Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 138
nichts geholfen hat,
und heute sind wir so stark, dass wir David Bowie ablehnen können, dass wir
Madonna ablehnen können. Wir können es uns leisten, obwohl es null Voraussetzungen
in Wien gibt, in Wien zu sein, denn wir sind stark.
Wie viele
Kruders & Dorfmeisters wurden nicht möglich, weil es überhaupt keine
wirtschaftspolitischen Voraussetzungen gibt? - Das Tolle an Wien ist, was es
hier für ein Potenzial gibt, und das Verheerende ist, dass die
Wirtschaftspolitik dieses Landes das überhaupt nicht wahrgenommen hat. Das
geschah im Filmbereich nicht, wobei ich da anmerken muss, dass im Unterschied
zum Bund Wien versucht hat, die Budgets auszuweiten. Aber die grundsätzlichen
Fragen der Ausbildung im Filmbereich wurden nicht angegangen. Man hat sich nicht
vielleicht auch als wirtschaftspolitische Frage überlegt: Was geschieht mit der
Filmakademie? Was passiert mit den Rosenhügelstudios? Wie können wir
produzieren? Warum gehen viele Produktionen nach Prag, wo bereits ein Vielfaches
umgesetzt wird, wo Szenen in Prag gedreht werden, die in Wien spielen, weil sie
in Prag bessere Voraussetzungen für Filmproduktionen haben?
Meine Damen
und Herren! Das alles sollten Sie seit Jahren kennen, aber das wird nicht
gemacht. Dafür kaufen wir ganz brav Grundstücke, wir entwickeln diese
Grundstücke, bauen schöne Häuser drauf, bis hin zur notwendigen Greißler- und
Fleischhauerförderung, die schon okay ist. Aber man begreift nicht, dass das
nicht das Ziel oder der Fokus einer neuen Wirtschaftsförderung sein kann.
Anderer Bereich
- wiederum knowledge based, aber darüber hinausgehend oder überschreitend -:
Wie oft habe ich auch hier diese Schnittstelle neue Medien, Services,
Dienstleistungen diskutiert, wie oft habe ich Ihnen dieses Beispiel erzählt, um
einmal zu zeigen, wie mühsam das ist, wie altbacken die Wirtschaftspolitik in
Wien funktioniert. Ich bringe es noch einmal, weil wiederum ein Vorschlag
sowohl im Stadtratbüro als auch bei den Wiener
Linien liegt.
Ich spreche
von einer gescheiten Information über Verspätungen beim öffentlichen Verkehr
über neue Medien. Wir werden in ein, zwei, drei Jahren UMTS haben, wir haben
bereits GPRS als Möglichkeit, eine tolle Möglichkeit, nicht folgende Durchsagen
zu erhalten, heute, wo es draußen 12 Grad minus hat, man sich abfriert - jetzt
sage ich nicht, was man in der Umgangssprache sagt - und es kommt die Straßenbahn
nicht daher. Nach 10 Minuten Frieren und Ärgern: Sehr geehrte Fahrgäste!
Derzeit kommt es auf der Linie Sowieso auf Grund von ... zu unterschiedlichen
Zugsintervallen. Wir sind bemüht, das ordnungsgemäße Intervall
wiederherzustellen. Bitte um Ihr Verständnis. - Eine tolle Information in
Zeiten der Digitalisierung! Eine wirklich tolle Information.
Seit zwei
Jahren renne ich in Wien von Pontius zu Pilatus - ihr könnt euch einigen, wer
der eine und wer der andere ist -, um zu sagen: Bitte gebt einen kleinen
Auftrag, ein System zu entwickeln, wo man punktgenau hört, bei der
Linie XY ist in 5, 7, 9 Minuten etwas zu erwarten, oder benützen Sie
ein Taxi. Jedenfalls gescheite Kundeninformation. Das kostet ein Viertel
Volksgarage. Das kostet die halbe Subvention der Abschleppgebühren. Da gibt es
genug Geld. Aber das dauert! Wiener Wirtschaftförderung: Tü tü tü, bitte
warten! Innovation dauert. Wir prüfen, wir machen.
Das ist das Problem,
und ich sage Ihnen, das ist der Hauptgrund - und dafür werden wir noch viel
schärfer Kritik Richtung SPÖ üben -, warum andere Bundesländer, die quicker,
schneller und innovativer sind, schon weiter sind, als eine dröge innovationsmühsame
Wiener Sozialdemokratie, die sagt: Ja, ist eine gute Idee, soll einmal einer
vorbeischauen. Als ob das ein Bittstellen wäre und es nicht darum ginge,
Anreize zu setzen! Darum wächst die Beschäftigung nicht und gehen derartige
Unternehmen woanders hin und bleiben nicht in Wien.
Dass es
trotzdem möglich ist, dass in Wien tolle Firmen entstehen, die völlig abseits
wirtschaftspolitischer Unterstützung auch international reüssieren, zeigt, dass
offensichtlich ein unglaubliches Potenzial in dieser Stadt vorhanden ist, das
mich mit dieser Stadt so verbunden sein lässt. Aber wo setzen Sie die Anreize?
Wo gibt es die Wettbewerbe? - Das fällt zum Beispiel einer Zeitung ein. Dieser
tolle Wettbewerb Cyber schools, den der "Standard" gemacht hat. Es
ist unglaublich, was da in Schulen an Kreativität hervorgerufen wird. Und was
macht die Gemeinde Wien auf diesem Sektor, was macht der Wirtschaftsförderungsfonds
auf dem Sektor? - Nichts oder wenig oder kaum etwas.
Was hat
eigentlich Bildung damit zu tun? Damit sollen sich die Schulen auseinander
setzen. Dieses veraltete Verständnis ist der Bereich, den ich nicht verstehe.
Um klar zu
machen, warum wir diesem Bereich jetzt trotzdem zustimmen, muss ich sagen, was
die Alternativen wären. Wir könnten jetzt herausgehen und sagen: Weil das so
langsam geht und erst in wenigen Ansatzpunkten gegeben ist, deswegen lehnen wir
das ab. Wir halten es jedoch für sinnvoll, dass das Geld bereitsteht, um auch
zu signalisieren, dass es eine Aufgabe der öffentlichen Hand ist, hier Innovationen
weiterzubringen. Aber es gilt auch, jene Kritik von Wirtschaftsforschern, von
Leuten, die das vorschlagen, ernst zu nehmen und die Vorschläge umzusetzen.
Was das Ganze
so mühsam macht, ist, dass in Gesprächen alle sagen: Ja, ihr habt eh Recht, das
muss man eh machen. Da wäre mir oft viel lieber, wenn gesagt würde: Nein, das
ist falsch. Ende! Damit kann man leichter umgehen, als wenn gesagt wird: Ja,
wir tun eh, wir tun das eine oder andere. Aber alles geht so langsam.
Ein weiterer Bereich
noch, um zu zeigen, in welche Richtung es gehen soll. Ich möchte jetzt, wie
gesagt, das Kritische und das Innovative zusammenfassen. Eine von vielen,
vielen Firmen, die in Wien wirklich
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