Gemeinderat,
10. Sitzung vom 23.1.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 56
Wien-Investitionen, Investitionen der Unternehmungen der
Stadt, wenn man die Projekte der Private-Public-Partnership nimmt, alles
zusammen, auf einen Betrag - nur auf das Jahr 2002 bezogen - von
2,45 Milliarden EUR kommen. 2,45 Milliarden EUR werden
bauprojektbezogen in Wien im Jahr 2002 umgesetzt werden. Und da ist nicht
einmal der Multiplikatoreffekt der Wohnbauförderung mitgerechnet, der mit einem
Stellenwert von mindestens 2, maximal möglicherweise 3 dazukommt.
Aus zeitlichen Gründen unterlasse ich jetzt die Aufteilung,
wie sich das aufsplittet, aber es kann natürlich zur Verfügung gestellt werden.
Ich halte es auch für wichtig, dass es entgegen allen
oppositionellen Unkenrufen doch so ist, dass Wien weiterhin Wirtschaftsstandort
erster Wahl ist.
Es hat vor kurzem eine gemeinsame Pressekonferenz von
Bartenstein und Rene Siegl, das ist der Chef des ABA, gegeben, wo Siegl
attestiert hat, dass weiterhin der Trend der Auslandsinvestoren, hier in Wien Unternehmungen,
Betriebsstätten einzurichten, ungebrochen und sogar verstärkt gegenüber den
vergangenen Jahren anhält.
Also, wir haben einen sehr starken Trend in der Richtung.
68 von 120 Investitionsprojekten sind in Wien getätigt worden, das sind
56 Prozent. 15 von 20 im Jahr 2001 neu entstandenen Europahauptquartieren
sind in Wien, das sind 75 Prozent. Und ich erinnere daran, dass auch der
Bundespräsident anlässlich seiner Rede bei der 80-Jahr-Feier des Landtags auf
dieses Phänomen hingewiesen hat.
Der Trend nach Wien hat natürlich auch mit den Erwartungen
zu tun, die an die Osterweiterung der Europäischen Union geknüpft werden. Es
ist kein Zufall, dass die Headquarters vieler internationaler Konzerne jetzt in
Wien angesiedelt werden.
Das weiß übrigens auch der FPÖ-Politiker Prinzhorn,
der gestern in der "Kronen-Zeitung" erklärt hat, wie erfolgreich er
in seinem Konzern war, und auch nicht verschwiegen hat, dass der Großteil
seiner Gewinne aus seinen Betrieben in Ungarn, in der Slowakei und in anderen
osteuropäischen Ländern stammt, in Polen etwa.
Und ich denke, dass sich das insgesamt auch widerspiegelt
in dem Unterschied des Wirtschaftswachstums. Wir sollten nicht vergessen, dass
die Beitrittskandidatenländer durchaus eine bessere Wirtschaftswachstumsbilanz
haben als etwa Österreich oder auch andere EU-Länder und dass daher generell
bei Wirtschaftsexperten die Hoffnung besteht oder sogar die feste Überzeugung
besteht, dass die Einbeziehung dieser wachsenden Wirtschaftsbereiche durchaus
ein Impuls sein kann für die gesamte Europäische Union, und ich halte das für
eine durchaus wichtige Überlegung.
Für den Wirtschaftsstandort Wien ist es daher nicht
egal, meine sehr geehrten Damen und Herren, ob es zur Osterweiterung der Europäischen
Union kommt oder nicht. Und ich füge hinzu, gerade angesichts der augenblicklichen
aufgeregten Debatte in der Koalition, welche innerstaatlichen Signale
ausländische Investoren empfangen. Ich sage das so, wie ich es empfinde. Der
Eiertanz bis Watschentanz, der jetzt in der ÖVP-FPÖ-Koalition im Zusammenhang
mit dem Anti-Temelin-Volksbegehren ausgebrochen ist und aufgeführt wird, ist
alles andere als eine Einladung an ausländische Investoren, jetzt ihre Betriebe
in Österreich anzusiedeln. Also, wenn das so fortgeht, brauchen wir uns gar
nicht den Kopf zu zerbrechen, über die Prognosen für die nächsten Jahre, was
die Betriebsansiedlung ausländischer Unternehmen anlangt.
Dazu kommt, dass Frau Bundesminister Forstinger ihre
Infrastrukturaufgabe in den letzten Jahren, die sie zur Verfügung gehabt hat,
absolut nicht erfüllt hat. Das spürt unmittelbar die Baubranche im Osten, das
spürt aber mittelbar die gesamte Wirtschaft der Ostregion.
Und ich denke, dass man auch über den jetzt vorgelegten
Generalverkehrsplan sagen muss: Zurück an den Start!, denn in Wirklichkeit ist
dieser Generalverkehrsplan, so wie er jetzt präsentiert worden ist, meine sehr
geehrten Damen und Herren, ein Anschlag auf den Wirtschaftsstandort Wien und er
gefährdet die Wirtschaft in der Ostregion. Ich glaube, dass es eine Katastrophe
ist, wenn wichtige Projekte der Schieneninfrastruktur in der Ostregion, die
notwendig sind gerade für die Entwicklung der Europäischen Union, jetzt nach
hinten geschoben werden.
Ich nehme nur ein Beispiel, das auch Kollege Schicker
gestern erwähnt hat. Mich überrascht es eigentlich dann nicht mehr, wenn der
gesamte Flugverkehr und der Flughafen Wien in dem Generalverkehrsplan nicht vorkommen.
Als wenn es den gar nicht gäbe, als wenn das exterritoriales Gebiet wäre.
Vielleicht haben wir da irgendetwas übersehen, Herr Klubobmann Kabas, vielleicht
können Sie uns das zeigen, wo das mit dem Flughafen steht. Aber es wäre doch
eigentlich anzunehmen, dass das für die Destination wichtig ist. (GR Mag Hilmar Kabas: Sie haben ja verhandelt, nicht ich!) Ja, wenn das, was wir verhandelt haben,
in dem Generalverkehrsplan drinnen stünde, Herr Kabas, dann wären wir eh zufrieden.
Das Merkwürdige ist, dass bei den Verhandlungen ganz etwas anderes ausgemacht
war, als jetzt drinnen steht.
Ich muss noch hinzufügen, sozusagen als Bilanz der
augenblicklichen Situation. Das, was uns die Bundesregierung unter dem Titel
"Konjunkturpaket" vorgelegt hat, ist leider auch ungenügend. Ich sage
das jetzt nicht mit dem Reflex, alles, was da drinnen steht, ist schlecht. Es
enthält eine Reihe von durchaus wichtigen Strukturmaßnahmen. Ich habe
beispielsweise die Arbeitsstiftung erwähnt, die dort auch einen gewissen Widerhall
hat. Also ich bin nicht jemand, der von vornherein sagt, alles, was da drinnen
steht, ist schlecht.
Das Problem ist eigentlich, dass in einem solchen
Konjunkturprogramm etwa zu erwarten gewesen wäre, dass die Bundesregierung ihre
Entscheidung, 1,8 Milliarden EUR für den Ankauf von Abfangjägern aus
dem Ausland jetzt umzusetzen - heute läuft die Frist ab - , revidiert hätte,
hinausgeschoben hätte, und diese 1,8 Milliarden EUR eingesetzt hätte
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