Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 87 von 99
hatte. Das hätte ja
das strahlende Bild des "Dorian" Marboe trüben können.
Einige dieser
versäumten Meilensteine: Begonnen hat es beim Kauf der Josefstadt durch die
private GmbH um 25 Millionen im April 1998, reichte über die 1998
beginnenden Nachfolgegerüchte für die Nachfolge des kaufmännischen Direktors,
wo sich Marboe nicht einmischen wollte, und ging weiter mit der Diskussion über
die Nachfolge von Helmut Lohner ab März 1999, die ich schon erwähnt habe. Dann
folgte die Diskussion über die bauliche Sanierung. Vielleicht erinnern Sie sich
daran, das war Ende 1999. 120 Millionen waren notwendig, 60 von der Stadt,
60 vom Bund. Vom Bund hat man nichts mehr gehört. Ob Marboe mit seinem Parteifreund
geredet hat, weiß ich nicht, aber beim späteren Gesamtsanierungskonzept, über
das im Juli 2000 diskutiert wurde, hat der Bund dann die Baumittel auf
Betriebsmittel umgeschichtet, und zwar 30 Millionen. Also es waren schon
wesentlich weniger. Da habe ich auch nichts davon gehört, dass er damals schon
aufgeschrieen und gesagt hätte, das geht ja nicht, das müssen zusätzliche
Mittel sein, so wie es für die Stadt selbstverständlich war.
Und dann die
wirklichen Hämmer, wenn man so sagen kann: Im Februar 2000 war klar, dass
64,8 Millionen Schuldenlast bestehen. Öffentlich ist das damals zum ersten
Mal gesagt worden, und zwar zu einem Zeitpunkt, zu dem der Bund angekündigt
hat, dass er um 15 Prozent kürzen wird. Auch damals erfolgte kein Aufschrei
von StR Marboe.
Die damalige
Sofortmaßnahme - das muss man sich auch wieder ins Gedächtnis holen - der
vorausblickenden Josefstadtführung war, den Rabenhof zu schließen. Das war es
nämlich. Damals ist dieser Gedanke gekommen, den Rabenhof zu schließen, und das
zu einem Zeitpunkt, da Bgm Michael Häupl immer wieder gesagt hat: In Wien wird
kein Theater geschlossen. Da hätte Marboe auch aktiv werden müssen.
Aber was ist
ihm da eingefallen? - Offensichtlich hat er da in seinen Spiegel, in sein Bild
hineingeschaut und aus diesem Spiegel den jugendlichen Helden Bronner
hervorgezaubert, der den Zaubertrick besitzt, dass er subventionsfrei ein
Theater bespielen kann. Allerdings wurde damals schon gesagt, dass die
Administration bei der Josefstadt bleiben soll. Als ob die Administration kein
Geld kosten würde! Also so ganz ernst damit, subventionsfreies Theater zu
machen, war es auch dem Herrn Bronner nicht.
Aus diesem
Trick Marboes - und ich bezeichne das als Trick, denn mit dieser Vorgabe, ein
subventionsfreies Theater machen zu können, wollte er umgehen, dass er
irgendetwas im Kulturausschuss beschließen lassen muss - ist leider eine
platzende Seifenblase geworden, denn Bronner sagte im Juni 2000 ab. Vielleicht
hat er früher als Marboe erkannt, dass man ohne Geld kein Theater machen kann.
Aber genau das
verlangt StR Marboe dann unverdrossen weiter. Und als zur Rettung des Rabenhofs
dann letztlich der 3. Bezirk - und zwar einstimmig, auch die ÖVP war dafür
- Geld zur Verfügung stellt, damit das Haus, das ja alle gewollt haben, vor dem
Zusperren gerettet wird, ist Marboe nicht froh darüber, sondern geht wieder als
Rumor durch die Szene, um Neid gegen Welunschek zu schüren, dem Günstling der
SPÖ, dem da was versprochen wurde, und alle anderen haben keine Chance gehabt. Er
hat damals versucht, sehr viel Stimmung zu machen. Es haben ihm nicht alle
geglaubt. Bei den Medien ist es halt manchmal hineingegangen.
Aber zurück
zum Sanierungskonzept der Josefstadt. Die wundersame Schuldenvermehrung möchte
ich schon noch erwähnen, denn im Februar 2000 waren es 65 Millionen, die
bekannt wurden, bis zum Juli 2000 waren es 95 Millionen, und als dann die
Unternehmensberatungsfirma tätig wurde, musste man feststellen, dass das sogar
auf 160 Millionen anwächst, wenn man die richtige Bewertung des Objekts
Josefstadt dazunimmt. Und spätestens jetzt, spätestens im Juli 2000 wäre ein
sofortiger Handlungsbedarf gegeben gewesen. Aber was tut "Dorian"
Marboe? - Vermutlich per Seitenblick überprüfen, ob sein strahlendes Image noch
sichtbar ist, ansonsten akzeptieren, dass der Bund nichts tut - siehe
Umschichtung Baukostenzuschuss -, die Nachfolgefrage Lohner nicht klären,
obwohl die schon angekündigt war. Er zieht es vor, keine Fragen über die
Verursacher dieses plötzlichen Desasters zu stellen, ein bisschen Welunschek
mies zu machen, nicht auf die wiederholten Aufforderungen unserer Fraktion
einzugehen, Taten zu setzen, nicht darüber zu reden - alle haben darüber
geredet außer ihm, das ist ja sozusagen sehr breit durch die Szene gegangen -,
wer Lohner nachfolgen soll, nicht darüber zu reden und auch nicht zu
entscheiden und auch nicht zu forcieren, wie die neue Eigentümerstruktur der
Josefstadt aussehen soll, also wie die Überführung der GmbH in eine Stiftung
vollzogen werden soll. Das wurde ebenfalls fast ein Jahr verschlampt.
Im Jänner 2001
wurde die neue Struktur angekündigt, aber ich glaube, das war letztlich
lediglich ein Wahlzuckerl von ihm und auch eine Methode, das Nachfolgeproblem
sehr bequem hinauszuschieben. Nach der Umwandlung der GmbH, so hieß es, werde
diese ihre Eigentümerrechte wahrnehmen und Lohners Nachfolge bestimmen, und
zwar mit Ausschreibung unter Eingeladenen oder einer Findungskommission.
Also das, was
er jetzt kritisiert, das hätte er genauso machen können, aber er putzte sich
damals ab, schob es hinaus auf die Zeit nach der Umwandlung der GmbH. Alles
das, damit sein strahlendes Bild keinen Kratzer bekommt. Und dann wirft
derselbe Stadtrat dem neuen StR Mailath-Pokorny vor, Ausschreibungen seien eine
Farce. Ich kann nur sagen: Wir weisen das striktest zurück! (Beifall bei der SPÖ.)
Ich könnte
jetzt noch lange fortsetzen, tue es jedoch nicht.
Das alles hat
"Dorian" Marboe durch seine Angst
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular