Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 99
etwas Weiteres hin.
Es weist nämlich darauf hin, dass hier Schulprojektbetreiber begriffen haben,
dass es auch darum geht, die Informationsflut in den Griff zu bekommen und sich
der Instrumente zu bedienen, die das möglich machen. Daher dieser kleine
Klammeraffe, der da in der Mitte sitzt. Dort wird wirklich viel mit dem
Computer gearbeitet, selbständig gearbeitet und es wird versucht, das in das
Bewältigen der Informationsflut einzubauen, daraus tatsächlich vernetztes
Denken zu machen und EDV als eine ganze normale Kulturtechnik zu begreifen, wie
das Lesen, Schreiben und Rechnen auch.
Das, wofür wir
heute Geld beschließen sollen, das sind die im Ansuchen aufgeführten Projekte.
Das ist das, was ich damit gemeint habe, dass man die Fächer hinter sich
gelassen hat und in Form von Projekten arbeitet. Sie haben es alle gelesen,
Internet Workshop, Forstprojekt, Fremdsprachenprojekt, Gilgamesch-Projekt,
Theater Workshop, Radiojournalismus und so weiter und so fort.
Beantragt hat
die Schule 728 000 S. Mein Wunsch wäre es gewesen, dass sie dieses
Geld auch bekommt. 600 000 S wurden leider nur bewilligt. Ja, gut,
wir werden auch dieses Geld natürlich positiv abstimmen.
Ein Wort
vielleicht noch zur ÖVP, die im Ausschuss gemeint hat, sie stehen dem
eigentlich durchaus positiv gegenüber, werden aber nicht zustimmen, weil eine
Evaluation nicht vorgesehen ist. Meine Meinung dazu ist, ich wünsche mir auch
eine Evaluation. Das heißt, ich hätte schon gerne die
728 000 beantragten S plus 500 000 S für eine gute
Evaluation, denn mit einer guten Evaluation könnte man die Ideen, die da
drinnen verarbeitet sind, ja auch wieder hineintragen in das Regelschulsystem
und zeigen: Das ist ein Erfolg, so kann man es auch machen. Man kann trotz
Auflösung der Fächer, trotz Projektunterricht immer noch nebenbei so viel für
die Kurse pauken, dass die Schülerinnen und Schüler, die ja da eine Oberstufe
zu bewältigen haben, auch bei den Prüfungen durchkommen und ganz normal zur Matura
gehen werden.
Das heißt, ich
möchte an dieser Stelle die ÖVP doch noch bitten, vielleicht können Sie noch
ein bissel in sich gehen und diesem Projekt doch noch Ihre Zustimmung geben. So
viel zur w@lz.
Lassen Sie
mich noch ein paar Worte jetzt an sich und ganz allgemein zur Bildungspolitik
sagen und vor allem jetzt einmal auch zu diesem leider vorhandenen
Sparprogramm.
Erstens.
Oberstufenreform. Ich habe schon gesagt, bei der Oberstufenreform ging es
massiv darum, sich einmal mit den Schülerinnen und Schülern zusammenzusetzen
und zu schauen, wo sind denn eigentlich ihre Vorschläge, ihre Hauptkritikpunkte
und was wünschen sich die von uns. Das ist nicht so naiv, wie es jetzt einmal
klingt. Wir führen ja viele Diskussionen in den Schulen und da kommen sehr gute
Vorschläge und sehr gute Überlegungen. Auch dort wird immer wieder
eingefordert, dass dieser starre Fächerkanon überwunden werden muss, dass
dieses - haben Sie in letzter Zeit einmal ein Schulbuch angeschaut? Ich weiß
nicht, man kommt nicht oft in die Situation, dass man in diese Schulbücher
hineinschaut, wenn man keine Kinder hat. Also ich habe unlängst in ein Geografie-
und in ein Geschichtsbuch hineingeschaut. Da steht überraschender Weise genau
das drinnen, was ich auch gelernt habe. Da muss irgendwo und -wann die Zeit
stehen geblieben sein, weil das, was ich in den Fünfziger- und Sechzigerjahren
gelernt habe, steht nach wie vor in diesen Schulbüchern drinnen, und zwar in
einer Aneinanderreihung von Fakten und Zahlen und Daten, wie kein Mensch sie verdauen
kann.
Aber das wird
sozusagen abgepackt und vorgefertigt in die Kinder hineingestopft, und dann, an
einem bestimmten Tag, sollen sie es auf Knopfdruck wieder ausspucken, dafür
kriegt man eine gute Note und dafür wird man belohnt. Das ist aber absolut
kontraproduktiv für das Lernen, denn so lernt man ganz gewiss das Lernen nicht.
Abgesehen davon, dass jedes System, das an den Bedürfnissen und Interessen der
Schülerinnen und Schüler in dieser Form vorbeigeht, jedenfalls zum Scheitern
verurteilt ist. Das heißt, im Grund genommen wird derzeit nichts anderes gemacht,
als Berechtigungen vergeben. Deswegen sitzen die dort und deswegen lernen die
dort auf diese üble Art und Weise, weil sie wissen, sie brauchen die Zeugnisse,
um dann weiter Schulen und Universität besuchen zu können. Für Österreich ist
das sicher der vollkommen falsche Weg.
Ein zweiter
vollkommen falscher Weg, der auch vielfach mit den Schülerinnen und Schülern
diskutiert wird: Man müsste doch sagen: Dort, wo jemand besonders schwach ist
und sich schwer tut, kann ich doch reduzieren. Da kann ich doch einen Mindeststandard
festsetzen und sagen, der soll erreicht werden, aber da brauche ich doch nicht
Schülerinnen und Schüler endlos quälen, bis die ganze Familie an jedem
Nachmittag und an jedem Wochenende nichts anderes mehr tut, als dieses Defizit
zu beheben. Wer dauernd damit befasst ist, Defizite zu beheben, vergisst komplett
darauf, dass es Stärken gibt, die zu stärken sind. Da, wo jemand gut ist, da,
wo jemand seine Begabung hat, da, wo jemand seine Fähigkeiten hat, da, gehört
er gefördert und unterstützt. Auf diese Art und Weise könnte auch eines
erreicht werden, nämlich das Selbstwertgefühl der Jugendlichen könnte gestärkt
werden. Die Menschen könnten sich dann definieren über ihre Stärken, über ihre
Begabungen und über ihre Fähigkeiten und nicht pausenlos über das, was sie
alles nicht können, wo sie schlechte Noten haben, wo sie Nachhilfe brauchen und
wo sie einfach blöd sind. Das wäre mein Wunsch.
Ein Nächstes, wo ich
auch glaube, dass das eine unselige Allianz ist, wenn ausgerechnet ÖVP und FPÖ
gemeinsam Schulpolitik machen. Weil da wird schon sehr gesetzt auf Auslese,
dass nur wenige diese Laufbahn hinaufgehen dürfen und da wird auf eines total
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