Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 99
vollen Händen
ausgegebene Geld vom Steuerzahler kommt und dass diesem und dem Publikum
gegenüber auch eine Verantwortung besteht.
Nach höheren
Subventionsmitteln zu schreien, wie wir das heute wiederholt gehört haben, das
ist noch lange keine Kulturpolitik, und Budgeterhöhungen sind kein Wert an
sich, auch wenn das immer so dargestellt wird. Irgendwelche Prozente und schon
meint man, das ist Kulturpolitik und da ist was Tolles passiert. Traurig ist
nur, dass wir Freiheitliche die Einzigen sind, die darauf hinweisen. (Beifall bei der FPÖ.)
Eine
Schonfrist braucht der Herr Stadtrat zweifellos nicht. Wir wünschen ihm, dass
er aus seinen Fehlern lernt und künftig Einflüsterern nicht mehr so traut wie
bisher. Damit würden Sie sich, Herr Stadtrat, und auch der Kulturstadt Wien
einen großen Dienst erweisen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Danke. -
Als Nächste ist Frau GRin Winklbauer zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
GRin Renate Winklbauer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Bevor
ich auf das eingehe, was ich mir zu sagen vorgenommen habe, möchte ich ein paar
wirklich eklatante Dinge hier erwähnen, die von Herrn Dr Marboe gekommen sind,
vor allem auf den Fauxpas möchte ich eingehen, den er mit seiner Aussage
begangen hat, dass ein kaufmännischer Leiter ja doch nur ein Buchhalter ist und
dass so ein Posten deswegen für Frauen gut ist.
In dieser
Diktion müssten Sie den Herrn Landesmann von Salzburg als Buchhalter
bezeichnen, ebenso Herrn Rainer Moritz. Ich weiß nicht, ob Sie das auch täten.
Mir zeigt es nur, dass Ihr Frauenbild ein wirklich sehr bedauerliches und
bedenkliches ist, und das habe ich in den vergangenen Jahren nicht zum ersten
Mal gemerkt. Und da kritisiert dann eine solche Person einen Stadtrat, der die
Frauenfrage wirklich sehr ernst nimmt. (Beifall
bei der SPÖ.)
Das
Theaterwunder. Ich darf nur darauf hinweisen, dass damit immer das Burgtheater
gemeint war, aber wenn es einem in den Kram passt, dann kann man es auch ein
bisschen umdrehen.
Die dritte
Sache: das Schauspielhaus und dass Sie so hervorragend entschieden haben. Sie
haben monatelang gezaudert und wir haben Sie in vielen Koalitionssitzungen
darauf hingewiesen, dass Sie eine Entscheidung treffen sollen, doch Sie haben
immer gesagt: Nein, das kann ich noch nicht! Jetzt nicht!
Herr Stadtrat,
ich kann mich sehr gut an diese vielen Gespräche erinnern und ich könnte noch
vieles andere richtig stellen, aber das waren mir die wichtigsten Dinge.
Auch die
Tatsache, dass Sie geglaubt haben, dass Helmut Lohner sowieso einen gültigen
Vertrag bis 2006 hat oder über ein Angebot verfügt, ist so nicht ganz richtig.
Im März 1999 ist das zwar über die Medien gegangen, aber schon damals hat
Lohner gesagt, dass das an Bedingungen geknüpft ist, und im März 2000 hat
Lohner seinen Rücktritt vor Vertragsende im Jahr 2002 nicht mehr
ausgeschlossen. Also bereits im März hätten Sie merken müssen, dass Gefahr in
Verzug ist. Das hat sich dann auch mit weiteren Aussagen im September
fortgesetzt.
Also bitte,
Herr Stadtrat, vielleicht haben Sie nicht wahrgenommen, was da in den Meldungen
und in der APA gelaufen ist. Vielleicht haben Sie einen selektiven Blick nur
für die Meldungen, die Ihnen genehm sind, aber man sollte die anderen halt auch
erwähnen.
Es ist
sonderbar, das muss man wirklich sagen, dass der große Zauderer - ich hoffe, Frau
GRin Unterreiner verzeiht mir, dass ich ihren Ausdruck von gestern vom großen
Zauderer Marboe aufgreife -, dem Dringlichkeit in den viereinhalb Jahren, in
denen er Stadtrat war, nicht so ein großes Anliegen war, jetzt Dringlichkeit
einfordert. Er hat viereinhalb Jahre die Probleme vor sich hergeschoben, er hat
eine gute Öffentlichkeitsarbeit für sich gemacht, aber er hat nicht sehr viel
weitergebracht. Durch das Liegenlassen aber werden Probleme - und das sieht man
ja jetzt - nicht gelöst, sondern bestenfalls größer. Und jetzt - das werfe ich
Ihnen schon vor - geht der von kulturpolitischer Arbeit und kulturpolitischen
Entscheidungen befreite nicht amtsführende Stadtrat durch die Szene und erzeugt
ein Rumoren, das seine Gemeinderatskollegen zu einer Dringlichen veranlasst.
Wenn er nicht
so unfair wäre und versuchte, für seine jahrelangen Versäumnisse den erst seit
einem halben Jahr im Amt befindlichen jungen und aktiven StR Mailath-Pokorny
verantwortlich zu machen, könnte einem der Altstadtrat Marboe ja eigentlich
Leid tun. Mir drängt sich als Metapher für seine krampfhaften Bemühungen, in
der Szene oder auf der Bühne der aktiven Politik zu bleiben, eigentlich nur
"Das Bildnis des Dorian Gray" auf, dem sein Sonnyboy- und
Strahlemann-Image verblasst und der schließlich im Spiegel einer dringlichen
Anfrage sein wirklich alt und grau gewordenes Abbild erkennen muss. Er hätte
sich das ersparen können. Schade um seine Selbstdemontage.
Das
Hinausschieben, die Entscheidungsunfähigkeit, die er uns als Entpolitisierung
verkaufen wollte - manche haben ihm das auch einige Zeit lang geglaubt -,
möchte ich jetzt an dem Beispiel Josefstadt noch genauer erläutern. Es gäbe
genug andere Beispiele, aber ich beschränke mich darauf.
Die Causa Josefstadt
ist nicht erst in den letzten Wochen und Monaten vor der Gemeinderatswahl akut
geworden. Ich kann mich - das habe ich schon erwähnt - an viele
Koalitionsgespräche erinnern, in denen unter anderem der Kultursprecher meiner
Fraktion, GR Woller, immer wieder darauf gedrängt hat, dass Entscheidungen
getroffen werden sollen. Er hat auch immer wieder - das haben wir gemeinsam
getan - konstruktive Lösungsansätze angeboten, die alle ignoriert wurden.
Stattdessen hat er alle Zeitpunkte versäumt, an denen Handlungsbedarf bestanden
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