendwo bewirbt und wirklich im
Leben steht, prüft kein Mensch Daten und Fakten ab. Das interessiert dort
überhaupt niemanden. Das, was in der Wirtschaft, aber auch sonst überall im
Leben dann das Wesentliche ist, ist: Hat jemand Schlüsselqualifikationen erworben?
Ist jemand teamfähig geworden? Kann er kommunizieren, kann er kooperieren, kann
er sich selbst Wissen erwerben? Wie schaut es aus mit seiner Konfliktfähigkeit,
und so weiter und so fort? - Alle diese Dinge, die so eine wesentliche Rolle
spielen, dann, wenn man ins Leben hinaus geht.
Es ist die
w@lz. eine sehr flexible, innovative Schule, wo SchülerInnen tatsächlich etwas
zu sagen haben und tatsächlich auch etwas lernen. Was mir so wahnsinnig Leid
tut, ist, dass diese Schulen und ähnliche, davon gibt's noch andere, so
beschränkt werden auf kleine Experimente. Das hat natürlich mit der
Finanzierung dieser Schulen zu tun. Also auch dazu möchte ich etwas sagen und
das hat jetzt noch gar nichts mit der w@lz. zu tun, sondern mit allen derartigen
Schulen. Wäre es nicht eine absolut innovative Schulpolitik auch zu sagen: Wenn
ein Modell einmal seine Qualität nachgewiesen hat, wenn ein Schulmodell gezeigt
hat, dass es die UN-Konvention über die Rechte des Kindes einhaltet, wenn ein
Modell seine Qualität bewiesen hat, dann finanziere ich es einfach. Dann
finanziere ich einfach die Lehrer, dann finanziere ich diese Schule und
erreiche ich etwas, was den GRÜNEN so wahnsinnig wichtig wird, nämlich die
Schule ist dann wieder öffentlich, braucht kein Schuldgeld zu verlangen und
existiert einfach dann wieder für alle Schülerinnen und Schüler als Angebot.
Das wäre etwas, was ich mir von einer innovativen Schulpolitik erwarten würde.
Vielleicht noch ein
paar Worte zur w@lz. Es ist Ihnen sicher nicht verborgen geblieben, dass das @
da als feiner Klammeraffe abgezeichnet ist, das weist auf
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